Wer noch Luft nach oben hat

16. Oktober 2024, 14:48 Uhr

Zwei, die es bei der Eintracht besser machen sollten: Ellyes Skhiri (li.) und Fares Chaibi. © IMAGO/Jan Huebner

Eine kleine Handvoll Eintracht-Profis könnte sich stärker am Frankfurter Höhenflug beteiligen - Fares Chaibi oder Ellyes Skhiri zum Beispiel. Auch Mario Götze bleibt noch hinter den Erwartungen zurück.

Am gestrigen Mittwoch sind dann auch die letzten Nationalspieler nach und nach eingetrudelt in den heimischen Stadtwald, gesund und munter, weitgehend zumindest, denn Ellyes Skhiri oder auch Omar Marmoush mussten strapaziöse Rückreisen hinter sich bringen. Der ägyptische Stürmer kam aus Mauretanien zurück, der tunesische Mittelfeldspieler sogar aus Abidjan in der Elfenbeinküste, Flugzeit bis Rhein-Main: zehn Stunden. Erst am heutigen Donnerstag werden die weit Gereisten ein erstes leichtes Training mit den Frankfurter Spielkameraden absolvieren, dann wird Trainer Dino Toppmöller schauen, wie alle ihre Dienstreisen verkraftet haben, um Bayer Leverkusen, dem Deutschen Meister, am Samstag auch ordentlich Paroli bieten zu können. Omar Marmoush, so viel darf vorhergesagt werden, dürfte in der Startformation stehen.

Gehemmt auf der Sechs

Bei Ellyes Skhiri ist das alles andere als sicher. Der 29-Jährige gehört zu einer kleinen Handvoll von Eintracht-Profis, die in dieser bislang so erfolgreichen Saison noch nicht die Leistung gezeigt haben, die sie eigentlich abrufen müssten. Skhiri etwa agiert offensichtlich gehemmt, er wirkt verunsichert, verpasst erstaunlich oft den Zeitpunkt des richtigen Abspiels. Das mag zum Teil an seiner Maske liegen, die er nach einem Jochbeinbruch noch einige Zeit tragen muss, und die ihn behindert. Zuweilen geht es im Spiel für ihn auch einfach zu fix, dem sensiblen Sechser mangelt es aktuell an Handlungsschnelligkeit. Deswegen wäre es keine ganz große Überraschung, wenn am Wochenende Mo Dahoud in der Startelf stünde, ein Spieler, der sich einerseits selten den Kopf zerbricht, der andererseits zuletzt mit sehr stabilen Leistungen überraschte. Vor allem: Der Deutsch-Syrer ist einer, der in der Enge des Spielfeldes und unter Gegnerdruck den Überblick bewahrt, selten hektisch wird, sondern ruhig den Ball zirkulieren lässt. Und er gibt den Takt vor, mit Pässen und Worten. Dahoud ist einer, der viel spricht während des Spiels. „Wenn ich auf dem Platz bin und nicht rede, dann kannst du mich auch auswechseln“, hat er sich in dieser Woche selbst beschrieben, „manchmal nervt mich das selbst“.

Phlegma steht im Weg

Fares Chaibi ist ein anderes Beispiel für einen, der momentan hinter den Erwartungen geblieben ist. Dabei hatte sich der Algerier viel vorgenommen für diese, seine zweite Saison, mehr Einfluss wollte er auf das Spiel nehmen, sagte er zu Beginn der Runde. 16 Torbeteiligungen waren ihm in seiner Premierensaison gelungen. Und es ging auch gut los: Er war es schließlich, der das allererste Pflichtspieltor dieser Runde erzielte (von bislang 24), das 1:0 im Pokal gegen Eintracht Braunschweig - seitdem: Flaute. Kein Tor, keine Vorlage in neun Pflichtspielen, dazu die vergebene Großchance zum Liga-Start gegen Dortmund, als Chaibi den (allerdings schwer zu nehmenden) Ball vor dem leeren Tor danebensetzte. Wer weiß, wie der 21-Jährige aufgetrumpft wäre, hätte er getroffen.

Trainer Toppmöller hält dessen ungeachtet große Stücke auf ihn, er steht meist sogar in der Anfangsformation, war in allen neun Spielen zum Einsatz gekommen. Aber ihm fehlt es ein wenig an der Gier, am unbedingten Willen, sich durchzusetzen, sich zu behaupten. Dass er mittlerweile bei der Eintracht nicht mehr automatisch die Standards tritt (wie noch im Vorjahr), dass er zudem zum zweiten Mal hintereinander nicht zur algerischen Nationalmannschaft eingeladen wurde, sind natürlich Zeichen: Es läuft nicht rund beim filigranen Mittelfeldspieler. Man erwartet halt ein bisschen mehr von Fares Chaibi, selbst wenn das Kritteln auf hohem Niveau ist.

Ähnlich sieht die Situation bei Mario Götze aus. Er hat bisher dem Frankfurter Spiel noch nicht den Stempel aufgedrückt, wie er es kraft seiner fußballerischen Fertigkeiten eigentlich müsste. Er lässt sie immer nur vereinzelt aufblitzen, etwa bei der gedankenschnellen Vorbereitung des 3:1 gegen die TSG Hoffenheim, oder jüngst gegen die Bayern, als er nach seiner Einwechslung ein belebendes Element war. Er wird freilich im Mittelfeld häufig auf wechselnden Positionen eingesetzt, mal als verkappter Rechtsaußen, mal links, mal rechts, mal zu defensiv. Aber auf seine Geistesblitze können die Hessen nur schwerlich verzichten, er könnte sie halt häufiger einstreuen, auch mal selbst den Abschluss suchen, nicht nur in Testspielen wie zuletzt gegen Union Luxemburg.

Wie lange hält Uzun still?

Da hat Götze einen Treffer erzielt, ebenso wie Can Uzun, der noch nicht so richtig angekommen ist in der Bundesliga. Der Deutsch-Türke, mit enorm viel Vorschusslorbeeren aus Nürnberg gekommen, spielt arg unerwachsen. Gerade sein Defensivverhalten ist ausbaufähig, über fünf Kurzeinsätze ist er nicht hinaus gekommen, obwohl sein Zehnminuteneinsatz gegen die Bayern jüngst vielversprechend war. Und Dino Toppmöller lässt kaum eine Pressekonferenz verstreichen, ohne den 18-Jährigen zu loben, ihm zu attestieren, dass er auf dem Weg ist, „ein wichtiger Spieler für uns zu werden“.

Er muss sich halt in Geduld üben und demütig Gas geben im Training. Ob er das schafft, wird eine zentrale Frage sein.