Dominik Schlag
"Mister Eichenzell" geht von Bord
Zu den auffälligsten Akteuren gehörte der 32-Jährige nie – was wahrscheinlich auch auf seine Position als Linksverteidiger zurückzuführen ist. Seine erzielten Treffer kann der Eichenzeller fast an einer Hand abzählen, dennoch sagt sein Trainer Heiko Rützel: "Ich habe keinen besseren Linksverteidiger gesehen. Schlagi war immer der Beständigste, hat nur ganz selten schlecht gespielt, sich aber niemals in den Vordergrund gestellt", schwärmt Rützel, der seinen Schützling aufgrund seiner Vereinstreue auch als "Mister Eichenzell" bezeichnet.
Diese Aussagen machen Schlag stolz: "Das zeigt mir, dass ich vieles richtig gemacht habe", so der Britanne, der sein Laufbahnende bereits vor einiger Zeit geplant hat. Schon in der inzwischen abgebrochenen Saison wollte Schlag nur noch als Stand-by-Spieler agieren, musste aufgrund der Verletzungsmisere aber öfter aushelfen als geplant. Im Winter folgte also der Entschluss, das halbe Jahr bis zum Saisonende noch durchzuziehen und dann die Schule an den Nagel zu hängen.
Doch Corona kam dazwischen – und sorgte dafür, dass dem 32-Jährigen kein Abschied auf dem Platz vergönnt ist – anders als Britannen-Koryphäen wie Lucas Maierhof, Matthias Heumüller oder George Kitagenda in den Jahren zuvor. "Es gibt ja viele, die derzeit in einer ähnlichen Situation sind, das muss ich einfach akzeptieren", sagt Schlag, der den endgültigen Schlussstrich vor allem aus familiären Gründen zieht. Drei Jahre und sechs Wochen alt sind die beiden Söhne, die mit ihrem Papa ohne Auswärtsspiele auf Verbandsliga-Ebene nun auch sonntags wieder viel mehr Zeit verbringen können.
"Vielleicht kitzelt es nochmal"
15 Jahre lang spielte der Familienvater im Seniorenbereich stets für die Britannia, nur als Kind wechselte er den Verein. Schon in der E-Jugend ging der gebürtige Eichenzeller nach Petersberg, später zu Borussia Fulda, ehe er im zweiten A-Juniorenjahr bereits bei den Herren seines Heimatvereins reinschnuppern durfte. 2005 war das, seitdem spielt der FCB stets mindestens auf Gruppenliga-Ebene. "Ich habe nie einen Grund gesehen wegzugehen. Wir hatten immer gute Trainer, immer super Truppen und haben stets mit Ambitionen gespielt."
Besonders die beiden Aufstiege in die Verbandsliga 2011 und 2018 bleiben hängen, aber auch der letztjährige Klassenerhalt in der sechsthöchsten Spielklasse. Schlag war Kapitän in der Saison, in der die Britannia schon abgeschrieben war, am Ende eine Siegesserie startete und durch ein irrwitziges 4:3 gegen Dörnberg die Liga hielt – Gewitterunterbrechung inklusive. In dieser Spielzeit war auch die Ausstandsfeier ganz speziell, als Marko Madzar mit seinem Motorrad in die Kabine fuhr, minutenlang aufs Gaspedal trat und die Kabine, wie Schlag betont, noch Tage später nach Abgasen stank.
Ab der neuen Saison wird der 32-Jährige seinen Verein nur noch als Zuschauer verfolgen. "Vielleicht kitzelt es irgendwann nochmal, wer weiß wie es in einem Jahr aussieht. So alt bin ich ja noch nicht", sagt Schlag, der nicht glaubt, irgendwann einmal als Trainer im Seniorenbereich zurückzukehren. Eher als Jugendtrainer seiner Söhne, oder auch als Sportlicher Leiter oder Vorstandsmitglied. Dann aber nur bei der Britannia – der Titel "Mister Eichenzell" kommt schließlich nicht von ungefähr.