Güven macht Weg für Neuausrichtung frei
Ein Spiel des TSV Vatanspor Bad Homburg ohne Sportmanager Hüseyin Güven, das war bis dato undenkbar. Doch nun werden sich die Anhänger des Vereins aus dem Bad Homburger Nordwesten an den Gedanken gewöhnen müssen, den omnipräsenten Funktionär auf dem Sportplatz nicht mehr anzutreffen. Denn der 52-jährige hat sich vor der gestrigen Verbandsliga-Partie gegen Rot-Weiss Frankfurt (1:2) mit den neuen Machern des Vereins darauf verständigt, sich künftig aus dem operativen Geschäft herauszuhalten. Pflichtbewusst wie Güven nun einmal ist, erfüllte der Tausendsassa ein vorerst letztes Mal seine Aufgaben in Sachen Spielbetrieb und wohnte der Begegnung gegen den Hessenliga-Absteiger bei.
Güven, der beim türkischgeprägten Klub aus der Kurstadt seit 30 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in verschiedenen Funktionen tätig war, bestätigt die vom Zeitpunkt her überraschende Trennung. "Es gab verschiedene Auffassungen über die Neuausrichtung des Vereins. In diesem Fall ist es besser, wenn man getrennte Wege geht und es den neuen Vereinsverantwortlichen ermöglicht, neue Ideen in den Verein zu bringen. Für mich hat das nicht mehr gepasst, aber ich muss die Entscheidung akzeptieren und hege keinen Groll. Ich habe ein reines Gewissen und haben den Verein trotz vieler Baustellen und Probleme sportlich auf hohem Niveau gehalten", nimmt Güven am heutigen Montag ausführlich Stellung zur Nachricht des Tages in Fußballer-Kreisen.
Schließlich sei es ihm mit seinen wenigen Mitstreitern gelungen, den TSV mittlerweile in seine vierte Verbandsliga-Saison zu führen. Vor der Spielzeit gab es bei Vatanspor massive Personaländerungen im Kader. Der neue Trainer Ibrahim Cigdem, einst selbst auch für die Bad Homburger als Torjäger erfolgreich, verpflichtete über 20 neue Spieler. Auch weil mindestens genau so viele Fußballer dem Verein den Rücken kehrten. Der neue Vorstand um den Vorsitzenden Miroslav Crnoja, den Sportlichen Leiter Stefan Lang und Trainer Ibrahim Cigdem wolle den Verein mit neuen Strukturen komplett neu ausrichten und mit einer jungen Mannschaft das Image des Klubs nachhaltig verändern.
"Leider gibt es im Leben diese Art der Undankbarkeit"
Das sei laut Güven auch einer der Gründe für seinen Rücktritt gewesen, denn "wir waren als Verein bei Auswärtsspielen gern gesehene Gäste und auch beim Schiedsrichterwesen sehr beliebt. Der Verein hat außer bei der Geschichte mit Emin Yalin immer nur positive Schlagzeilen geschrieben. Ich werde nicht zulassen, dass meine Arbeit hier schlecht geredet wird. Leider gibt es im Leben diese Art der Undankbarkeit, mag sie auch noch so unklug erscheinen", spricht Güven das Kernproblem an.
Die Konsequenz: Der Funktionär, der mit dem Klub verheiratet zu sein schien, wird sich bis auf weiteres komplett zurückziehen und sich erstmal nicht mehr blicken lassen. "Ich werde mich am Mittwoch mit einem Ausstand von meiner Mannschaft verabschieden und dann werde ich auch im Hintergrund nicht mehr tätig sein. Für eine bessere Zukunft sollte man die Vergangenheit nicht vergessen. Eine Zusammenarbeit war unter diesen Umständen nicht mehr möglich. Ich werde immer im Herzen bei Vatan bleiben und will keine schmutzige Wäsche waschen", betont er.
Trotz unterschiedlicher Meinungen findet Güven auch Lob für die neuen Macher Cigdem und Lang. "Ibo hat im Bereich Sponsoring in wenigen Wochen viel bewegt und viel Energie gebracht. Stefan leistet überragende Arbeit und hat mich viel entlastet. Er ist eine Bereicherung für den Verein und sollte zu 100 Prozent unterstützt werden", lobt Güven. Sonntags auch mal andere Spiele verfolgen und mit den eigenen Kindern etwas unternehmen, das hat sich der im Hochtaunus-Kreis allseits bekannte Güven fest vorgenommen. Denn seine Fußballer hatte Güven die letzten Jahre öfter gesehen als die eigene Familie. "Ich bin nur ein einfacher Angestellter und habe meine Arbeitszeiten vom Spielplan abhängig gemacht. Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Kinder und das möchte ich jetzt genießen", so Güven. Der neuformierten Mannschaft, die mit vier Punkten aus vier Spielen gestartet ist, wünsche er "natürlich alles Gute."