SV Flieden

Flieden oder gar nichts

Nach 13 Jahren Betreuertätigkeit geht der Blick von Pascal Steinberger (rechts) in der kommenden Zeit vorerst weg vom SV Buchonia Flieden. Foto: Christian Halling

Er ist eine Institution beim SV Buchonia Flieden. Sieben Tage in der Woche ist Pascal Steinberger für den Verein aus dem Königreich zur Stelle. In wenigen Wochen wird sich das jedoch ändern. Nach 13 Jahren wird der 30-Jährige seinen Heimatverein nämlich mehr aus der Ferne begutachten. Ein neues Hobby ist ausschlaggebend.

Und urplötzlich spielt der Fußball nicht mehr die erste Geige. Rund zehn Monate ist es her, dass Steinbergers Tochter Lucia das Licht der Welt erblickte und sich für den frischgebackenen Vater ein ganz neues Hobby ermöglichte. „Es gibt jeden Tag nichts Schöneres, als mit dem eigenen Kind aufzustehen, zu spielen, zu lachen und abends ins Bett zu gehen“, lässt der Ehemann von Felicitas, mit der er seit März 2019 verheiratet ist, durchblicken. Selbst ein Aufstieg in die Hessenliga, sein dritter mit der Buchonia, kann da nicht mithalten.

„Alles“, so der gebürtige Fliedener, habe er für den Sport seit jeher gegeben. Selbst sei er zwar nie der größte Fußballer gewesen, doch dafür habe ihm das Rundherum sehr viel Spaß bereitet. Dass er seine Frau ebenfalls am Sportplatz kennengelernt hat, passt perfekt ins Bild. Deshalb möchte er die vergangenen 13 Jahre auch nicht missen. Als stetiger Begleiter der Buchonen-Spiele mit seinem Vater kam bereits früh die Anfrage, ob er nicht Lust auf den Betreuerjob hätte. Gerade 18 Jahre alt geworden, probierte sich Steinberger schließlich aus. „Die Zeit damals war noch eine ganz andere. In der Mannschaft waren alteingesessene Spieler wie Daniel Rother, Sascha Gies, Eldar Hasic oder Sven Bormann. Die haben erstmal gelächelt bei einem jungen Kerl wie mir“, erinnert er sich zurück. Die Aufregung verflog schnell, der Dortmund-Fan gehörte rasch zum Inventar.

Fortan füllte sich die Liste der Trainer – angefangen von Jörg Meinhardt bis hin zum aktuellen Coach Zlatko Radic. Betreuer Steinberger blieb immer eisern auf seinem Posten. Und von jedem Einzelnen kann er Highlights berichten. 2008 beispielsweise, direkt zu Beginn seiner Tätigkeit, ging die Reise zum SV Darmstadt 98. „Dort saßen 2000 Fans hinter der Trainerbank und gaben 90 Minuten Vollgas. Ähnlich war es 2019 gegen Kassel. Das macht Spaß – genau wie die vielen Derbys, weil uns Derbys immer liegen“, so der Industriemechaniker.

"Meine Dummheit hat mich einen Einsatz in der Hessenliga gekostet"

Besonders herausragend sei die Zeit unter Meik Voll gewesen. Der 45-Jährige habe viel Wert auf das Team um das Team gelegt, habe damit auch die Betreuertätigkeiten auf ein neues Level gehoben. So sei in der zurückliegenden Zeit immer mehr Luxus für die Mannschaft hinzugekommen, wobei Steinberger betont, „dass das wohl auch etwas meine Schuld war. Erst waren es nur die Spielberichte und die Trikotwäsche, zum Schluss jedoch bin ich zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn vor Ort gewesen. Gästekabine, Heimkabine, Schiedsrichterkabine, Platzaufbau.“ Die Liste ist lang, künftig widmet sich der 30-Jährige nur noch den Hintergrundarbeiten und möchte dem Hausmeister etwas unter die Arme greifen.

Seine Erfahrungen wird er nun weitergeben. Tim Larbig, bisheriger Betreuer der Reserve, wird aufrücken. Anlernen wird Steinberger ihn während der jetzigen Vorbereitung, weshalb ein Schlussstrich mit dem Abbruch der Saison nicht möglich war. Dass die Knochen bei etwaigen Besuchen zappeln könnten, vermutet er bisweilen nicht – obwohl er stets emotional mit dabei war. Einmal wurde ihm das aber zum Verhängnis. 2018 hatte die Buchonia den Klassenerhalt in der Hessenliga bereits erreicht, doch die Spielerdecke war wegen zahlreicher Verletzungen ausgedünnt. „Im Heimspiel gegen Hadamar gab es Tumulte. Daraufhin bin ich von der Bank geflogen und wurde gesperrt. Eine Woche später sind wir mit nur zwölf Leuten nach Alzenau gefahren. Da mein Spielerpass nach meiner Zeit bei Höf und Haid in Flieden lag, hätte ich eventuell fünf Minuten Hessenliga spielen können. Meine eigene Dummheit hat mich darum gebracht“, sagt der Familienmensch. Eine Betreuertätigkeit bei einem anderen Verein kommt übrigens nie in Frage. „Flieden oder gar nichts“, sagt Steinberger, der seinen Heimatverein niemals verleugnen könne – und eine Rückkehr nicht ausschließt.