Schäfer bemisst Erfolg nicht an Rang zwei
Rückblende: Im August kamen die Michelsrombacher äußerst beschwerlich in die Serie, konnten erst im vierten Spiel den ersten Dreier einfahren. Viel deutete nicht darauf hin, dass das Team acht Monate später auf Rang zwei steht und das Ticket zu den Aufstiegsspielen zur Gruppenliga aus eigenen Kräften lösen kann. Die Mannschaft durchschritt in jener Zeit allerdings eine erstaunliche Entwicklung: Merkte Schäfer zu Beginn selbst schnell, dass er als Rechtsverteidiger dem Team nicht sonderlich weiterhilft, stellte er sich dann auf die Sechs, um im 4-2-3-1 den Takt vorzugeben. Mittlerweile hat er seinen Vorgänger, Sascha Decher, von der Innenverteidigung in den Sturm beordert und das System abermals verändert. Nun ist alles noch etwas offensiver: Decher und Alexander Körbel bilden sicherlich die routinierteste Doppelspitze der Liga, dahinter gibt Bastian Gräb den Spielmacher, während Schäfer gemeinsam mit Kapitän Philipp Kollmann innen verteidigt.
"Die Maßnahme, Sascha wieder in den Sturm zu stellen, hat sich als richtig erwiesen. Wir waren vorher ein bisschen zu sehr Alex-lastig. Jetzt sind wir nicht mehr so gut ausrechenbar für den Gegner", erklärt Schäfer, der gerade von Sascha Decher begeistert ist - auf und außerhalb des Spielfeldes. So sei er mit seinem Vorgänger ganz oft im Gespräch, frage ihn nach Rat und hofft inständig, dass er und Körbel noch eine Saison dranhängen. Die Gespräche dahingehend laufen. Ein weiterer Eckpfeiler ist Philipp Kollmann, der zwar erst knapp zwei Jahre im Verein ist, von Schäfer vor der Runde aber kurzerhand zum Kapitän ernannt wurde. "Du denkst bei ihm, dass er ein Ur-Michelsrombacher ist. Er hat einen einwandfreien Charakter. Er gehört zu jenen Spielern, die vom Aussterben bedroht sind", findet der 30-jährige Coach nur lobende Worte für seinen drei Jahre jüngeren Spielführer, der vorher auch schon die TSG Mackenzell auf das Feld führte.
Ballbesitzfußball und Handlungsmuster bis zum Erbrechen
Beide sind hauptverantwortlich dafür, wie Schäfers Art und Weise vom eigenen Spiel aussehen soll. So dürfe der lange Schlag immer nur die Notfalllösung sein. Das Konzept habe er ganz klar auf Ballbesitzfußball ausgelegt. Trainiert wird das bis zum Ultimo im Training: "Das Wichtigste ist, dass die Spieler Handlungsmuster auf den Weg bekommen, die sie im Spiel auch umsetzen können. Jeder muss wissen, was sein Nebenmann macht." Deswegen gehe das Training auch schon mal deutlich über die anberaumte Zeit, aktuell sei das jedoch kein Problem. "Da ist natürlich alles dem Erfolg geschuldet. Da ist alles immer erst einmal gut. Aber wenn mir Sascha oder Philipp, die ja beide schon ein bisschen was gesehen haben, positive Rückmeldungen geben, dann weiß ich, dass wir auf einem guten Weg sind."
Und der Weg könnte gar in die Gruppenliga führen, Schäfer will dahingehend nicht die Euphorie bremsen, sagt aber auch: "Bei den Zuschauern ist die Gruppenliga vielleicht ein bisschen zum Thema geworden. In der Mannschaft und im Vorstand aber überhaupt nicht. Für beide Vereine wäre schon die Teilnahme an den Aufstiegsspielen der größte Erfolg der Vereinsgeschichten. Jetzt ist die Situation so da und da wollen wir natürlich das Maximum rausholen, haben aber natürlich überhaupt keinen Druck. Pushen muss ich keinen mehr, die Jungs sind total heiß." Rang drei wäre somit unter Garantie keine Enttäuschung, Schäfer zieht, um den Erfolg zu bemessen, ohnehin andere Parameter heran: "Ich will die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, verändern. Mich freut es, wenn die Zuschauer nach dem Spiel kommen und sagen, dass ihnen die Spielweise gefällt. Dass wir uns so schnell entwickelt haben, hätte ich nie gedacht. Und man muss auch klar sagen, dass die Entwicklung viel zu schnell ging." Vollendet sei sie aber noch längst nicht, gerade im Spiel nach vorne solle noch eine Schippe draufgepackt werden. Zwar hat nur der Meister in spe, Borussia Fulda II, weniger Tore kassiert, aber Michelsrombach/Rudolphshan stellt derzeit nur den siebtbesten Sturm der Liga.
Kein finanzielles Risiko, Schäfer will anders punkten
Die Gruppenliga also (noch) eine Nummer zu groß für die Spielgemeinschaft? Zumindest wird die Kaderplanung keinesfalls von der Liga abhängig gestaltet. "Selbst falls wir aufsteigen, was noch ganz weit weg ist, werden wir keine Experimente machen." Ergo: Keinesfalls finanzielles Risiko, dazu müsse jeder Spieler vom Charakter her ins Team passen, außerdem gelte es vor allem die einheimischen Spieler zu halten und vielleicht den einen oder anderen Michelsrombacher, der aktuell abtrünnig ist, zurückzuholen. Bei beispielsweise Heiko Petrasch, der aktuell für Verbandsliga-Primus Steinbach aktiv ist, sei dies allerdings unrealistisch. Schäfer schätzt zudem gerade das Vereinsleben, das er bei der ein oder anderen seiner Stationen als Spieler nicht in dieser Ausprägung kennenlernen durfte.
Dominik Hillenbrand ist einer der Spieler, die in das Konzept passen, deswegen wurde der Stürmer von B-Ligist Großenbach geholt. Dazu solle sicherlich noch der ein oder andere kommen, um den Kader auch in der Breite etwas besser aufzustellen. Punkten will Schäfer dabei nicht mit finanziellen Argumenten, sondern mit fußballerischen. Dass sich Michelsrombach/Rudolphshan im Hünfelder Altkreis nach dem SV Steinbach, dem Hünfelder SV und neben der SG Eiterfeld/Leimbach zur Topadresse mausert, hilft dabei vortrefflich.
Zur Person:
Romeo Schäfer ist gebürtiger Michelsrombacher, 30 Jahre alt und verheirateter Familienvater (Tochter Sophia ist 2 Jahre alt). Seine ersten fußballerischen Schritte unternahm er bei Hellas Michelsrombach, in der Jugend folgten Stationen bei der TSG Mackenzell und dem SV Steinbach. Im Seniorenbereich war er für Steinbach, Germania Müs, Buchonia Flieden und den SVA Bad Hersfeld am Ball.
Fast ausschließlich als Rechtsverteidiger eingesetzt, spielt er seit Anfang dieser Saison zentral als Innenverteidiger oder Sechser. Bereits in seiner Zeit beim SV Steinbach absolvierte Schäfer die heutige B-Lizenz, mittlerweile ist er Inhaber der DFB-Elite-Junioren-Lizenz. Als Trainer begann er bei Buchonia Flieden in der Saison 2012/2013, als er die A-Junioren gemeinsam mit Stefan Schmidt trainierte und interimsmäßig bei der zweiten Seniorenmannschaft, die damals in der Verbandsliga spielte, das Sagen hatte. Danach legte er bis vergangenen Sommer eine Pause im Trainergeschäft ein.
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