"Können uns nur selbst im Weg stehen"

Dustin Ernst bejubelt hier mit Dennis Müller (Nummer 31) sein bislang einziges Saisontor im Spiel gegen den SV Steinbach. Foto: Charlie Rolff

Nach einem Seuchenjahr beim SV Wiesbaden, in dem Dustin Ernst fast die Lust am Fußball verloren hatte, hat der 24-jährige Mittelfeldspieler beim Hessenligisten SC Borussia Fulda zurück in die Spur gefunden. Dabei verlief der Start recht holprig.

Denn nach der Auswechslung am sechsten Spieltag gegen Bayern Alzenau (1:1) geriet Ernst mit Trainer Thomas Brendel aneinander, es folgte eine lautstarke Diskussion auf der Auswechselbank. „Ich musste einfach mal Dampf ablassen, die Stimmung war nach dem Ausgleich natürlich erhitzt. Ich habe mich danach aber bei Mannschaft und Trainerstab entschuldigt und meine Strafe erhalten“, sagt Ernst, der glaubt, dass die Situation auch etwas Positives mit sich brachte. „Danach waren die Sinne bei mir geschärft und durch die Mannschaft ging noch einmal ein Ruck. Auch wenn es natürlich sehr unglücklich dargestellt wurde, glaube ich, dass es ein wichtiger Moment für uns als Team, aber auch für mich war“, blickt Ernst zurück.

Denn seit jenem sechsten Spieltag ist Ernst kaum wieder zu erkennen, erzielte in den vergangenen acht Begegnungen einen Treffer und bereitete sieben weitere Tore vor. „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Trainer mich nach dieser Aktion auf die Bank setzt. Dass er mich stattdessen weiterhin aufgestellt hat, hat mir gezeigt, dass er auf mich baut. Das versuche ich mit guten Leistungen zurückzuzahlen. In den letzten Wochen klappt es jedenfalls ganz gut“, berichtet Ernst, der in Fulda wieder die Lust am Fußball entdeckt hat. Jene Lust, die er nach „einem Jahr zum Vergessen“ in Wiesbaden fast schon verloren hatte. Nachdem beim Traditionsverein aus der Landeshauptstadt bereits zur Winterpause bekannt wurde, dass der Verein sich freiwillig aus der Hessenliga zurückziehen wird, dümpelte das Team in der Restrunde nur vor sich hin.

Umso glücklicher ist Ernst, dessen Wechsel zu Regionalliga-Aufsteiger Watzenborn-Steinberg sich erst ganz spät zerschlagen hatte, dass er bei der Borussia aus Fulda gelandet ist. „Es ein ähnlicher Traditionsverein wie TuS Koblenz, für die ich in der Saison 2014/15 gespielt habe. Allerdings ist Fulda besser aufgestellt. Hier wird sich um alles gekümmert. Martin Hohmann regelt alles im Sportlichen, Sebastian Möller sorgt für das Marketing und so weiter. Es fällt dir als Spieler sehr leicht, dich hier wohlzufühlen“, sagt der gebürtige Wiesbadener. Stichwort Marketing: Mit Wachsfiguren der einzelnen Spieler sorgte der SCB jüngst für Schlagzeilen. Ernst selbst hat das neueste Fanutensil mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen: „Es ist schon cool und die Familie freut sich sicherlich, wenn eine Figur von mir zuhause steht. Aber es ist schon ein bisschen weit hergeholt, das muss man zugeben. Zum Aufziehen von Leon Pomnitz und Dominik Rummel hat es aber gereicht“, sagt Ernst lachend, der inzwischen aus dem Team gar nicht mehr wegzudenken ist.

"Fulda gehört in die Regionalliga"

Dabei profitierte Ernst von der Verletzung Daniel Kornagels, der im Rückspiel gegen Lehnerz nach 31 Minuten vom Feld musste und sich seitdem mit einem Platz auf der Auswechselbank zufrieden geben muss. „Dustin präsentiert sich gut. Er lebt von seiner Schnelligkeit und glänzt als Vorlagengeber. Manchmal braucht er aber noch mehr Zug zum Tor, da sollte er den diagonalen Weg in den Strafraum suchen statt zu versuchen, den Ball in den Strafraum zu flanken. Insgesamt passt es mit ihm und Dennis Müller auf den Außen aber sehr gut“, lobt Trainer Thomas Brendel seinen Schützling.

Mehr Tore erzielen, das hat sich Ernst auch selbst als Ziel für diese Saison auf die Fahne geschrieben. Viel wichtiger sei ihm aber der Erfolg der Mannschaft. „Wir wollen einfach oben dran bleiben und wissen, dass wir uns vor niemanden in dieser Liga verstecken müssen und uns eigentlich nur selbst im Weg stehen können. Es wäre ein Traum, wenn wir am Ende der Saison unter den ersten zwei Teams stehen würden und am Tor zur Regionalliga klopfen. Der Verein mit seinem Potenzial gehört einfach in die vierte Liga“, ist sich Ernst sicher, der in Wiesbaden lebt und dort sein Sportmanagement-Fernstudium vorantreibt.

Gerade die Zuschauer in der Johannisau haben es ihm angetan. „Es ist immer wieder ein geiles Gefühl, wenn du auf den Rasen läufst und die Tribüne ist voll. Die Resonanz ist in der Hessenliga einmalig, gerade das Spiel gegen Lehnerz vor über 5000 Besuchern war ein absolutes Highlight“, erinnert sich Ernst. Ein ähnliches Stadion erwartet die Borussia am Samstag in Bauntal (15 Uhr), allerdings sind die Zeiten, dass das Parkstadion bestens gefüllt war, schon ein paar Jahre her. Nach dem Unentschieden vor Wochenfrist gegen Seligenstadt (2:2) soll in Nordhessen dann der achte Saisonsieg eingefahren werden. „In der Hessenliga darfst du keinen Gegner unterschätzen, zumal uns nach der Verletzung von Dominik (Rummel, Anm. d. Red.) und Younes (Bahssou) wieder die Stürmer ausgehen. Wir müssen das als Team kompensieren“, fordert der 24-Jährige. Während Rummel mit einem erneuten Muskelfaserriss definitiv ausfallen wird, besteht bei Bahssou (Oberschenkelprobleme) zumindest die Hoffnung auf einen Einsatz.

Kommentieren