Kunstrasenplatz in Bad Soden unbespielbar

17. September 2024, 06:39 Uhr

Solange nicht klar ist, warum Sand und Granulat sich zu einer klebrigen Masse verbunden haben, wird auf dem Kunstrasen in Bad Soden kein Fußball gespielt. © Ralf Hofacker

Was tun, wenn der Kunstrasenplatz unbespielbar ist? Vor dieser Herausforderung stehen unvermittelt die Fußballer der SG Bad Soden und des JFV Bad Soden-Salmünster – und mit ihnen die Nachbarvereine.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da mokierte Willi Waitz sich über mangelnde Kollegialität der SG Bad Soden . Der Vorwurf des Vereinsvorsitzenden des SV 1913 Salmünster: Der große Nachbar benehme sich, als gehöre der Kunstrasenplatz in Bad Soden ganz alleine ihm und gestehe Stadtteilvereinen wie seinen „Dreizehnern“ in der Winterzeit zu wenig Trainingszeiten auf dem Allwettergeläuf zu. Das Geschrei war groß, hinter den Kulissen krachte es und die SG Bad Soden ließ wissen, dass der Kunstrasen in der Tat ihr gehöre. Seither hat man von der Sache nicht mehr viel gehört.

Kunstrasenplatz in Bad Soden unbespielbar: Verein sucht Lösungen

Nun ist die SG Bad Soden, die mit dem SV Salmünster, der SG Huttengrund und der SG Ahl den Jugendförderverein Bad Soden-Salmünster betreibt, auf ihre Nachbarn angewiesen. Wo sich eben noch drei Bad Sodener Seniorenmannschaften und etliche Nachwuchsteams des JFV eines von Wind und Wetter ungefährdeten Trainings- und Spielbetriebs sicher sein konnten, geht nichts mehr: Der Kunstrasenplatz ist unbespielbar. „Alles auf Anfang, jetzt sind wir wieder da, wo wir nie mehr sein wollten“, sagt Martin Berg, der JFV und SG Bad Soden vorsteht.

Vor einigen Wochen ließ der Verein den Kunstrasenplatz mit tonnenweise Quarzsand anstelle von Kunststoffgranulat auffüllen, das nicht mehr ausgebracht werden darf, weil Mikroplastik die Umwelt schädigt. Das Ergebnis: Sand und Rest-Granulat gingen eine unheilige Allianz ein, sie verklumpten. „Es ist so, als hätten die Spieler eine teerartige Substanz an den Schuhsohlen“, berichtet Berg. Über die Ursache, etwa durch sommerliche Hitze geschmolzene Substanzen, lässt sich nur spekulieren, ein Lokaltermin mit dem zuständigen Hersteller für Kunstrasensysteme, der im bayerischen Burgheim ansässigen Polytan GmbH, soll diese Woche Licht ins Dunkel bringen.

Vorab hat die SG Bad Soden nachgeforscht und stieß auf einen Fußballverein aus Leipzig, ebenfalls Polytan-Kunde. Der habe das gleiche Problem, der Leipziger Platz habe abgesaugt werden müssen. Einen Hinweis erhielt die KN-Sportredaktion bei einem Anruf in Fischborn, wo der SV Hochland noch vor der SG Bad Soden einen Kunstrasen installierte. „Wir haben damals recherchiert und herausgefunden: Es gibt schwarzes, gummiartiges Granulat, das zwar stärker ausdünstet, aber nicht verklumpt, wie es das farbig ummantelte Granulat tut, gegen das wir uns seinerzeit aus eben diesem Grund entschieden haben“, erläuterte gestern der Hochland-Offizielle Hartmut Uebel. In Bad Soden entschied man sich stattdessen für ein grünliches Granulat.

Kunstrasenplatz unbespielbar: Grund für Verlegung des Pokalspiels

Neben der Ursachenforschung und dem wirtschaftlich existenziellen Problem, wie es bestellt ist um Gewährleistungsfristen und damit die Frage, wer gegebenenfalls die enormen Kosten einer Sanierung zu tragen hat, hat der ganze Ärger auch eine profane sportliche Dimension: Wohin mit all den Mannschaften?

Selbst wenn man im Huttengrund, in Ahl und an der Salmünsterer Klingstraße die SG Bad Soden und den JFV mit offenen Armen empfinge: Gastspiele kommen dort schon deshalb nicht als Dauerlösung infrage, weil die Naturrasen in Eckardroth und Salmünster zu den regenanfälligsten der Region zählen. Über die Verhältnisse in Ahl, wohin der JFV nun mit A-, B- und C-Junioren ausgewichen ist, ist wenig bekannt; aus vielerlei Gründen, die wohl auch im Politischen und Zwischenmenschlichen zu verorten sind, wird die Anlage zwar vorzüglich gepflegt, aber kaum genutzt. Auch die alte Bornwiese, welliger Schauplatz sagenhafter Fußballschlachten, ist reaktiviert worden, schließlich hat es dort, anders als an der sumpfigen neuen Bornwiese oder in Eckardroth, Flutlicht.

Der vorläufige Höhepunkt der jungen Saison geht für die SG Bad Soden am Mittwoch in Salmünster über die Bühne. Dort kreuzt um halb acht Hessenligist SV Steinbach zum Zweitrundenspiel des Hessenpokals auf – sofern es vorher nicht allzu doll regnet.

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