Mit Herz und Haut
Tatort war die Meisterfeier des RSV Petersberg im Sommer auf Mallorca, als sich Kücükler nach dem Aufstieg in die Verbandsliga zunächst ein Henna-Tattoo machen ließ. „Das hat mir aber so gut gefallen, dass ich entschieden habe, mir ein echtes Tattoo stechen zu lassen“, berichtet der 22-Jährige, der zugeben muss, „dass ich an diesem Tag bereits das eine oder andere Kaltgetränk zu mir genommen hatte.“ Bereut hat er es aber nicht. „Weil es für mich ein Symbol für eine überragende Zeit und eine ganz besondere Saison ist. So etwas, wie in der vergangenen Spielzeit in Petersberg, habe ich noch nie irgendwo erlebt.“
Knapp zwei Monate später ist Kücückler mit Petersberg aber im Alltag der Verbandsliga angekommen. Denn nach vier Saisonspielen stehen noch immer null Punkte auf der Habenseite. „Das Niveau ist ein ganz anderes. Wir wussten aber von Anfang an, dass es ganz schwer wird“, betont Kücückler. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass das Team vom Waidesgrund mit Hünfeld, Sand und Bad Soden bereits drei Teams gespielt hat, die nicht nur zum erweiterten Favoritenkreis der Verbandsliga gehören. „Und dafür haben wir uns ordentlich geschlagen, nie deutlich verloren“, so der Mittelfeldspieler.
Dennoch sei nicht von der Hand zu weisen, dass der Mannschaft von Trainer Goran Gajic in der Offensive die Durchschlagskraft fehlt. Umso wichtiger also, dass Angreifer Boris Aschenbrücker nach seinem Urlaub am Freitagabend (18.15 Uhr) in Flieden wieder zurückkehren wird. „Asche fehlt uns ungemein. Er macht Tore aus dem Nichts – und genau das brauchen wir jetzt“, verdeutlicht Kücükler. Denn das Team habe derzeit damit zu kämpfen, dass der Gegner in der Regel das Spiel macht und das Tempo vorgibt. „Wir sind es aus der Gruppenliga einfach anders gewohnt. Aktuell merken wir schon, dass uns ab der 65. Minute oft ein bisschen die Luft fehlt, um den entscheidenden Konter zu setzen und die eigene Konzentration ein wenig nachlässt.“ Unterstrichen wird das von der Statistik. Die besagt nämlich, dass der RSV keinen seiner sieben Gegentreffer in Durchgang eins hinnehmen musste.
Allzu schnell wird Petersberg seinen Spielstil aber nicht umstellen können. „Dazu fehlt uns auch die Qualität. So ehrlich müssen wir sein, schließlich gab es im Vergleich zur Vorsaison kaum personelle Veränderungen. Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir defensiv gut stehen und im Spiel nach vorne Nadelstiche setzen“, glaubt der Youngster, der im Sommer 2015 von Müs nach Petersberg wechselte. Unruhe kommt im Verein trotz des Fehlstarts aber keine auf. „Wir stecken deswegen nicht den Kopf in den Sand und sind weiter mit vollem Engagement dabei.“ Doch wirft man einen Blick auf die kommenden Gegner Flieden, Hünfeld und Schwalmstadt, ist es durchaus möglich, dass sich die Gajic-Elf auf den ersten Punktgewinn der Saison weiter gedulden muss. Sind es doch allesamt Teams, die den Anspruch haben, eine gute Rolle in der Verbandsliga zu spielen. Doch soll genau in diesen Spielen der Bock umgestoßen werden, bedarf es nicht nur jede Menge Herz, sondern auch ein kleines bisschen Haut.