Wie Phönix aus der Asche
Cem Kara (links, hier im Zweikampf mit Julian Pecks) ist der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Hessenliga. Foto: Charlie Rolff
So richtig hatte Cem Kara niemand vor der Saison auf dem Zettel. Nach vier Jahren bei Kickers Offenbach, zwei davon im Senioren-Bereich, entschied sich der Linksaußen im Sommer vergangenen Jahres für einen Tapetenwechsel und unterschrieb einen Einjahreskontrakt bei Hessenliga-Aufsteiger Rot-Weiss Frankfurt. "Ich hatte mit Offenbach II in der Verbandsliga gegen Rot-Weiss gespielt und war wirklich beeindruckt von der Art und Weise, wie sie Fußball gespielt haben. Wir hatten in der ersten Halbzeit kein Land gesehen. Danach war es für mich relativ schnell klar, für welchen Verein ich in dieser Saison spielen werde", berichtet Kara, der bei den Kickers nicht über die Reservistenrolle hinaus kam.
Denn trotz "guter Trainingsleistung", wie es ihm immer wieder vom Trainerstab bescheinigt wurde, schenkte der damalige OFC-Coach Rico Schmidt Kara kein Vertrauen. So brachte er es in zwei Spielzeiten lediglich auf einen Kurzeinsatz in Liga vier. Einzig bei der 2:3-Pleite gegen Homburg im September 2013 durfte er immerhin elf Minuten Regionalliga-Luft schnuppern. "Mir wurde immer wieder erzählt, dass ich das nötige Potenzial habe. Leider habe ich aber nie die Chance bekommen, es auch abrufen zu können", sagt Kara, der stattdessen regelmäßig in der U23 der Offenbacher Kickers kickte, die im ersten Jahr noch Hessen- , im zweiten nur noch Verbandsliga spielte. "Ich glaube schon, dass ich mehr Spielzeit bei den Profis verdient gehabt hätte. Mal habe ich bei Rico Schmidt eine Rolle gespielt, mal hat er mich gar nicht beachtet. Letztlich habe ich die zwei Jahre quasi vermasselt."
In Frankfurt hingegen findet der Hattersheimer mit Daniyel Cimen nun einen Trainer vor, der ihm das uneingeschränkte Vertrauen schenkt. "Ich verstehe mich mit dem Trainer super und wir spielen tollen Fußball. Wir sind eine Mannschaft, die das Spiel macht und immer in Ballbesitz sein möchte. Das kommt mir und meinem Spielstil sehr entgegen", sagt Kara, der in der Liga für seine Tiefenläufe in den Rücken der Abwehr gefürchtet wird. "Ich bekomme die Bälle immer wieder schön durch die Lücken gesteckt und profitiere dann von meiner Schnelligkeit sowie dem guten Abschluss."
Für den 21-Jährigen soll die Hessenliga gewiss nicht das Ende der Fahnenstange sein. "Ich möchte es auf jeden Fall in die Dritte Liga schaffen. Vielleicht reicht es auch für Liga zwei", sagt Kara, der in der Jugend des SV Wehen Wiesbaden ausgebildet wurde. In Frankfurt läuft sein Vertrag im Sommer aus. Wie es für ihn weitergeht, ist derzeit noch unklar. "Ich fühle mich bei Rot-Weiss sehr wohl, weiß aber noch nicht, wie es über die Saison hinaus weitergeht." Denn derzeit liegt der volle Fokus Karas auf der Rückrunde mit den Südhessen, die mit zwei Punkten Rückstand auf Watzenborn-Steinberg den zweiten Tabellenrang einnehmen. "Der Aufstieg wäre eine Sensation, damit hat vor der Saison niemand gerechnet. Wir schauen zwar von Spiel zu Spiel, aber es ist auch klar: Wenn du mit dieser Qualität solange in der Tabelle ganz oben stehst, dann willst du auch aufsteigen."
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