Der Hessenliga-Torjäger

"Fußball und Job unter einen Hut"

Hessenliga-Torschützenkönig Noah Michel. Foto Jaux.

53 Tore erzielte Türk Gücü Friedberg in der abgelaufenen Saison. Alleine 24 davon gingen auf das Konto von Noah Michel, der damit einen großen Anteil am Klassenerhalt des Clubs hatte. Sein persönlicher Lohn: Michel wurde mit seiner Ausbeute Torschützenkönig in Hessens höchster Spielklasse.

„Für einen Stürmer ist das eine tolle Auszeichnung. Das macht einen stolz und ist schon eine besondere Ehre. Es ist der Lohn für die Arbeit, die man über eine ganze Saison abgeliefert hat“, freut sich der 27-jährige über die Auszeichnung.

Michel gibt zu, „dass du als Stürmer immer schaust, wo du in der Torjägerliste stehst. Das ist am sechsten Spieltag nicht anders als am vorletzten. Aber am Ende rechnet man schon so ein bisschen, was man vielleicht noch benötigt, damit es am Ende reicht.“

Michel hat eine lange Fußballerreise hinter sich: Nach dem Start bei den Sportfreunden Oberau ging es durch die Jugendabteilungen von Rot-Weiß Erfurt, Eintracht Frankfurt und Jahn Regensburg. Dort machte er auch seine ersten Erfahrungen Seniorenbereich, wechselte dann zu Bayern Alzenau. Dort kam seine Laufbahn zu einem Wendepunkt.

„Ich hatte immer Bock auf Fußball gehabt, aber irgendwie wollte ich die richtige Geilheit auf den Fußball zurückgewinnen. Also habe ich mich entschieden, dass ich den Schritt zu Viktoria Nidda in die Gruppenliga gehen wollte. Das war im Nachhinein auch genau die richtige Entscheidung“, blickt Michel zurück.

Der Stürmer macht das an zwei Punkten fest: „Es war der Reiz mit etlichen Kumpels in einer Mannschaft zu spielen. Das hat eine große Rolle gespielt. Wir hatten eine Riesen Truppe, tolle Typen, ich wollte das Familiäre zurück“, so Michel. Dazu kam die berufliche Komponente: „Durch den Wechsel nach Nidda war der Fußball super mit meinem Beruf kombinierbar. Mittlerweile habe ich einen richtig guten Job als Lagerleiter bei der Deutschen Bahn in Hanau. Wenn ich weiter zu sehr auf Fußball gesetzt hätte, dann hätte ich wohl heute diesen Beruf nicht.“

Nach drei Jahren in Nidda, die mit dem Aufstieg in die Verbandsliga und dort mit einer top Platzierung gekrönt wurden, war der FC Gießen auf ihn aufmerksam geworden. Von dort folgte schließlich der Wechsel zu Türk Gücü Friedberg. Seine mittlerweile achte Station wird auch (vorerst) seine letzte bleiben. „Ich bin momentan wirklich sehr zufrieden so wie es ist“, gesteht Michel. Doch was, wenn ein lukratives Angebot aus der Regionalliga käme? „Wichtig wäre, dass ich Fußball und Beruf unter einen Hut bekäme. Ich bin schon zu lange im Fußball dabei und habe zu viele Höhen und Tiefen durchlebt, um jemals „nie“ zu sagen. Man weiß nie was kommt, aber derzeit steht das wirklich nicht zur Debatte.“

Nach den vielen Jahren in Nachwuchsleistungszentren gibt der Angreifer den Talenten von heute ein Stück Lebenserfahrung mit auf den Weg: „Ich habe eine große Zeit meines Lebens nur für den Fußball gelebt. Vor allem im Alter von 15, 16 Jahren musste man auf ganz viel verzichten und irgendwann merkst du, dass es auch andere Sachen als Fußball gibt. Trotzdem würde ich jedem talentierten Kicker, der die Chance bekommt, raten in ein Nachwuchsleistungszentrum zu gehen. Das bringt dich im Fußball so weit nach vorne. Wenn du aber wirklich Profi werden willst, dann musst du ganz viel hinten anstellen.“