Selbstkritisch, konstant und gesetzt

Tarek Belaarbi (links) hat sich nach seinem Kreuzbandriss wieder in die Mannschaft gespielt. Foto: Siggi Larbig

Tarek Belaarbi hat keine einfache Zeit hinter sich. Als hätte es das Schicksal mit ihm nicht gut gemeint, verletzte er sich in einem Pokalspiel beim damaligen Kreisoberligisten Blankenau/Stockhausen am 23. April 2014 - seinem 24. Geburtstag - so schwer am Knie, dass er wegen eines Kreuzbandrisses mehr als ein Jahr nicht mehr für die erste Mannschaft des Hünfelder SV auflaufen konnte. "Ich wollte nach sechs Monaten wieder einsteigen, habe aber leider zu früh angefangen und wurde immer wieder zurückgeworfen. So richtig schmerzfrei bin ich erst seit diesem Sommer", sagt Belaarbi, der in dieser Spielzeit doch etwas überraschend zum unumstritten Stammpersonal des Verbandsligisten zählt.

Denn Belaarbi hatte gewiss keinen Traumstart in Hünfeld: 2012 wechselte er vom TSV Lehnerz in die Haunestadt und feierte am ersten Spieltag im Derby beim SV Buchonia Flieden sein Hessenliga-Debüt. 2200 Zuschauer am Weiher sahen ein Spiel, das der heute 25-Jährige am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen würde. "Das war katastrophal und peinlich. In dem Spiel war ich leider völlig überfordert", erinnert sich Belaarbi ungern, der von seinem damaligen Trainer Oliver Bunzenthal nach 32 Minuten erlöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte der HSV bereits drei Gegentore kassiert - zwei davon durch Belaarbis Gegenspieler Marcel Zintel.

Bis zu seiner Verletzung gegen Blankenau/Stockhausen gehörte Belaarbi zwar fest zum Verbandsliga-Kader, pendelte allerdings regelmäßig zwischen Startelf und Auswechselbank. Es folgte der Kreuzbandriss und eine alles andere als leichte Zeit für den Innenverteidiger. "Es gab Phasen, da hatte ich das Gefühl, das Knie wird nicht mehr richtig. Es ging einfach nicht voran", berichtet Belaarbi, der sich selbst zu sehr unter Druck setzte und möglichst schnell wieder auf das Grün wollte.

"Trainer Dominik Weber hatte mir alle Zeit der Welt gegeben, aber ich selbst war zu ungeduldig. Ich wollte schnellstmöglich wieder auf dem Platz stehen", blickt Belaarbi zurück. Bereits im Januar 2015 stieg er wieder ins Mannschaftstraining ein. Der Kopf wollte, das Knie aber nicht - wieder eine Zwangspause. So kam der 1,95 Meter große Hüne in der vergangenen Spielzeit lediglich auf vier Einsätze in der zweiten Mannschaft. Als das Verbandsliga-Team im Juni um den Aufstieg in Hessens Elite-Liga kämpfte, war Belaarbi zum Zuschauen gezwungen.

Vertragsverlängerung zögerte sich hinaus

Auch die Vertragsverlängerung im Sommer zögerte sich hinaus. Der Grund: Belaarbi suchte einen Praktikumsplatz im Rahmen seines Studiums. Mehrere Möglichkeiten boten sich. "Wäre der Praktikumsplatz mehr als 150 Kilometer von Hünfeld entfernt gewesen, wäre das Pendeln zu aufwendig geworden. Dann hätte ich ein halbes Jahr pausiert." Auch mehrere Vereine klopften an seine Tür, darunter auch Verbandsliga-Aufsteiger SV Neuhof. "Das war für mich kein Thema", wiegelte Belaarbi sofort ab. Da er letztlich einen Praktikumsplatz in Eiterfeld bekam, war schnell klar: "Dann bleibe ich beim HSV."

Mit den Zielsetzungen, verletzungsfrei zu bleiben und langsam wieder in die Mannschaft zu finden, startete Belaarbi in die Spielzeit 2015/16. Daraus wurde jedoch nichts - im positiven Sinne. Da er "zu 90 Prozent schmerzfrei" trainieren konnte, warf Weber seinen Schützling ins kalte Wasser der Verbandsliga. Belaarbi überzeugte mit guten Leistungen - und gehört nun zum unumstrittenen Stammpersonal der Weber-Elf. In acht Begegnungen traf er einmal und bereitete zwei weitere Tore vor - als Innenverteidiger.

"Ich bin selbst ein bisschen überrascht, dass ich so viel Einsatzzeit bekomme", gibt Belaarbi zu und ergänzt: "Für mich geht es jetzt darum, meine Leistung konstant zu bestätigen. Ich profitiere natürlich davon, dass Johnny Helmke zuletzt fehlte und ich in die Mannschaft gerückt bin." Im Vordergrund stehe aber der Erfolg der Mannschaft. Geht es nach Belaarbi, könnte der HSV in dieser Spielzeit gerne erneut um die Meisterschaft mitspielen - um in der nächsten Runde in die Hessenliga zurückzukehren. "Wir wollen auf jeden Fall ganz oben mit dabei sein", stellt der Defensivspezialist klar. Und vielleicht gibt es dann auch ein Wiedersehen mit dem SV Flieden - und einem besseren Ende für Belaarbi.