Neu entdeckte Talente in neuem Umfeld
Schlüchtern/Elms Neuzugang Florian Reichler (rechts, hier ballabschirmend gegen Künzells Alexander Scholz) hat sich in der Gruppenliga fußballerisch neu erfunden. Foto: Ottmar Schleich
Den Torriecher des Neuzugangs von der SG Kressenbach/Ulmbach hat nämlich erst sein jetziger Coach Bardo Hirsch erkannt. „Bardo macht ein super Training, findet immer die richtigen Worte, trinkt auch mal ein Weizen mit – und er hat mich gleich im ersten Testspiel in den Sturm gestellt. Es war erst mal nur ein Experiment“, erinnert sich der gebürtige Herolzer, der bei den Junioren der SG Bad Soden noch als Innenverteidiger und bei Kressenbach/Ulmbach ausschließlich als Sechser unterwegs war, zurück, versehen mit einem dicken Lob an seinen Trainer. Und Hirsch, Ex-Coach von Borussia Fulda, durfte das Experiment schnell als gelungen betrachten, traf Reichler nicht nur prompt im Test, sondern auch gleich achtmal in den ersten sechs Ligaspielen.
Lediglich bei der schwärzesten Stunde der ersten Saisonhälfte, dem 1:11 beim designierten Meister aus Soden gleich zum Auftakt, ging Reichler leer aus. „Was da los war, ist uns bis heute schleierhaft. Wir sind in Soden mit der gleichen Einstellung auf den Platz gegangen wie in den fünf Spielen danach, aus denen wir 13 Punkte geholt haben“, beteuert der Offensivmann, der zunächst mit seinen Kollegen einzig und allein den Klassenerhalt angestrebt hat, „ehe wir beizeiten gemerkt haben, dass wir gar nicht so schlecht sind, wie jeder prophezeit hat. Auch wir selbst“, schildert er lachend. Zeugnis für die hohe Qualität in Reihen der Spielgemeinschaft seien insbesondere das 4:2 gegen Thalau gewesen, als Schlüchtern/Elm einen 0:2-Rückstand drehen konnte, sowie das 2:1 gegen Hosenfeld.
"Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir nicht gar nicht so schlecht sind"
Umso bedauerlicher aus Schlüchterner Sicht, dass die SG in den letzten drei Spielen des Jahres den Kontakt zu Relegationsplatz zwei fast schon leichtfertig herschenkte, was Florian Reichler heute noch etwas ärgert. „Gerade die beiden Heimspiele gegen FT und Kerzell, aus denen nur ein Punkt heraussprang, sowie die Tatsache, dass wir das einzige Team waren, das gegen Rothemann verloren hat, sind schon ärgerlich. Gegen Kerzell habe ich beim Stand von 0:0 sogar noch einen Elfmeter verschossen“, hadert Reichler, wobei er auch in Anbetracht der Weihnachtszeit nicht mit allzu viel Gram zurückblicken will: „Letztlich haben wir eine super Halbserie gespielt, jetzt gilt es, unsere Leistungen auch ab März abzurufen.“ Platz fünf oder sechs solle schon in der Endabrechnung stehen.
Den Schritt um eine Klasse nach oben hat Reichler indes nicht bereut: „Ich habe nicht nur wegen meines Positionswechsel viel gelernt.“ Und auch das Binnenklima in der Mannschaft sei viel besser, als es in der Außenwirkung oftmals dargestellt würde. „Viele Externe meinten vorher, der Mannschaftsgeist wäre in Schlüchtern nicht intakt und ich war zugegeben auch etwas skeptisch. Aber ich habe schnell festgestellt, dass die Aussagen von außen doch vermutlich aus dem Neid heraus getroffen wurden, weil andere Vereine vielleicht nicht die Bedingungen haben, um mal Gruppenliga zu spielen. Wir sind ein super Haufen“, so der Herolzer, der sich über seine Zukunft über den Sommer hinaus noch keine Gedanken macht: „Ich will die nächsten Spiele gewinnen und die 20-Tore-Marke knacken – auch wenn ich erst seit Sommer weiß, dass ich Stürmer ganz gut kann“, betont der Youngster lachend.