Sonderschichten machen Oliev und Co. so stark

Tobias Oliev spielt seit 2011 wieder für den SSV Sand.

Einst der Jugend des SSV Sand entsprungen, danach Regionalligaluft bei Hessen Kassel geschnuppert und Oberligaerfahrung beim 1. FC Schwalmstadt sowie dem FSC Lohfelden gesammelt, um seit 2011 wieder für den Heimatverein zu kicken, mit dem er nun große Ziele verfolgt: Tobias Oliev.

73 Punkte sammelte der SSV Sand saisonübergreifend in den vergangenen 31 Spielen. Ein Wert, der in den vergangenen Jahren meist zum großen Wurf genügt hätte. Der hervorragende Saisonstart mit 23 Punkten aus neun Spielen ist somit alles andere als eine Momentaufnahme, was auch Oliev nur zu gut weiß: „Das so zu nennen, wäre tatsächlich zu einfach. Unsere vergangene Saison hatte erst am 10. Spieltag begonnen. Seitdem hat die Mannschaft einen Prozess durchlebt, in den unter anderem zwei Vorbereitungen gefallen sind. Wir haben aus den Niederlagen zum Saisonstart der vergangenen Saison gelernt, haben eine bessere Mentalität.“

Mit einem Trainer, der den „Dorfverein“, wie Oliev sagt, noch einmal auf ein neues Level heben konnte: „Peter Wefringhaus hat einen riesigen Anteil an unserem Erfolg, nicht nur wegen des Trainings, das er anbietet. Es ist Wahnsinn, wie viel Zeit er für das Team opfert, er hat zudem auch viele Sachen im Umfeld ganz einfach professionalisiert.“ Der Heinebacher Wefringhaus nimmt über 50 Kilometer einfache Strecke auf sich, Oliev und Co. hingegen viele Sonderschichten.

Denn der 31-jährige Offensivmann kann erklären, warum sich Steffen Klitsch, Daniel Wagner, Viktor Moskaltschuk und eben er selbst zu der wohl besten Offensive der Liga gemausert haben, am Platz sichtlich Spaß entfachen und sich beinahe blind verstehen. „Es ist ganz normal, dass wir nach den Trainingseinheiten am Platz bleiben, uns ein paar Bälle auflegen, Passstafetten spielen oder Fallrückzieher machen. Nur so lernst du, wie der andere tickt, wie er den Ball gerne haben möchte.“ Oliev selbst ist ein Typ, der gerne zwischen den Linien agiert, die Zweikämpfe meidet, in denen sich Wagner oder Moskaltschuk gerne aufreiben. Wichtig ist: Totale Variabilität, totale Flexibilität. Mal Dreier-, mal Viererkette. Mal Oliev als Mittelstürmer, mal als Spielmacher. Sand soll für den Gegner nicht ausrechenbar sein, selbst sich allerdings in jedem System wohlfühlen.

Zweikampf mit dem HSV? Sehr gerne!

Mittlerweile sind Wagner und Klitsch, beide mit höherklassiger Erfahrung ausgestattet, voll integriert. Das Gerüst bilden allerdings Spieler wie Oliev oder die Bernhardt-Brüder, die schon ewig zusammenspielen. Der Hauptgrund, warum Oliev 2011 zurückkehrte, obwohl er Angebote von diversen Hessenligisten vorliegen hatte: „Ich wohne direkt neben dem Sportplatz, meine ganzen Kumpels spielen hier. Die Entscheidung ist mir leicht gefallen“, sagt der selbstständige Versicherungsmakler, der schon bei seiner Rückkehr klare Ziele verfolgte: „Ich wollte mit Sand mal oben anklopfen, irgendwas hat in den vergangenen Jahren aber immer gefehlt. Mittlerweile sind wir gewachsen, breiter aufgestellt und eine gute Adresse in Nordhessen.“

Und so könnte er sich einen Traum erfüllen: Hessenliga mit Sand, einem Ort, wo gerade einmal 3600 Menschen leben. „Auch die Konkurrenten sind stark, aber auch Hünfeld, Flieden oder wir werden mal verlieren. Wichtig wird für uns sein, dass wir uns nicht zurückwerfen lassen.“ Gerade dem Hünfelder SV, wo sein Kumpel aus früheren Schwalmstädter Zeiten, Sebastian Schuch, spielt, würde er den Aufstieg ebenfalls gönnen. „Weil dort vernünftige Arbeit gemacht, keine Mannschaft zusammengekauft wird. Ich habe kürzlich ein Interview mit Mario Rohde (HSV-Abteilungsleiter, Anm. d. Red.) gelesen. Das hört sich alles sehr bodenständig an“, sagt Oliev, der einen großen Reiz an einem Zweikampf mit dem HSV finden würde, den am Ende allerdings sein Team gerne gewinnen dürfe.

Eine Frage galt es dann noch zu klären. Wie wird denn nun eigentlich sein Nachname ausgesprochen. Mit langgezogenem „ie“ oder doch eher wie die Frucht „Olive“, nur ohne „e“. Letzteres erklärt der 31-Jährige mit einem Lachen und hofft insgeheim darauf, dass der eine oder andere Stadionsprecher der Verbandsliga das verinnerlicht. Genannt wird er auch in dieser Saison wohl noch einige Male als Torschütze, bislang war das schon wieder viermal der Fall.