Biss in die Wange soll gestraft werden

"Wie im Käfigkampf": Calvin Auth spricht nach Skandalspiel

Calvin Auth ist noch immer fassungslos. Ihm wurde im Spiel gegen den SV Welkers in die Wange gebissen. Foto: Charlie Rolff

"Die Frage nach dem Wieso, Weshalb, Warum und warum gerade ich, ist allgegenwärtig", sagt Calvin Auth (24) nach den schrecklichen Erlebnissen, die ihm am Sonntag beim Spiel zwischen Schweben und Welkers (2:1) in der Kreisoberliga Fulda-Süd widerfuhren. Er wurde Opfer eines Gewaltausbruchs, den Osthessens Fußball in dieser Art und Weise lange nicht gesehen hat.

Letztmals wahrscheinlich, als Petersbergs Torjäger vom Dienst, Boris Aschenbrücker, von einem Korbacher Spieler im September 2009 attakiert worden war. Nun soll am Sonntag Auth geschlagen, in den Bauch getreten und in die Wange gebissen worden sein. Er begab sich anschließend ins Krankenhaus, zeigte später den Täter wegen gefährlicher Körperverletzung an und ist im Gespräch mit torgranate.de noch immer fassungslos – wenngleich bleibende körperliche Schäden mittlerweile so gut wie ausgeschlossen sind. (LEST HIER, was aus Sicht von Schwebens Trainer Mario Lins passiert war)

"Am Mittwoch war ich noch einmal zur Nachuntersuchung beim Hausarzt, damit meine Wunde an der Wange genau begutachtet werden konnte. Glücklicherweise hat sich nichts entzündet und offenbar wird sich auch nichts entzünden. Fakt ist, dass ich Glück hatte. Im schlimmsten Falle muss bei so etwas die Wange entfernt werden, bei Bisswunden können Krankheiten wie HIV übertragen werden, zudem ist die Stelle nahe am Gehirn, was bei Entzündungen schlimme Folgen haben kann."

Gesprächsthema im Klinikum

Die Situation selbst lief für Auth wie ein schlechter Film ab, den er gar nicht richtig greifen konnte. "Ich kam mir vor wie in einem Käfigkampf, bei dem ich mich nicht wehren kann. Als ich dann neben dem Spielfeld auf der Bank saß, habe ich das Spielgeschehen gar nicht mehr wahrgenommen. Erst als ich mit meiner Mutter im Auto Richtung Krankenhaus saß, wurde mir bewusst, was da eigentlich gerade vor sich gegangen ist."

Beim notärtztlichen Bereitschaftsdienst im Fuldaer Klinikum war Auth sogleich Gesprächsthema: "Der Arzt hat zu mir gesagt, dass ihm so etwas in 40 Jahren Dienstzeit noch nicht untergekommen sei. Er rief sogar einen Kollegen, damit er sich das einmal anschaut", schildert Auth, der anschließend fünf Stunden untersucht wurde. Festgestellt wurden eine Rippenprellung und ein Schleudertrauma in der Halswirbelsäule. Bis jetzt kann er den Kopf nicht zur rechten Seite drehen. Innere Organe wurden nicht verletzt. (LEST HIER, was der SV Welkers und das Sportgericht zur Situation sagen).

"Das war keine Reue"

Krankgeschrieben ist Auth noch immer. Sein Arbeitgeber fragte den Bankkaufmann, ob das alles tatsächlich bei einem Fußballspiel und nicht in einer dunklen Ecke bei einem Überfall geschehen sei. Die Fassungslosigkeit ist allgegenwärtig und soll nun zu einer gerechten Strafe führen, wie Auth betont. Entschuldigt hatte sich der Spieler nach dem Spiel – enttäuscht zeigt sich Auth über die Art und Weise: "Man hat regelrecht gemerkt, wie seine Mitspieler ihn dazu gedrängt haben. Er sagte dann ganz lapidar 'sorry' und fügte an, dass ich auch nicht so in den Zweikampf hätte gehen sollen. Das war keine Reue, das hat ihm nicht leidgetan, er wollte mir ja noch die Schuld geben." Von Welkerser Vereinsseite sei bislang niemand auf ihn zugekommen, außer einem Spieler, den er persönlich kennt und ihn per Facebook-Nachricht kontaktiert hatte.

Nun fällt der 24-Jährige erst einmal aus. Ist alles überstanden, will er auf den Platz zurückkehren. Er ist hart im Nehmen, sagt er. Etwas Vergleichbares wolle er aber nicht mehr erleben.

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