Beck und Stein mit Rüsselsheim gefordert

Zwei Osthessen freuen sich auf Freiburg im DFB-Pokal

Michelle Beck trägt seit dieser Saison das Trikot des SC Opel Rüsselsheim. Hier ist die ehemalige Gläserzellerin in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Regionalligist 1. FC Nürnberg gefordert. Foto: Dominik Claus

Einmal im DFB-Pokal auflaufen, einmal einen großen Gegner ärgern. Für viele ein Traum, für die gebürtigen Osthessen Michelle Beck und Thomas Stein jedoch Realität. Und dies am Sonntag bereits zum zweiten Mal. Denn mit dem SC Opel Rüsselsheim trumpfen beide auf.

Dabei treten beide allerdings in unterschiedlichen Rollen auf. Während der gebürtige Soisdorfer Stein (29) als Trainer fungiert, ist Beck (22) auf dem Rasen für die offensiven Akzente zuständig. Die ganz große Aufregung ist beiden vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Bundesligist SC Freiburg nicht anzumerken, wahrscheinlich hat die erste Runde im höchsten Vereinspokal Deutschlands abgehärtet. Zumal diese auch fast alles mitgebracht hat: 0:0 nach 90 Minuten, 0:0 nach 120 Minuten. Der Favorit aus Nürnberg wankte – und beim 5:4 im Elfmeterschießen für Rüsselsheim fiel der Regionalliga-Spitzenreiter.

Die beiden Osthessen erinnern sich gerne an den 27. September zurück. "Defensiv haben wir damals eine unfassbare Leistung geliefert und es zudem geschafft, offensive Nadelstiche zu setzen", weiß Stein. Beck hingegen spricht gar vom "bisher schönsten Erlebnis seitdem wir Fußball spielen", meint damit aber nicht nur sich, sondern ebenfalls ihre Teamkolleginnen. "Besonders nach Abpfiff war es ein Gänsehautmoment. Uns war von Anfang an klar, dass wir bei einem Rückstand wohl raus gewesen wären. Während dem Spiel hat jede Einzelne aber schnell gemerkt, dass etwas möglich ist. Hinzu kommt, dass die Zuschauer uns bei jeder Szene mit Applaus gepusht haben. Für viele war es ein neues Gefühl, Fankulissen sind im Frauenfußball ja eher selten. Die Motivation ist dadurch extrem gestiegen, so dass selbst die 120 Minuten irgendwie bewältigt wurden. Normalerweise habe ich schon nach 90 Minuten meine Probleme", schildert sie schmunzelnd.

Die 22-Jährige verschlug es im Sommer aus privaten Gründen Richtung Wiesbaden. Zuvor war sie seit jeher für den SV Gläserzell am Ball. An einen Wechsel dachte Beck vorerst gar nicht, doch Stein – beide kennen sich aus gemeinsamen Gläserzeller Zeiten – meldete sich umgehend bei ihr. "Dadurch ist es mir leichter gefallen, den Mut zu fassen und den Schritt zu wagen." Und bereits jetzt sagt sie, dass es die beste Entscheidung sportlich gesehen war, denn die Erlebnisse mit dem Team und den Teamkolleginnen seien einmalig. Schon nach nur wenigen Monaten kann Beck auf einen zweiten Platz beim Hessenpokal-Turnier zurückblicken, Platz zwei in der Hessenliga lässt außerdem viel Platz für den Traum von der Regionalliga. Einzig ihr Ex-Verein steht noch besser in Hessens Beletage.

"Klitzekleine Wahrscheinlichkeit"

Angekommen ist Beck also vollends in ihrer neuen Heimat, einige Mädels aus dem neuen Team zählen bereits zum engen Freundeskreis. "Aber generell ist es bei uns so, dass in der ersten und zweiten Mannschaft übergreifend viele freundschaftliche, private Kontakte entstehen. Das macht vieles sehr angenehm." Denn fußballerisch hat sich der Aufwand vergrößert. Waren es in den vergangenen Jahren nur zwei Trainingseinheiten in der Woche, lässt Trainer Stein in Rüsselsheim dreimal trainieren. Zum Anfang hatte die gebürtige Lauterbacherin "ziemlich" zu kämpfen, da ebenfalls just die neue Arbeitsstelle in Wiesbaden angetreten wurde. "Viel Freizeit bleibt nicht", weiß sie, stellt allerdings klar, "dass bei uns jeder viel Kraft und Zeit investiert. Es ist zu spüren, wie viel Bock wir gemeinsam haben. Deshalb macht es ungemein Spaß."

Am Sonntag soll die Erfolgsgeschichte weitergeschrieben werden. Die Hausnummer ist derweil deutlich höher als noch in Runde eins. "Im Pokal ist alles möglich", waren laut Beck die Worte, die sie vor dem Nürnberg-Spiel öfters zu hören bekam. "Aber das ist nun irgendwie anders", stellt sie klar. Die Chancen seien "sehr, sehr gering", ihr Trainer sieht – wenn überhaupt – allerhöchstens eine "klitzekleine Wahrscheinlichkeit" auf eine erneute Sensation. Für ihn zählt mehr das Erlebnis, weshalb sein Team diesen "einmaligen Tag und ein Pflichtspiel gegen einen Bundesligisten genießen sollen".

Angst vor großen Namen hat seine Offensivspielerin nicht. Mit der Frauen-Bundesliga beschäftige sich Beck nicht allzu groß. Bewusst sei ihr aber, "dass sie uns in allen Bereichen einen großen Tick voraus sind". Das Geheimrezept für einen möglichen Coup hat sie bereits, denn besonders in Form von Schnelligkeit habe der SC Opel Rüsselsheim genügend Qualität auf dem Platz. "Es wäre schön, wenn wir Freiburg so lange wie möglich zur Verzweiflung bringen. Mal schauen, inwiefern uns der Gegner etwas mitspielen lässt. Sollte das der Fall sein, müssen wir in den jeweiligen Situationen voll da sein. Selbst immer nur hinterherlaufen zu müssen, ist schwierig, aber sollte es so kommen, werden wir es gemeinsam mit absoluter Leidenschaft bewältigen", frohlockt Beck.

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