Soisdorfs Vorstand nimmt Stellung

"Uns fehlt das Fair Play"

Der SCS äußert sich zur Entscheidung der Frauenmannschaft. Foto: K. Kremer

Für viel Aufsehen sorgten die Abgänge zahlreicher Spielerinnen beim SC Soisdorf. Nachdem sich der Verein bislang nicht äußern wollte, nimmt der Vorstand nun Stellung zu unserem Bericht „Die Krux mit der Kommunikation“, der am Donnerstag, 20. Mai, erschienen ist.

"'Das Kind ist in den Brunnen gefallen' – mit dieser Redewendung lässt sich die Thematik um unseren Verein und um die Abmeldung von 25 Spielerinnen beschreiben. Da Respekt, Toleranz und Wertschätzung unseren kleinen Verein auszeichnen, haben wir bisher auf eine öffentliche Stellungnahme verzichtet. Die bisher einseitige Darstellung der Geschehnisse, insbesondere durch diskriminierende Schlagworte wie 'flüchtende Spielerinnen' und 'Hilferufe', ließen jedoch den Vorstand und damit den Verein in ein schlechtes Licht rücken, so dass auch Stimmen von Mitgliedern, Fans und Gönnern des SCS laut wurden, die Thematik aus Sicht der Verantwortlichen zu schilden. Eins sei vorweggenommen: Die Lichter im Verein werden deswegen nicht ausgehen.

Was passiert ist, ist passiert. Und klar ist, dass es kein Zurück mehr gibt. Es wird auch keine Spielgemeinschaft mit dem neuen Verein, dem VfL Eiterfeld, geben. Mit einigen Tagen Abstand haben wir die Geschehnisse weitestgehend verdaut. Bitter stößt allerdings das Vorgehen unserer ehemaligen Frauenmannschaft auf. Warum ist die Mannschaft nicht im Vorfeld ihrer Planungen auf uns zugekommen? Dies ist umso unverständlicher, da vier Spielerinnen sowie der Teambetreuer im Vorstandsteam tätig waren. Wäre man sich nach einem Gespräch nicht einig geworden, hätte man den vollzogenen Schritt mehr verstehen können. Doch leider wurden wir nach 34 Jahren Frauenfußball beim SCS vor vollendete Tatsachen gestellt.

Nach wie vor liegt uns keine offizielle, nachvollziehbare Begründung seitens der Mannschaft vor. Gerüchte fehlender Wertschätzung und mangelnder finanzieller Unterstützung sowie ausbleibender Trainersuche weisen wir entschieden zurück. Letztlich gibt es immer zwei Sichtweisen der Dinge.

Wir waren in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem potentiellen Kandidaten, nachdem der ehemalige Trainer aus persönlichen Gründen seine Zusage zurückziehen musste. Der SCS hat zuletzt einen Mädchenschnuppertag durchgeführt, um für einen Unterbau zu sorgen und um Punktabzüge für die Frauenmannschaft zu verhindern. Trotz unserer geringen Finanzkraft haben wir als kleiner Verein auch für die Frauenmannschaft einiges möglich gemacht, wie das 30-jährige Bestehen und die Verpflichtung erfahrener Trainer. Außerdem haben wir die Frauen auch aus finanzieller Sicht immer mit dem Männerteam gleich gestellt, beispielsweise bei Zuschüssen zum Trainingslager oder zur Weihnachtsfeier.

"Kann nicht alles schlecht gewesen sein"

Zu konkreten Vorwürfen in bisherigen Presseberichten beziehen wir im Folgenden klar Stellung. Von dem Gewinn des Vereins aus den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahr 2017 haben die Frauen eine Zahlung in ihre Mannschaftskasse erhalten. Ende Februar dieses Jahres fanden Gespräche zwischen Vorstand und Spielerinnen statt, um die kommende Saison zu planen und um sich über potentielle Trainer und Neuzugänge auszutauschen. Die Lauf-Challenge der Herrenmannschaft in der durch Corona freien Spiel- und Trainingszeit wurde von der Mannschaft selbst ins Leben gerufen und von privaten Sponsoren, die Trainer und Spieler selbst gesucht haben, unterstützt. Eine Prämie durch den Verein wurde weder im Vorfeld vereinbart noch tatsächlich gezahlt.

Eine sachliche Darstellung der Thematik wäre für alle Beteiligten wünschenswert gewesen. Mit Falschaussagen in der Öffentlichkeit werden die Vereinsarbeit und damit das Ehrenamt mit Füßen getreten, wobei fehlende Wertschätzung in der Vergangenheit doch insbesondere von der Frauenmannschaft stark kritisiert wurde. In Sachen Wertschätzung hieß es nämlich seitens der Spielerinnen, dass zu Heimspielen am Samstagnachmittag zu selten Vorstandsmitglieder anwesend waren. Neben aufwendiger Vorstandsarbeit, Betreuertätigkeit bei der Herrenmannschaft und noch aktivem Fußballspielen gibt es jedoch auch Familie und Beruf, wodurch es nicht immer möglich ist, am Hauck zu sein. Bei der für uns völlig überraschenden Abmeldung der Spielerinnen war von Wertschätzung keine Spur. Die fehlende Kommunikation vor und nach dem Eingang der Abmeldungen per Einschreiben ist sicherlich mehr als unglücklich. Von Fair Play, wie man im Sport so schön sagt, kann hier nicht die Rede sein, zumal nicht alles schlecht gewesen sein kann beim SCS. Immerhin feierte die Frauenmannschaft doch ihr 30-jähriges Bestehen in unserem Verein mit einem Einlagespiel gegen den Bundesligisten 1. FFC Frankfurt und klopfte 2020 mit Rang zwei in der Verbandsliga an die Tür zur Hessenliga an.

Die Sache ging zwar im Allgemeinen schnell über die Bühne, jedoch beschleicht uns das Gefühl, dass alles bereits seit einigen Wochen geplant war. Wir haben innerhalb von zwei Tagen mit einem identischen Schreiben alle Abmeldungen erhalten. Ob der Wechsel eine Mannschaftsentscheidung war, können wir nicht bestätigen. Im Gegenteil: Es wurden Stimmen laut, dass sich die eine oder andere Spielerin überrumpelt und mitgerissen gefühlt hat. Somit lässt aus unserer Sicht auf eine Initiierung durch wenige Frauen schließen (Spielführerin Lisa Schäfer wies dies in einem ersten Bericht zurück, Anm. d. Red.). Ob sich nach der Zusage Anfang dieses Jahres von 14 Spielerinnen für die neue Saison überhaupt noch ein Großteil mit dem Verein identifizierte, sei dahingestellt. Mündliche Zusagen haben im heutigen Fußballgeschäft scheinbar sogar bis in die untersten Ligen keine Bedeutung. Die Enttäuschung und den Frust der vergangenen Wochen gilt es nun abzuschütteln. Ob mit oder ohne Frauenmannschaft – am Soisdorfer Hauck rollt weiterhin der Ball."

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