Kapelle: Müssen Fußball leben, um aus der Klasse rauszukommen

Matthias Kapelle gehört als Trainer auch zum DFB-Stützpunkt Hünfeld. Foto: Max Lesser

Seit Sommer trainiert Matthias Kapelle die A-Liga-Fußballer von Heimatverein 1. FC Nüsttal und kommt mit seinem Team inzwischen immer besser in Schwung. Im Interview verrät der 34-Jährige, der 2015 die A-Lizenz angehen möchte, die Gründe der jüngsten Erfolgsserie, welches Spiel für die Wende gesorgt hat und warum er die Restrunde nur als Vorbereitung auf die neue Saison ansieht.

Seit vier Spielen ist der 1. FC Nüsttal ungeschlagen, hat zuletzt drei Siege in Serie gefeiert. Ihr könntet gut auf die Winterpause verzichten, oder?

Nein, die Jungs sind platt. Sie hatten im Sommer schon nur eine kurze Pause und dann habe ich sie in der Vorbereitung ganz schön rangenommen. Manche mussten ihren Körper von Null auf 100 hochfahren, weil es noch Dinge aus der Vergangenheit auszumerzen gab. Wenn gewisse selbsternannte Trainer so viel Potenzial gehabt hätten, wie es die Mannschaft hat, dann wären wir gar nicht erst abgestiegen. Jetzt muss erst einmal regeneriert werden.

Wie erklärst du dir den Erfolg der letzten Wochen? Zu Beginn der Saison hattet ihr immer wieder Hochs und Tiefs…

Man muss sehen, dass es für uns alle eine neue Phase war. Die Umstellung auf Viererkette war für alle schwer. Wir haben Spieler dabei, die mussten früher einfach ihrem Gegenspieler hinterherrennen. Jetzt sollen sie Raumdeckung spielen. Da gab es anfangs natürlich Rückschläge. Auch die Einstellung und Spielvorbereitung haben manchmal einfach nicht gestimmt. Zum Beispiel beim Derby in Mackenzell: Das war so eine schwache Leistung in der ersten Halbzeit. Da bin ich dann in der Kabine auch mal richtig ausgerastet.

Und dann?

Dann kamen die Jungs raus, haben eine Reaktion gezeigt und einen 0:2-Rückstand aufgeholt. Beim Training dienstags haben sie dann auch nicht viel den Ball gesehen, was sonst auch nicht meine Art ist. Aber als ich dann in die Kabine gekommen bin und gedacht habe, dass alle sauer wären, war die Stimmung richtig gut. So langsam haben sie es verstanden.

Klick gemacht hat es wohl auch bei deinem Torjäger Andre Wagner, der zuletzt in drei Spielen neun Tore erzielt hat…

Der Andy hat natürlich eine gewisse Qualität. Aber auch er musste lernen, dass er für die Mannschaft arbeiten muss, wenn er Bälle bekommen möchte. Da reicht es nicht mehr, vorne drin zu stehen und auf die Bälle zu warten. Alle müssen jetzt verschieben und mehr laufen - und das hat er zuletzt gut gemacht.

Auffällig ist, dass ihr als nun Tabellensechster bisher gegen alle Mannschaften, die nun vor euch stehen, verloren habt. Was fehlt euch noch im Vergleich zu den Topteams?

Auf jeden Fall die Konstanz. Wir hatten schon zu Beginn der Saison immer wieder mal richtig gute Spiele dabei. Aber dann kamen eben auch wieder welche, bei denen die Einstellung nicht gestimmt hat. Und wenn wir Fußball nicht leben, dann werden wir eben nie aus dieser Klasse rauskommen. Ansonsten müssen wir vorne besser gegen den Ball arbeiten, mehr Chancen herausspielen und aus unseren Fehlern lernen. Wobei wir hinten inzwischen schon ganz gut stehen.

Wie sehen nun eure Ziele für die Restrunde aus?

Natürlich würden wir den sechsten Platz jetzt gerne halten. Aber im Endeffekt interessiert mich die Tabelle im Moment nicht. Ich verliere lieber noch ein Spiel und weiß dann, dass die Jungs was daraus gelernt haben. Wir haben so viel Potenzial in der Mannschaft. Deshalb ist die Rückrunde für uns jetzt komplett eine Vorbereitung auf die neue Saison. Wir werden uns jetzt verstärkt um Fitness und Kraft kümmern, um besser gegen den Ball zu arbeiten und dann wollen wir in der neuen Runde oben mitspielen.