Als Junioren-Spieler hat man es im Training der ersten Senioren-Mannschaft grundsätzlich nicht leicht: Bloß nicht negativ auffallen, aber trotzdem auf sich aufmerksam machen. "Diese Chance bekommen nicht viele Spieler, also nutze sie", ist eine typische Phrase von Trainern zu Perspektivspielern. Auf sich aufmerksam machen, ohne sich zu viel herauszunehmen - ein schmaler Grat. „Integration reicht nicht, um sich durchzusetzen. Als junger Spieler musst du mehr tun. Du musst eine gewisse Frechheit haben. Auch mal einen Zweikampf, wo du sagst: Wow!“, sagte Bayern-Vorstand Matthias Sammer vor knapp drei Wochen der vereinseigenen Homepage über die eigenen Talente beim Trainingslager.

Tobias Rehm hat diese gewisse Frechheit. Am Dienstag steht es in Bruchköbel 1:2 aus Sicht der Fliedener, als Rehm aus 16 Metern mit einer perfekten Schusstechnik das runde Leder in die Maschen zirkelt und den 2:2-Ausgleichtreffer beim Süd-Verbandsligisten erzielt. Dass die Buchonia das Testspiel letztlich mit 2:3 doch noch verloren hat, geriet aus Sicht des 18-Jährigen zur Nebensache - er hatte auf sich aufmerksam gemacht. "Das war für mich ein ganz wichtiges Erlebnis und hat mir noch einmal einen Schub gegeben", freut sich Rehm über seinen ersten Treffer für die Senioren.

Auch Trainer Martin Hohmann war angetan vom Auftritt seines Schützlings. "Er hat eine tolle Schusstechnik. Potenzial ist bei Tobias auf jeden Fall vorhanden", lobt Hohmann den Kapitän der A-Junioren, der allerdings im Kopf noch schneller werden müsse. "Gerade nach einem Abspiel muss er noch am Freilaufverhalten arbeiten. Aber auch nach einem Ballverlust dauert das Umschalten noch zu lange." Kritik, mit der Rehm sehr gut umgehen kann. "Solche Hilfestellungen nehme ich natürlich dankend an. Schließlich trainiere ich bei den Senioren mit, damit ich mich weiterentwickeln kann", sagt Rehm, der sowohl im zentralen Mittelfeld als auch auf der rechten Außenbahn von Hohmann getestet wurde.

Rehm trifft in Bruchköbel - Hack glänzt mit Trainingsfleiß

Will seine Chance im Hessenliga-Team nutzen: Felix Hack (blaues Trikot). Foto: Ralph Kraus

Auch Felix Hack hat auf sich aufmerksam gemacht - und zwar mit einer hundertprozentigen Trainingsbeteiligung. "Es macht extrem viel Spaß mit der Mannschaft zu trainieren. Gerade das Spieltempo war eine große Umstellung. Ich versuche einfach alles aufzusaugen und die gelernten Dinge umzusetzen", sagt der 18-Jährige, der bevorzugt auf dem linken Offensivflügel oder im Sturmzentrum zum Einsatz kommt. Unter Martin Hohmann durfte sich Hack auch schon als Außenverteidiger versuchen. "Felix ist sehr athletisch, hat ein gutes Passspiel und bringt ausgezeichnete Flankenbälle. An seinem Defensivverhalten muss er aber weiter arbeiten", weiß Hohmann, der beiden Youngsters in der Restrunde sogar Einsätze in der Hessenliga zutraut.

"Unsere Personaldecke ist sehr dünn, da kann es sehr schnell gehen, dass einer von den beiden Spielern in die Mannschaft rückt. Dennoch ist es wichtig, dass die Jungs die nötige Geduld mitbringen", erklärt 52-Jährige. Eine große Ehre für Rehm und Hack, auch wenn sich letzterer damit gar nicht beschäftigt. "Das Hauptaugenmerk liegt auf den A-Junioren. Wir wollen ein Jahr nach dem Abstieg wieder in die Hessenliga aufsteigen. Dazu haben wir auch das nötige Potenzial", ist der Flügelspieler optimistisch.

Sein Mannschaftskollege dagegen schielt schon ein wenig auf sein Pflichtspiel-Debüt in der Senioren-Hessenliga. "Wir wollen mit der A-Jugend aufsteigen, aber es wäre für mich natürlich ein persönliches Highlight, wenn ich schon einmal in der Hessenliga reinschnuppern könnte. Vielleicht klappt es ja mal mit einer Einwechslung, wenn die Mannschaft den Ligaverbleib bereits in der Tasche hat", hofft Rehm. Vielleicht klappt es dann auch erneut mit dem Wow-Effekt.