Marcel Träglers Comeback

Im Eiltempo zurück auf den Platz

Barockstadts Marcel Trägler kann nach seinem Kreuzbandriss im Juli schon wieder mitspielen. Foto: Charlie Rolff

Nicht einmal fünf Monate nach seinem Kreuzbandriss hat Marcel Trägler (29) sein Comeback bei der SG Barockstadt gefeiert – dank starker Willensleistung. Bei "Barockstadt inside" berichtet er über seinen Weg zurück.

Jemal Kassa hat den Ball in den Rückraum gelegt. Ich konnte nicht sofort schießen, habe meinen Fuß vor den Ball gestellt. Der Gegenspieler ist in mein Standbein gerannt, mein ganzes Gewicht lag dort drauf. Ich habe ein Verdrehen des Knies gespürt. Obwohl ich keine großen Schmerzen hatte, wusste ich direkt: Das Kreuzband ist durch.

Drei Jahre zuvor, am ersten Spieltag in Baunatal, hatte ich mir schon mal das Kreuzband gerissen. Im anderen Knie. Diesmal war es ein Mittwoch, der 7. Juli. Erstes Spiel der Vorbereitung, Kreispokal in Künzell. Durch die lange Corona-Pause hatten wir monatelang gegen keinen Ball getreten. Zwei Jahre wurden wir ausgebremst; durch den vom Verband erzwungenen Nichtaufstieg in die Regionalliga hatte sich bei uns eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ gebildet. Deshalb war es ein Scheiß-Gefühl, als das MRT meine Befürchtungen bestätigte.

Wirklich runtergezogen hat mich die Verletzung aber nie. Weil ich wusste, dass ich schnell wieder auf die Beine kommen würde. Eine Woche nach dem Spiel in Künzell wurde ich im Herz-Jesu-Krankenhaus von Dr. Jörg Beardi operiert. Seine Operationsmethode sieht vor, dass ich sofort wieder 100 Prozent meines Körpergewichtes auf dem Knie belasten kann. Die OP war morgens, gegen 19 Uhr bin ich bereits ohne Krücken durchs Krankenhaus gelaufen. Und am nächsten Tag durfte ich schon wieder nach Hause gehen.

In der nächsten Woche habe ich mit der Reha angefangen, vier- bis fünfmal in der Woche war ich bei meiner Physiotherapeutin. Außerdem bin ich ins Fitnessstudio gegangen, habe am Tag also oft drei, vier Stunden für meine Rückkehr auf den Platz gearbeitet. Als ich irgendwann keine Schmerzen mehr hatte, konnte ich mit individuellem Fußballtraining beginnen. Mit Torschüssen, Drehungen und Sprüngen fing es an, dann ging es ohne Körperkontakt mit der Mannschaft weiter. Die Nähe zum Team hatte mir am meisten gefehlt: Die Jungs sind erfolgreich, schießen Tore, da will man dabei sein und nicht auf der Tribüne sitzen.

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich weniger als fünf Monate nach der Verletzung, am 6. November in Baunatal, schon wieder mein Comeback feiern würde. Vielleicht habe ich gutes Heilfleisch, andere Körper nehmen meine Behandlungsmethode möglicherweise nicht so gut an. Der Kopf spielt zudem eine wichtige Rolle: Wenn du Angst davor hast, dass wieder etwas passiert, musst du es lassen. Nach meinem ersten Kreuzbandriss – als ich direkt nach der Winterpause zurückkehrte – habe ich beim ersten Schlag im Training gemerkt: Das Knie hält. So ist nie ein Kopfproblem entstanden.

Ich denke, dass ich am Ende der Wintervorbereitung wieder komplett fit sein werde. Nach dem letzten Spiel werde ich weiter trainieren, meine Pause war lang genug. Mein Antrieb war es immer zu spielen, und jetzt befinde ich mich in einem super Fußballalter. Ich bin 2013 von Oliver Bunzenthal aus der A-Liga in die Gruppenliga in die Johannisau geholt worden und immer noch hier. Jetzt habe ich die Chance, vielleicht kommendes Jahr in der Regionalliga zu spielen. Es lohnt sich, darauf hinzuarbeiten.