Plötzlich Innenverteidiger: Steffen Kanngießer

Eng zusammengerückt sei das Team, sagt Steffen Kanngießer, so wie hier nach dem Sieg gegen Niederaula/Kerspenhausen. Foto: Verein

Der Überraschungstabellenführer der Kreisoberliga Nord heißt SG Rotenburg/Lispenhausen. Nach der Auftaktniederlage in der Hersfelder Oberau (1:4) konnten nacheinander Haunetal (3:1), Niederjossa (2:1) und Niederaula/Kerspenhausen (3:1) im Lispenhausener "Exil" besiegt werden – der Rotenburger Platz wird erst im kommenden Jahr wieder bespielbar sein.

Dass Rotenburg/Lispenhausen überhaupt in der Kreisoberliga spielen darf, ist schon einigen glücklichen Zufällen geschuldet. Da wäre einerseits die Tatsache, dass in der Vorsaison nur eine Mannschaft (Soisdorf) direkt absteigen musste, weil der SVA Bad Hersfeld die Gruppenliga auf der Zielgeraden halten konnte. Da wäre andererseits das Relegationsduell gegen Ausbach/Friedewald, das lange Spitz auf Kopf stand und Kapitän Steffen Kanngießer erst spät mit einer direkt verwandelten Ecke in Rotenburger Bahnen lenkte.

Nun also nach vier Spieltagen Tabellenführer, in der gesamten Hinrunde der Vorserie holte die SG schmale zehn Punkte, jetzt sind es deren neun: "Dass wir in der vergangenen Saison überhaupt in den Abstiegskampf gerutscht sind, lag vor allem an der personellen Situation, wir waren sehr eng bestückt und konnten nicht so trainieren, wie wir wollten", erinnert sich Kanngießer. Doch schon in der Rückrunde entstand ein neuer Mannschaftsgeist, das Team rückte unter Coach Steffen Oelschläger ganz eng zusammen und die Integration der Juniorenspieler fruchtete – und alle Punkte konnten in die neue Spielzeit transportiert werden.

Zudem überraschte die Jugendspielgemeinschaft mit der Maßnahme, die A-Junioren aus dem Spielbetrieb zurückzuziehen – aber schon jetzt glaubt Kanngießer, dass dies die einzige richtige Entscheidung sein konnte: "Wir haben mindestens 25 Mann in jedem Training, obwohl wir dreimal pro Woche trainieren. Gerade die jungen Spieler haben sich super integriert." Als Beispiel sei Torwart Marius Möller genannt, der seinen Job mit seinen erst 18 Jahren aktuell hervorragend löse. Auch Marvin Bode, Aaron Stenzel sowie Max Iwers gehören zur ganz jungen Garde – und standen zuletzt gegen Niederaula/Kerspenhausen allesamt in der Startelf.

Und dann wäre da noch die Systemumstellung, die Kanngießer nach dem Spiel in Hersfeld vom Sturm in die Innenverteidigung spülte. Der Torjäger von einst soll nun die gegnerischen Stürmer in Schach halten: "Ob mir das Spaß macht, ist erst einmal egal. Wichtig ist der Mannschaftserfolg – und der ist da", beschreibt der 25-Jährige sein neues Tätigkeitsfeld, das er Seit an Seit mit Florian Goetzke ausfüllt: "Um mich herum spielen viele junge Spieler, die auch ein wenig geführt werden müssen. Daher passt das so schon sehr gut." Goetzke wird aber demnächst wegfallen, da er für ein halbes Jahr in Litauen ein Auslandssemester absolvieren wird.

In Sachen Zielsetzung ist Kanngießer sehr bodenständig, das habe ihn die vergangene Saison gelehrt, weswegen "es primär nur um den Klassenerhalt geht". Und dafür seien in einer seinem Empfinden nach extrem ausgeglichenen Klasse mindestens 35 Punkte notwendig, mit 28 Zählern könne man diesmal auf keinen Fall die Liga halten.

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