Denn Stephan mutiert immer mehr zum Torjäger. Ein Zustand, der für ihn bislang eher ungewöhnlich ist. Fünfmal hat er in den ersten elf Spielen bereits getroffen. Dafür hatte er vorher dreieinhalb Jahre benötigt. „Da kamen ein paar Dinge zusammen und ich frage mich selbst, warum es plötzlich vorne so gut läuft“, sagt der 27-Jährige. „Bei den ersten beiden Toren stand ich einfach nur richtig. Seitdem ist viel mehr Selbstvertrauen im Abschluss vorhanden und plötzlich geht es fast wie von selbst. Anfangs gab es immer noch ein leichtes Raunen unter den Zuschauern, wenn ich getroffen habe. Aber selbst das passiert nicht mehr.“

Der Grund, warum er und auch Daniel Kratz (bereits acht Treffer) als Verteidiger so oft treffen, liegt im neuen Spielertrainer Marc Röhrig begründet. „Er erlaubt uns nicht nur, dass wir uns ins Angriffsspiel mit einschalten – er fordert das sogar.“ Und so ist Stephan drauf und dran, eine Wette mit dem Trainer zu gewinnen, die ihm und dem Team 30 Liter Bier aus der Kasse von Marc Röhrig bescheren würde. „Das ist am Bau von Maurizio Bohl entstanden. Da hatte ich freitags mein zweites Tor gemacht und am Samstag haben wir als Mannschaft dort geholfen. Wir haben ein bisschen geflachst, dann hat mir Marc die Wette angeboten. Sieben Tore soll ich für die 30 Liter machen. Ich habe sofort eingeschlagen, ohne zu ahnen, dass ich das wirklich gewinnen kann.“

Nicht getroffen hat Stephan derweil in Lütter beim 1:0-Sieg beim größten Konkurrenten im Titelrennen. Womit die nächste kuriose Geschichte begonnen wäre. Denn Stephan ist ein „halber“ Lütterer. Die gesamte Verwandtschaft mütterlicher Seite stammt aus dem Nachbarort und schwört auf Grün-Weiß. „Das ist schon wirklich eine witzige Geschichte, dass ausgerechnet wir beide uns um die Meisterschaft streiten. Mal schauen, wer am Ende die Nase vorne hat“, sagt Stephan, der für die Kreisoberliga Süd eine Lanze bricht.

„Für uns ist diese Liga der absolute Wahnsinn. Jede Woche hast du quasi ein Derby, denn die halbe Gemeinde spielt in dieser Klasse. Dazu Nachbar Hattenhof. Aber trotzdem: Ich bin der Meinung, dass ein Verein wie der TSV Rothemann wieder in die Gruppenliga gehört. Und wenn du so eine Saison spielst, wie wir bis zur Unterbrechung, dann willst du das auch unbedingt erreichen“, macht er die Ambitionen klar.

Typisch Stephan eben. Denn genau so beschreibt ihn auch sein Trainer: „Felix ist derart ehrgeizig, aber auch ein Mensch, der neben dem Platz sehr viel für den Verein tut. Das ist eben ein kompletter Dorffußballer – und das meine ich nur super positiv. Menschlich, sportlich, in jeder Lebenslage – Felix ist ein herzensguter Kerl, auf den du dich immer voll verlassen kannst“, lautet die Beschreibung von Röhrig.

Zumal Stephan ein Ur-Rothemanner ist, der seit Kindesbeinen an noch nie für einen anderen Verein gespielt hat. Viele Jahre Gruppenliga hat er miterlebt, zuletzt aber auch einige magere Jahre. „Jetzt sind wir aber wieder auf dem richtigen Weg, weil Marc, unser Co-Trainer Lars Hohmann und der sportliche Leiter, Oliver Schäfer, einen super Job machen. Die Mischung innerhalb der Mannschaft stimmt. Wir haben einige erfahrene Leute, die die jungen Wilden führen können. Und auch menschlich passt es. Alle Neuen passen voll zu uns. Es ist einfach nur geil, in dieser Truppe spielen zu dürfen“, lautet das Lob von Stephan.

Dass „Säude“ – so der Hofname der Stephans – das Trikot mit der Nummer 15 trägt, ist übrigens ganz bewusst gewählt. „Das ist schon länger so“, sagt der BVB-Fan, der sich die Nummer in Anlehnung an sein Vorbild Mats Hummels ausgesucht hat.

Steckbrief

Name: Felix Stephan
Spitzname: Säude
Geburtsdatum: 9. Juli 1993
Im Verein seit: Juli 1998
Position: Innen- oder Außenverteidiger
Rückennummer: 15