Klassenerhalt der größte Wunsch zum Abschied

Trainer Simon Grosch wird die SG Schlitzerland nach der Saison verlassen und zunächst eine einjährige Pause einlegen. © Verein

Trainer Simon Grosch und die SG Schlitzerland stecken tief drin im Abstiegskampf der Kreisoberliga Mitte. Der 35-Jährige wird nach zwei Spielzeiten bei der Spielgemeinschaft im Juni aufhören.

Zum Start ins neue Jahr gab es ein 1:6 daheim gegen Hofbieber und am Sonntag in der 90. Minute ein 2:3 in Müs. Das hattest du dir bestimmt anders vorgestellt.

Gegen Hofbieber hatten wir ein sehr gutes Hinspiel gemacht und da hatte ich mir auf dem kleinen Platz in Queck schon mehr erhofft. Am Sonntag in Müs war ich nicht dabei, weil ich auf Fortbildung war. Dort haben mich Christian Muhl und Philipp Jörg vertreten und die beiden haben mir viel Gutes berichtet. Aber in unserer Situation geht dann so ein Freistoß des Gegners in der Schlussminute nunmal genau in den Knick.

Am Samstag (17.15 Uhr) steht nun das Derby in Pfordt an. Dieses Spiel muss man gewinnen?

Fakt ist, dass ab sofort keine Ausreden mehr zählen, sondern nur noch Punkte. Wir sind am Samstag aber diejenigen, die etwas zu verlieren haben – nicht Pfordt. Der Gegner hat vielleicht noch dieses eine wichtige Spiel, in dem sie den Nachbarn ärgern wollen. Ich bezweifle, dass es auch nur annähernd so leicht wird wie im Hinspiel. Trotzdem bin ich guter Dinge, wenn die Einstellung so wie in den ersten beiden Spielen ist. Wer auf Abnutzungskampf, Kampfgeist und dreckige Trikots steht, der ist am Samstag als Zuschauer bei diesem Spiel gut aufgehoben.

Den letzten Sieg gab es Mitte Oktober beim 5:0 im Hinspiel gegen Pfordt. Bis dahin war die Welt der SG Schlitzerland noch in Ordnung, oder?

Nicht wirklich, denn schon davor hat man gemerkt, dass wir keine wirkliche Beständigkeit in unseren Leistungen haben. Gegen die Spitzenmannschaften der Liga haben wir immer gut mitgespielt, aber gegen die Mannschaften, die mit uns auf Augenhöhe sind, haben wir mehrfach regelrecht versagt.

Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder Schlitzerland ist nicht in der Lage ein Spiel zu machen oder aber es fehlt die Einstellung.

Das trifft beides zu. Es gab Situationen in der Vorrunde, in der die Spielvorbereitung bei manchen nicht gepasst hat. Das war nicht so, als dass man mit dieser Vorbereitung ein KOL-Spiel hätte gewinnen können. Da fehlt dann auch ab und an die richtige Einstellung und so haben wir uns selbst in die Bredouille gebracht.

Marius Hampl hat im neuen Jahr wieder gespielt, Aljoscha Kurz zumAuftakt ebenfalls. Sollen die älteren Spieler jetzt auf der Zielgeraden mehr helfen oder waren das Ausnahmefälle?

Marius ist fix eingeplant. Er ist vor der Saison nach Berlin gezogen, ist aber jetzt wieder mehr in der Heimat. Er hat klar kommuniziert, dass es ihn noch in den Füßen kitzelt. Er geht mit seiner Einstellung voran. Aljoscha Kurz und Jonas Hahn springen ein, wenn wir keine andere Option mehr haben. Das ist aber auch so ein Thema: Die Jungs kommen aus dem Kaltstart und sind sofort Stützen. Das zeigt dann eben auch, dass uns einerseits die Erfahrung, andererseits aber vielleicht auch ein bisschen die Qualität fehlt. Ich sehe bei vielen unserer jungen Spieler Potenzial, aber zum Potenzial gehört nunmal auch, dass man dieses im Spiel abrufen kann.

Viel Zeit, Stabilität reinzubringen, hat Schlitzerland nicht mehr. Ihr habt fünf Spiele nacheinander verloren und dabei 22 Gegentore kassiert. Das ist die Bilanz eines Absteigers.

Das ist richtig und auch unsere größte Baustelle. Wenn wir beispielsweise mit einer Viererkette spielen wollen, dann müssen wir viel umbauen und es spielen zwei Mann in der Kette, die das eigentlich so nicht gelernt haben. Dann muss auch mal ein Stürmer als Außenverteidiger aushelfen. Durch die Kreuzbandrisse und Knieverletzungen von Leuten wie Fabian Suppes, Till Bolender oder Jannik Schaub fehlen uns die Optionen. Wir müssen da viel improvisieren und in diesem Bereich niemandem einen Vorwurf machen.

Schmalnau/Hettenhausen hat aus acht Spielen 14 Punkte geholt. Schaut man dorthin, was der Konkurrent macht?

Grundsätzlich liegt der Fokus bei uns, aber es wäre ja vermessen zu behaupten, dass wir nicht auf die Tabelle schauen.

Du hast von 2016 bis 2019 schon einmal die SG Schlitzerland trainiert. Was ist heute anders?

Die Generation. Damals war es eine sehr eingespielte Generation, die über zehn, zwölf Jahre zusammengespielt hat. Heute ist es ein komplett neuer Schwung. Die meisten Spieler sind 19, 20. Die Jungs leben den Fußball heute ganz anders. Zwei, drei davon sind noch von der alten Schule, ziehen voll mit und ordnen dem Fußball vieles unter. Dazu kommt die Situation mit den vielen Ausfällen. Dadurch haben wir einen dünnen Kader und nicht den großen Konkurrenzkampf. Es ist nicht so, dass ich großartig nach Trainingsleistung aufstellen kann, sondern ich schaue, wer am Wochenende da ist. Dann finden wir eine Position für ihn. Das sind die deutlichen Unterschiede.

Man hört, dass du im Sommer aufhörst. Warum?

Das hat einerseits private und berufliche Gründe. Zum anderen ist es die Entwicklung. Mein Ziel war es, die junge Mannschaft in der KOL zu etablieren. Das hat rückblickend nicht funktioniert. Da sehe ich auch mich in der Pflicht. Deshalb habe ich dem Verein die Entscheidung in der Winterpause mitgeteilt. Letztlich ist es dann auch nicht das Niveau, wo ich mich als Trainer sehe. Ich war in der Hinrunde einfach zu oft gefrustet, sei es wegen der Trainingsbeteiligung oder Spielvorbereitung. Das ist nicht das, wofür ich stehe. Es hatte einige Gründe, warum wir keine Euphorie entfachen konnten und einer davon bin ich als Trainer. Ich werde ein Jahr abschalten vom Fußball.

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