Rezeptur für neuerlichen Coup scheint komplex

Auf diesen Zug, der in diesem Falle Franz Faulstich hieß, sprang Steffen Witzel gerne auf, um den Hinspiel-Siegtreffer zu feiern. Foto: Siggi Larbig

Präzise Ecke durch Kapitän Julian Rohde, wuchtiger Kopfball von Innenverteidiger Franz Faulstich. Jener Standard sorgte beim Hünfelder SV Anfang August für den euphorisierenden Derbysieg gegen die SG Barockstadt. Am Freitag (19 Uhr) steht nun das Rückspiel in der Johannisau an. Vor dem Duell haben wir mit Rohde über neuerliche Siegchancen, den Gegner und die Entwicklung des HSV gesprochen.

Rohdes Erinnerungen an den Coup vor gut drei Monaten sind noch frisch: „Barockstadt hatte 75 Prozent Ballbesitz, gute Chancen. Wir hatten Glück, das wir uns in dem Spiel aber auch erarbeitet haben.“ Der 27-Jährige weiß, dass seinerzeit alles passte, um dem großen Favoriten ein Schnippchen zu schlagen. „Und das wird am Freitag nicht anders sein. Wir benötigen einen überragenden Tag, Fulda einen eher schlechten. Und wenn uns Fortuna Pate steht, können wir vielleicht erneut Punkte feiern“, versucht Rohde Realist zu sein.

Dass Barockstadt nach dem Trainerwechsel ein anderes Gesicht zeigt, ist auch ihm nicht verborgen geblieben: „Man sieht auch aus der Ferne, dass sich dort etwas entwickelt hat. Das Team wirkt befreiter, fängt an, die Spiele souverän zu gewinnen.“ Im ständigen Austausch steht er dabei mit Patrick Schaaf. Mit Barockstadts Kapitän ist Rohde gut befreundet, öfters auch zu späterer Stunde gemeinsam in der Stadt zu sehen. Beide freuen sich auf das persönliche Duell in der Zentrale, die Frotzeleien begannen bereits vor Tagen: „Patrick hat mir geschrieben, dass er sich freut, dass er endlich mal gegen einen langsameren Spieler ran darf. Aber da musste er auch selbst lachen, weil das in der Hessenliga ja gar nicht geht“, gibt Rohde Details aus dem Whats-App-Chat preis.

Frotzeleien mit Patrick Schaaf

Vorfreude und Spannung sind bei Rohde gleichermaßen zu spüren. Als der Hünfelder SV das bis dato letzte Mal in der Johannisau punkten konnte, war der gebürtige Schlotzauer noch Zaungast im Fanblock. Auch 2009 handelte es sich um ein Flutlichtspiel. „Dafür spielen wir alle Fußball. Solche Spiele geben dir einen Extrakick, sorgen für noch mehr Motivation.“ Damals hieß Hünfelds Held Fabian Kallée, der den späten Ausgleich sicherte: Der HSV hielt die Hessenliga, Borussia Fulda stieg wenige Wochen später ab. Dieses Jahr wird Hünfeld lange um den Klassenerhalt zittern müssen, was auch Rohde bewusst ist. „Dass wir aktuell über dem Strich stehen, ist okay. Wirklich zufrieden können wir aber nicht sein. Das würde einerseits in gewisser Weise einen Rückschritt bedeuten, und andererseits sind wir in einigen Spielen nicht an unserem Leistungslimit gewesen.“ Fünf, sechs Punkte mehr wären möglich gewesen, wie der Serviceleiter von Euronics XXL in Burghaun selbstkritisch anmerkt.

Nach dem schwachen Spiel in Bad Vilbel (2:2) macht er im Gegensatz zu der von Trainer Dominik Weber beklagten fehlenden Leichtigkeit etwas anderes als die größte Problemzone aus. „Vielleicht ist mancher Spieler in gewissen Situationen verkrampft, weil er sich Druck auferlegt, den er in Hünfeld gar nicht spüren müsste. Aber mir fehlt die ständige Präsenz, der unbedingte Wille, jeden Zweikampf gewinnen zu wollen, um so auch jedes Spiel erfolgreich bestreiten zu können.“ Rohde will aber nicht nur Kritik üben, sagt, „dass im bisherigen Saisonverlauf viele Spieler einen Schritt nach vorne gemacht haben und gerade unsere Defensive unser Prunkstück ist – was viele nicht erwartet hätten.“

Dort hat sich ein festes Ensemble gebildet, das durchweg Lob des Kapitäns erhält. So habe beispielsweise Hinspielheld Faulstich nach schwerem Start in der Haunestadt bereits immensen Anteil am vergangenen Meisterstück gehabt und nun noch einmal zwei, drei Schritte nach vorne machen können. Niclas Rehm agiere auf fremder Position als Chef der Viererkette umsichtig und lautstark, für Linksverteidiger Lukas Budenz gelte Ähnliches und Youngster Marcel Dücker müsse zwar der eine oder andere Fehler verziehen werden, dafür habe er Woche für Woche Zweikampfquoten, die ihresgleichen suchten. Nach vorne wünscht sich Rohde hingegen mehr Gefahr. Spielerisch ließe es sich gut an, der Ertrag sei jedoch zu gering. Der Standardspezialist selbst hat noch nicht getroffen, Freitag würde Julian Rohde als Premiere gut in den Kram passen.