Trainiert wird auch ohne Trainer

Welche Rolle hätte der HSV um Niclas Rehm (rechts) in der Hessenliga gespielt, wären die Aufstiegsspiele gegen Kelsterbach und Rot-Weiss Frankfurt gut gegangen. Foto: Siggi Larbig

Eifrig diskutiert wurde dieser Tage, die Entscheidung von Dominik Weber, seinen Verbandsliga-Spielern des Hünfelder SV freizugeben. Vor dem Spiel gegen den SC Willingen (Sonntag, 15 Uhr) haben wir mit Kapitän Niclas Rehm gesprochen. Ebenfalls auf heimischen Geläuf sind der SVA Bad Hersfeld und der SV Neuhof gefordert. Steinbach will hingegen in Korbach weiter ungeschlagen bleiben.

Hünfelder SV - SC Willingen (Sonntag, 15 Uhr).

Niclas Rehm, Kapitän und Sprachrohr, akzeptiert die Maßname des Trainers und kann sie auch nachvollziehen. "Wir waren aber etwas verwundert, weil wir dachten, dass wir vielleicht mehr trainieren werden. An der Kondition liegt es aber garantiert nicht und so ist es vielleicht sinnvoll, die Köpfe etwas freizukriegen." Denn, so glaubt Rehm, sei die verfahrene Situation in großen Stücken ein mentales Problem, das Selbstvertrauen sei weg, außerdem sei die Situation für die meisten Spieler komplett neu, denn in den vergangenen Jahren habe man entweder Hessenliga gespielt oder in der Verbandsliga-Spitze mitgemischt. Den Vorwurf, dass deswegen die Luft raus ist, lässt sich der 26-Jährige allerdings nicht gefallen: "Ich bin, und da kann ich auch für die anderen sprechen, ein Spieler der jedes Spiel gewinnen will. Es ist nicht unser Anspruch und nicht der des Hünfelder Sportvereins, dort zu stehen, wo wir stehen. Das macht mich wütend, sauer und ist enttäuschend."

Allerdings fehlte es in Schwalmstadt zuletzt auch an Grundtugenden, genau wie im ersten Spiel nach der Pause gegen Neuhof, da kam zumindest eine Reaktion: "Und auch diesmal muss eine absolute Trotzreaktion kommen. Wir brauchen die Grundtugenden. Wir müssen kämpfen, Zweikämpfe führen. Es zählen keine Einzelschicksale mehr. Ich verlange eine klare Leistungssteigerung - von vorne bis hinten", verdeutlicht Rehm, der sich da keinesfalls selbst ausnimmt, denn in Schwalmstadt sei die Leistung von jedem Spieler gelinde gesagt sehr ernüchternd gewesen. Bliebe noch zu klären, wie die Haltung zum Trainer ist: "Wir stehen voll hinter ihm", sagt Rehm mit gewaltigem Nachdruck und führt aus, dass sich die Mannschaft, die in Schwalmstadt nach der Partie lange in der Kabine zusammengesessen habe, sich dafür ausgesprochen hat, sich ohne Trainer zu treffen, um im Rhythmus zu bleiben und sich auf das Spiel gegen Willingen vorzubereiten. Den großen Charaktertest, in dem laut Rehm nur ein Sieg zählt.

SVA Bad Hersfeld - SV Weidenhausen (Samstag, 15.30 Uhr).

Ausgerechnet mit den Adlern hat Asbach noch "ein Hühnchen zu rupfen", denn nicht nur SVA-Coach Frank Ullrich erinnert sich an das bittere 0:3 im Hinspiel, als Asbach vor der Pause die bessere Mannschaft war, dann aber komplett den Faden verlor. Für Asbach spricht, dass die ersten beiden Partien nach der Winterpause in Schwalmstadt (2:3) und Schauenburg (5:0) klasse waren: "Wir wollen den Schwung mitnehmen und sind guter Dinger, dass wir den 13. Platz verteidigen können", erklärt Ullrich. Der würde zum Klassenerhalt reichen, falls aus der Hessenliga nur ein Club in die Verbandsliga Nord runter müsste. Und danach sieht es aktuell aus. Weil Lukas Müller-Siebert und Johannes Schreiber wieder dabei sind, hat der Coach gerade im Defensivbereich wieder deutlich mehr Alternativen. Die Situation im Umfeld soll am Samstag indes keine Rolle spielen: "Ich glaube nicht, dass das die Spieler hemmen wird. Wir sind gut drauf und motiviert und haben den Anspruch auch gegen Weidenhausen etwas mitzunehmen", verdeutlicht Ullrich.

SV Neuhof - SG Schauenburg (Sonntag, 15 Uhr).

Alex Bär, Co-Trainer und Sportlicher Leiter des SVN, ruft zum Charaktertest: "Die Mannschaft kann gegen Schauenburg zeigen, ob sie mit Klassenerhalt zufrieden ist, oder ob es vielleicht um noch mehr geht." Beispielsweise einen einstelligen Tabellenrang könnte der Aufsteiger diese Saison wohl zweifelsohne erreichen. Gerade wenn das Team so auftritt, wie beim 4:1-Sieg in Hünfeld vor zwei Wochen. "Nun sind wir aber ein wenig aus dem Rhythmus durch die beiden Spielabsagen", bedauert Bär, der beim Spiel gegen das Schlusslicht Schauenburg von einer "Einstellungssache" spricht, allerdings auch zu wissen glaubt, dass die Gäste-Defensive gut geordnet daherkomme und die Offensive schnell unterwegs sei.

Noch nicht entschieden ist derweil die Trainerfrage für kommenden Sommer: "Es gab ein Vorgespräch mit Trainer, dem Vorsitzenden und der sportlichen Leitung", erklärt Bär, der sagt: "In Sachen sportliche Ziele sind wir natürlich im Soll, allerdings muss Radek Görner schauen, wie es mit seiner beruflichen Situation ist und ob er das nächste Saison noch in der Art und Weise machen kann." Zuletzt habe Görner des Öfteren wegen seines Jobs im Training passen müssen. Nach Ostern werde Bär auch mit den Spielern abschließend sprechen, wobei er hofft, dass die Fluktuation nicht allzu hoch sein werde.

TSV Korbach - SV Steinbach (Samstag, 17 Uhr).

Ganz souverän löste der SVS die Aufgabe im Hinspiel, als Korbach keine Torchance hatte und es am Ende vollkommen verdient 3:0 stand. Michael Wiegand, neben Petr Paliatka der Fixpunkt des Steinbacher Spiels im defensiven Mittelfeld, erwartet in Korbach allerdings ein schwierigeres Spiel: "Die Platzbedingungen werden nicht optimal sein. Und wenn Korbach tief steht, dann wird es schwierig Lücken und alles spielerisch zu lösen." Geduld sei gefragt, um letztlich nicht ins offene Messer zu laufen. Aber selbstredend geht der Primus beim Aufsteiger und Kellerkind als Favorit ins Spiel - und kann seine Ausgangslage weiter verbessern: "Dass wir die ersten beiden Spiele nach der Pause so gut gelöst haben, war nicht zu erwarten und darauf lässt sich aufbauen." In Korbach wird Sebastian Bott wegen universitären Verpflichtungen fehlen, Michael Wiegands Bruder Fabian könnte für ihn hinten rechts verteidigen: "Er hat endlich wieder schmerzfrei trainiert", erklärt sein jüngerer Bruder und kann gleichzeitig berichten: "Auch die anderen Kranken dürften bis Samstag wieder dabei sein."

SV 07 Eschwege - SG Bad Soden (Samstag, 15 Uhr).

Das Hinspiel verlief für die "Sprudelkicker" ganz bitter: Gegen neun Minuten kassierten sie noch das vollkommen unnötige 1:1. Damals war Eschwege nicht in Form. Ende des Jahres dann aber schon, denn da wurden fünf Siege in Folge gefeiert. Im neuen Jahr sind die Nullsiebener allerdings noch ohne Partie, das könnte ein Vorteil für die Mehic-Elf sein - und auch der Schwung aus dem 2:1-Sieg gegen Korbach, den sie mal wieder Tim Mulfinger zu verdanken hatten.

SSV Sand - TSV Lehnerz II (Sonntag, 15 Uhr).

Auf der Sander Höhe wartet eine knifflige Aufgabe für die Hessenliga-Reserve, schließlich gilt der SSV nach wie vor als Heimmacht, hat auch in dieser Saison bislang nur ein Spiel (0:5 gegen Rothwesten) auf dem gewohnten Geläuf verloren. Und Lehnerz II hat zwar in den bisherigen drei Partien über weite Strecken überzeugt, Ertrag sind jedoch nur drei Punkte.

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