Rohde über Kassa-Verlust, „Prediger“ und Verbandsgebahren

23. Juli 2024, 06:37 Uhr

HSV-Fußballchef Mario Rohde sieht den Hünfelder SV vor der neuen Saison gut aufgestellt. © Ralph Kraus

Am Samstag wird Mario Rohde 47 Jahre alt. Einen Tag später startet „sein“ Hünfelder SV in die neue Saison der Hessenliga. Wir haben uns mit dem Abteilungsleiter des HSV über die anstehende Spielzeit 2024/2025 unterhalten.

Die zweite Saison in einer Spielklasse ist ja oft die schwierigere Aufgabe. Wie ist ihr Blick auf die bevorstehende Runde?

Auf die vergangenen Runde sind wir mächtig stolz. Da haben wir uns als Aufsteiger super präsentiert. Aber davon werden wir uns jetzt nicht blenden lassen: Für uns ist die Hessenliga wie Bundesliga. Mehr geht für Hünfeld nicht und das wissen auch alle im Verein. Entsprechend demütig gehen wir an die neue Runde heran. Wir müssen uns zwar nicht kleiner machen, als wir sind, aber was zählt ist der Klassenerhalt. Das ist wie jede Hessenligasaison unser Ziel.

Wie sehen Sie den HSV aufgestellt?

Wir haben die Mannschaft punktuell gut verstärkt. Die Neuzugänge sind durchweg top – sportlich und menschlich. Die Jungs müssen sich mit dem ganzen Laden identifizieren. Das ist uns wichtig.

Hünfeld hat mit Jemal Kassa den vielleicht auffälligsten Spieler der letzten Runde an Gießen verloren . Wie hat man vor, diese Lücke schließen?

Ohne ihn fehlen uns 20 Tore. Da müssen wir nicht drum herumreden. Aber Jemal hat die Tore ja nicht alleine geschossen, sondern da waren einige helfende Hände und vor allem Füße im Spiel. Klar müssen wir das alles ein Stück weit auf andere Schultern verteilen. Es wird in dieser Saison aber andere geben, die vielleicht bisher ein bisschen im Schatten standen. Es wäre fatal, wenn man Teamsport an einzelnen Personen festmachen würde. Was sich etwas ändern wird, ist auf jeden Fall die Statik in unserem Spiel.

Welchen Eindruck haben die Neuen bisher hinterlassen?

So, wie wir uns das vorgestellt haben. Luca Uth hat schon eine feine fußballerische Ausbildung, das sieht man. Aber es wäre unfair und nicht wertschätzend allen anderen gegenüber, wenn ich mir da jetzt einen speziell herauspicke. Alle machen einen sehr starken Eindruck. Jeder einzelne hat die Qualität und individuelle Fähigkeiten, um unsere Mannschaft weiter voranzubringen. So soll es sein.

Wie schwer macht es Ihre Arbeit der Kader-Zusammenstellung, dass selbst in der fünften Liga noch während der Vorbereitung einige Spieler von Probetraining zu Probetraining reisen?

Es gibt immer wieder Spieler, die den Traum haben, höherklassig zu spielen. Das kann ich ja auch niemandem verwehren. Was Probetraining angeht, da tue ich mich schwer. Entweder will mich ein Verein, oder eben nicht.

Hand aufs Herz: Sind denn Spielerberater in der fünften Liga schon nötig?

Meiner Ansicht nach nicht – und vor allem: Was ist denn ein Berater? Ich habe schon mit Leuten telefoniert, das war Wahnsinn. Da habe ich mich köstlich amüsiert. Kein Know-how, keine Substanz! Nicht alle, aber sehr viele, eben Prediger und Jongleure.

Am Sonntag geht es mit dem Auswärtsspiel bei der U21 von Darmstadt 98 los. Diese neue Mannschaft ist für viele die große Unbekannte. Was wissen Sie über den ersten Gegner?

Das ist eine absolute Wundertüte, denn die Mannschaft gab es ja vorher nicht. Was man medial mitbekommt, wird es wohl von der Struktur des Kaders her kein zweites Eintracht Frankfurt II sein. Mit Markus Ballmert hat man einen Leitwolf aus Alzenau geholt. Aber ansonsten wissen wir überhaupt nichts über den Gegner. Weder vom Team, noch von der Anlage. Das wird spannend. Aber eventuell ist es nicht schlecht, dass wir den Gegner gleich am Anfang haben: Vielleicht greifen dort die Automatismen noch nicht so hundertprozentig, vielleicht müssen sich die jungen Spieler erst an den Männerfußball gewöhnen. Wir lassen uns überraschen.

Es gab Diskussionen, ob man Darmstadts U21 in die Hessenliga aufnehmen wird, oder nicht. Wie ist da ihre ganz persönliche Meinung?

Von Diskussionen kann da ja keine Rede sein, denn wieder einmal haben es die anderen Vereine aus der Presse erfahren, dass Darmstadt dazukommt. Es gab keinerlei Vorab-Information oder Kommunikation an alle Hessenligisten. Natürlich muss man nicht jeden fragen, aber, dass die betroffenen Vereine so eine Entscheidung über die Medien erfahren, das finde ich schon echt traurig.

Durch die Hinzunahme von Darmstadts U21 kann es jetzt bis zu sechs Direktabsteiger geben . Ein Wahnsinn, oder?

Tendenziell sind es ja zunächst nur drei Absteiger, aber letztlich ist das ja auch alles müßig zu diskutieren. Wir können nur unsere eigene Position beeinflussen und alle wissen, wo sie dran sind. Wir müssen unsere Punkte holen – fertig. Den Rest entscheiden irgendwelche Funktionäre des Verbands.

Apropos Verband: Die Reserve wurde nicht wie erhofft in die Kreisoberliga Nord eingeteilt –und auch das haben Sie über die Medien erfahren müssen.

Wir sind sehr enttäuscht, aber es liegt noch immer kein schriftliches Urteil vor, nur eine Vorabmitteilung. Insofern kann und will ich mich aktuell nicht äußern. Gegebenenfalls passiert das noch an anderer Stelle. Ich habe es initial über die Medien erfahren. Da fehlen mir die Worte.