„Görner-raus“-Rufe: FSV-Fans fordern Trainerentlassung

FSV-Trainer Tim Görner (rechts, mit dem Sportlichen Leiter Thomas Brendel) musste einmal mehr Rufe gegen sich ertragen. © Charlie Rolff

Durch den verdienten 3:0 (2:0)-Sieg über den Lokalrivalen aus Frankfurt-Bornheim haben die Offenbacher Kickers sich in der Tabelle zwar nicht verbessert, der Vorsprung auf den ersten potenziellen Abstiegsplatz der Regionalliga Südwest vergrößerte sich dennoch auf sechs Zähler.

Schwereren Zeiten sieht der Tabellenfünfzehnte FSV Frankfurt entgegen, bei dem die Fans Kritik an Verein und Trainer artikulierten. Tim Görner, der aktuell am DFB-Campus den Lehrgang zur Trainer-Pro-Lizenz absolviert , musste einmal mehr „Görner-raus-Rufe“ registrieren; auch die geplanten Verkäufe an GmbH-Anteilen riefen im Lager der Blau-Schwarzen Proteste hervor.

„Görner-raus“-Rufe: FSV-Fans fordern Trainerentlassung

„Die Rufe habe ich die ganzen letzten Wochen schon gehört. Ich gebe tagtäglich mit Mannschaft und Staff das Maximum“, versicherte Görner, der, abgesehen von der kämpferischen Einstellung, wenig Gefallen am Auftritt seiner Mannschaft fand: „Auch wenn wir aus dem Spiel heraus ordentliche Möglichkeiten hatten, waren wir weit davon entfernt, ein Tor zu erzielen. So war es in Kombination mit schülerhaftem Verhalten bei Standardsituationen maximal schwer, hier irgendwas mitzunehmen.“

In einer über weite Strecken von Derbyfolklore wie Nickligkeiten, Fouls und Rudelbildungen beeinträchtigten ersten Halbzeit spielte der FSV ordentlich mit, beeindruckte den OFC mit hohem Anlaufen, Laufbereitschaft und Zweikampfhärte. Dass dennoch die Kickers mit einer 2:0-Führung in die Pause gingen, lag nicht zuletzt an einer neu gewonnen Effektivität bei Standardsituationen, die offenbar auf zielgerichtete Trainingsarbeit zurückzuführen ist, wie etwa der Schütze des 1:0, Innenverteidiger und Ex-FSV’ler Noel Knothe, verriet. Punktgenau war Knothe in einen von Marc Wachs scharf aufs Tor gezirkelten Freistoß eingelaufen und musste den Ball nur noch über den Scheitel streichen lassen (25.).

Auch beim 2:0 bewies Wachs ein feines Füßchen. Die butterweich mit links von links getretene Ecke löste ein Durcheinander im und am Fünfmeterraum aus, das Spielmacher Dimitrij Nazarov am langen Pfosten wild entschlossen mit seinem neunten Saisontor beendete (39.). Die dickste Gelegenheit zum Frankfurter Anschlusstreffer vereitelte kurz vor dem Pausenpfiff OFC-Keeper Johannes Brinkies, in dem er einen brandgefährlichen 17-Meter-Freistoß von Onur Ünlücifci zur Ecke lenkte.

OFC-Trainer Christian Neidhart nach Sieg nicht überschwänglich

„Der Unterschied zum 1:2 letzte Woche in Bahlingen war, dass wir durch einen richtig guten Standard zum richtigen Moment das 1:0 gemacht haben, grundsätzlich bei ruhenden Bällen sehr gefährlich waren und auch, wie beim 2:0, richtig heiß waren, das Tor machen zu wollen. Man sieht, dass wir deutlich stabiler sind und uns auch ein Negativerlebnis wie in Bahlingen nicht umwirft“, stellte Christian Neidhart fest. Allzu überschwänglich beurteilte Offenbachs Trainer den Sieg angesichts der Defizite seines Teams jedoch nicht: „Wir hatten heute das Momentum auf unserer Seite. In der Summe haben wir aber zu viele Bälle einfach verschenkt.“

Für die zeitige Entscheidung sorgte Keanu Staude, der in der Anfangsphase mit Ballverlusten Frankfurter Konter eingeleitet hatte, mit zunehmender Spieldauer jedoch zu großer Form auflief und mit dem Prädikat Traumtor das 3:0 beisteuerte. Der zu Saisonbeginn vom FSV auf die andere Mainseite gewechselte Sechser Leon Müller, der gegen die alten Kameraden hie und da ungeahnte Schwächen offenbarte, hatte in seiner stärksten Szene im Fallen den Ball zu Staude weitergeleitet. Staudes Antritt Richtung Strafraum waren gleich vier Frankfurter nicht gewachsen und aus 15 Metern pfefferte der Linksaußen den Ball unhaltbar für Justin Ospelt in den Winkel (48.).