Defensive glänzt vorne wie hinten

Fliedens Märchen findet seinen Hauptdarsteller

Traum-Duo in der Innenverteidigung? Andre Leibold (links) und Nico Zeller fahren aktuell zu Hochleistungen hoch. Foto: Kevin Kremer

Beim Blick auf die Tabelle scheint es fast surreal, dass der SV Flieden auf einem starken sechsten Rang steht und bereits 15 Punkte auf dem Konto hat. Hauptdarsteller dieses Märchens: Die Fliedner Hintermannschaft, die im bisherigen Drehbuch eine Doppel-Rolle einnimmt.

Darf ich vorstellen: Andre Leibold, Innenverteidiger, 32 Jahre, drei Saisontore. Nico Zeller, Innenverteidiger, 23 Jahre, zwei Saisontore. Hinzu kommen Marius Kullmann, Nico Hohmann (beide Außenverteidiger), Luca Gaul, Sascha Rumpeltes und Christian Kress (alle defensive Mittelfeldspieler), die bisher einfach trafen. In der Summe sind die Defensivakteure für gut zweidrittel der Fliedener Tore verantwortlich. Chapeau! Und nur mal nebenbei: Die Buchonia hat auch noch die sechst beste Defensive der gesamten Liga. Nicht schlecht, schließlich haben einige die Blau-Weißen als klaren Abstiegskandidaten gesehen.

„Was soll ich sagen? Wir stehen hinten sehr gut und schießen mit unseren defensiven Akteuren fast jedes Spiel ein Tor“, geriet Fliedens Trainer Zlatko Radic ins Schwärmen, der zugibt, dass es bei den Offensivkräften noch etwas hakt. Bestes Beispiel ist die zurückliegende Partie gegen Erlensee, als drei Standards für den 3:0-Heimsieg sorgten. „Wenn es mal im Spiel nicht läuft, sind wir immer für ein Tor nach einem ruhenden Ball gut. Ich bin froh, dass Standards zum Fußball gehören“, scherzt Radic. Gerade das tiefe Geläuf erschwerte das Kurzpasspsiel, weshalb sich die aus dem Spiel heraus erspielten Chancen im Rahmen hielten.

Und so ist es kaum verwunderlich, dass ein Innenverteidger der aktuelle Top-Torjäger ist. In bisher fünf Einsätzen erzielte Andre Leibold bereits drei Treffer und stellt in dieser Kategorie Fabian Schaub, Marc Götze oder Kamran Tariq in den Schatten. Ok - Schaub und Tariq (trafen bisher doppelt) waren/sind noch verletzt und der Top-Torjäger Schaub wird am Wochenende gegen den Hanauer FC seine ersten Spielminuten seit dem 16. September bekommen, die Leistung der torgefährlichen Abwehrspielern mindert diese Tatsache aber keineswegs. Davon abgesehen verleiht das Duo Leibold/Zeller der gesamten Mannschaft mit ihrer Lufthoheit eine gewisse Stabilität. „Ihre Kopfball- und Zweikampfstärke ist extrem wichtig für uns. Ich hätte nie gedacht, dass sie uns diese Beständigkeit in der Abwehr verleihen können“, gesteht der 50-jährige Trainer. Grund: Leibold war vor der Saison gar nicht für die Innenverteidigung vorgesehen, nun dürfte er mit Zeller für die Zukunft gesetzt sein.

Die extreme Standardstärke kommt übrigens nicht von irgendwo, schließlich sind die ruhenden Bälle noch nicht so lange das Steckenpferd der Fliedener. „Als ich hier übernommen habe, hatten wir in diesem Punkt noch sehr viel Luft nach oben“, erklärt Radic, der regelmäßig die ruhenden Bälle im Training trainieren lässt. Oft vergessene Helden dabei: Felix Hack und Marius Kullmann, die die Standards treten. Kullmann zum Beispiel bereitete gegen Erlensee zwei Treffer per ruhendem Ball vor, verwandelte einen Freistoß direkt und avancierte somit zum Man oft the Match.