Trapp verrät: So krass war das Training bei Förderer „Tarzan“
Frankfurt - Der 1. FC Kaiserslautern war in diesem Jahrtausend lange Zeit bekannt dafür, großartige Torhüter auszubilden. Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Tobias Sippel, Florian Fromlowitz oder Kevin Trapp durchliefen die als knallhart bekannte Schule von Gerald „Gerry“ Ehrmann. Der frühere Schlussmann hatte den Spitznamen „Tarzan“. Und bei den Trainingseinheiten ging es ordentlich zur Sache!
Ehrmann nahm Trapp die Angst vor Schüssen ins Gesicht
Trapp nahm sich im hörenswerten Podcast „ Spielmacher - Fußball von allen Seiten “ von 360 Media im Gespräch mit Moderator Sebastian Hellmann. Der Schlussmann von Eintracht Frankfurt blickt auf seine Karriereanfänge zurück: „Gerry hat uns sehr früh geschult und wollte uns die Angst nehmen. Selbst bei Schüssen aus kürzester Distanz sollten wir keine Angst davor haben, unser Gesicht hinzuhalten.“
Ehrmann sei „knallhart“ gewesen und habe den Schlussmännern aus fünf Metern Entfernung „die Bälle um die Ohren“ geschossen: „Gerry hat nie ein Problem damit gehabt, wenn wir einen Fehler gemacht haben. Für ihn war es aber das Schlimmste, wenn seine Torhüter Angst hatten und nicht den nötigen Mut gezeigt haben. So hat er uns sehr früh die Angst vor Schüssen aus kürzester Distanz genommen.“
Nur in der Grundschule wurde ihm „die Zahnspange“ rausgeschossen
Natürlich habe es wehgetan, wenn das runde Leder im Gesicht landete. Dennoch war es nicht erlaubt, sich wegzudrehen: „Gerry sagte immer: ‚Es ist wesentlich einfacher, den Ball anzuschauen und reagieren zu können, als ihn nicht zu sehen und ihn dann ins Gesicht zu bekommen.‘ Das kam zwar vor, aber ich hatte Gott sei Dank keine schlimmeren Verletzungen.“ Die einzige Anekdote rührte aus der Grundschule: „Da hat mir jemand die Zahnspange rausgeschossen.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Torhüter, der für Kaiserslautern, Frankfurt, Paris Saint-Germain und die deutsche Nationalmannschaft bisher 496 Profispiele bestritten hat, noch keine Ehrmann-Schule genossen. Erst im Alter von 14 oder 15 Jahren kam er in diesen „Genuss“. Trapp verriet: „Wenn du das Training bei ihm mitgemacht hast, dann hast du zwei Tage benötigt, um damit klarzukommen. Es ging vor allem um Willensschulung und Basics. Er hat sich zehn Bälle hingelegt und auf das Tor geknallt. Es ging darum, uns kaputtzumachen und uns zu zeigen, dass noch mehr geht, wenn man nur will.“
„Tarzan“ wollte mit seinen Keepern „Grenzen verschieben“
Der 65-Jährige absolvierte von 1984 bis 1998 301 Bundesligapartien für die Pfälzer und sorgte dafür, dass es einige Titel zu feiern gab. Ehrmann hatte auch durch diese vergangenen Erfolge und seine gesammelten Erfahrungen den Respekt auf seiner Seite und er wusste genau, was er seinen Schützlingen weitergibt. Er habe versucht „uns an Grenzen zu bringen und diese Grenzen zu verschieben“, so Trapp, der sich irgendwann an diese Art der Willensschulung gewöhnt hatte.
Inzwischen weiß der Keeper genau, welchen Anteil Förderer Ehrmann an einer großen Karriere hatte: „Gerry hat viel richtig gemacht. Ich bin dankbar, dass ich meine Torwart-Karriere bei ihm beginnen konnte. Er hat uns mit seiner Charakter- und Willensschulung enorm weitergebracht.“ Trapp hat davon profitiert und sich über die Jahre gesehen zu den besten Torhütern in Deutschland entwickelt .