Flach und Keßler
Fuldaer Duo mischt die VW-Stadt auf
Schließlich zählen die meist als Linksverteidigerin eingesetzte Flach und Angreiferin Keßler zum Stamm der Mannschaft von Holger Ringe. Beide hatten bis vergangenen Sommer noch für die C-Junioren des JFV Viktoria Fulda und nebenbei bei den Mädels des SV Gläserzell gespielt, ehe sich im Frühjahr die Möglichkeit ergab, bei den Wölfinnen Fuß zu fassen. Die erste eigene WG und Schulwechsel inklusive. "Groß Heimweh hatten wir aber bisher nicht", sagt Emma Keßler, die fürs Kochen zuständig ist. Zum einen kämen die Eltern und auch Freunde regelmäßig für einen Besuch nach Niedersachsen. Zum anderen sei durch das Training, die Schule - beide besuchen den gymnasialen Zweig einer mit dem Verein kooperierenden Eliteschule - und den Haushalt für sehr viel Abwechslung gesorgt.
Und sportlich läuft es natürlich richtig rund. Schon in der Vorbereitung habe sich herauskristallisiert, dass die beiden Osthessinnen im 27 Spielerinnen umfassenden Kader gute Chancen auf regelmäßige Spielzeit besitzen, erinnert sich Paula Flach zurück: "Das Training war abwechslungsreich und anspruchsvoll, es war mehr Ausdauer dabei als jemals zuvor. Zudem gibt es einmal die Woche ein Athletiktraining. Aber letztlich haben wir es beide schnell geschafft auf das Niveau zu kommen, auf dem viele unserer Mitspielerinnen, die schon wesentlich länger dabei sind, agieren", betont Flach stolz. Zum Auftakt gegen Meppen Ende August stand sie in der Startelf, Emma Keßler kam als erste Einwechselspielerin nach der Pause ins Spiel und erzielte kurz darauf gleich mal das Tor zum 2:1-Endstand. "Besser konnte es nicht laufen zum Start. Leider habe ich im weiteren Saisonverlauf wegen knappen Abseitsentscheidungen nicht noch nachlegen können", bedauert Keßler. Paulas Vater und Förderer des Duos zu Viktoria-Zeiten, Markus Mans, der sich auch das ein oder andere Spiel angeschaut hat, hat erkannt, "dass gegen den Meister alle richtig heiß sind. Da werden die Mädels dann schnell mal auf einen schlechteren Platz vom Gegner geschickt und auch der Schiri war nicht immer der Freund der Mannschaft."
Dazu taten sich die Wolfsburgerinnen gerade gegen Gegner von unten sehr schwer: Sieben Punkte hat man daher als Zweiter nach elf Spielen Rückstand auf Primus Hamburger SV. "Viele Teams spielen super mit und wollen offensiv agieren. Die Teams aus dem hinteren Bereich der Tabelle dagegen mauern extrem und hoffen dann, dass ihre schnellste Spielerin nach einem langen Schlag einen reinmacht", erinnert sich Paula Flach ungern zum Beispiel an das 1:1 gegen Schlusslicht Aurich zurück. Auch wenn aus der Nord-Staffel im Mai die ersten beiden Teams neben dem West- und dem Süd-Meister an den Spielen um die Deutsche Meisterschaft teilnehmen dürfen, hoffen die beiden noch auf den Staffeltitel. "Wir haben eine super Moral und schon sehr viele Punkte in der Schlussphase geholt. Von daher geben wir uns noch nicht geschlagen", betont Keßler.
Das Ziel: Zweite Bundesliga in der U20 ab Sommer
Wenngleich Paulas Vater Markus Mans findet, "dass auch bei der Nummer eins im deutschen Frauenfußball der Mädchenfußball nicht die erste Geige spielt", so bekommen die Mädels doch auch hier und da was von den Profis, zumindest der ersten Frauenmannschaft, mit. Alexandra Popp und Co. laufe man hier und da über den Weg, einmal passte es auch mit dem Besuch eines Bundesligaspiels der Wölfinnen. Dazu waren Flach und Keßler Ballmädchen bei der zweiten Mannschaft des VfL, einer reinen U-20-Truppe, in der das Duo ab der kommenden Saison gerne Zweitligafußball spielen will. "In der Wintervorbereitung wird da gesichtet, allerdings haben wir im Laufe der Runde schon immer mal dort mittrainiert, der Trainer kennt uns", ist Flach optimistisch, dass der Weg in der VW-Stadt für die beiden weitergeht. Das Abitur machen Keßler und Flach so oder so, beruflich gilt es sich ein Standbein neben dem Fußball aufzubauen. "Ich finde den Fitnessbereich sehr spannend. Aber es ist auch noch ein bisschen Zeit das zu entscheiden", weiß Paula Flach.
Ihr Vater Markus Mans ist froh, dass sich die beiden in Wolfsburg sehr wohl fühlen und sieht die Fußballerinnen in guten Händen: "In der Schule und in der Mannschaft haben sie schon viele Freundschaften geschlossen, von ihrer Wohnung erreichen sie die Innenstadt, die unterschätzt wird, zu Fuß und das Training mit dem Fahrrad. Dazu haben Emma und Paula mit Trainer Holger Ringe einen Förderer, der selbst zwei Mädels in dem Alter und entsprechend Empathie hat. Auch Co-Trainer Michael Schulz und die Teammanagerin Annika Jerke heben stets ein offenes Ohr." Und wer weiß, vielleicht haben die beiden Talente ja im Mai sogar ihren ersten Deutschen Meistertitel in der Tasche? Nach den wohlverdienten Weihnachtsfeiern wird es für Emma Keßler und Paula Flach ab dem 28. Dezember jedenfalls wieder ernst, wenn der Startschuss für den individuellen Trainingsplan erfolgt.
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