„Randalemeister“: Eintracht Frankfurt liegt in Führung
Leider sind die gleich folgenden Zahlenreihen auch ein Ausdruck der Kapitulation. Geldstrafen des Deutschen Fußball-Bundes, vornehmlich wegen des Abbrennens von Feuerwerk, werden von Fans als rituelles Gedöns des Verbandsgerichts wahrgenommen und von Klubs als bilanzielles Ärgernis verbucht. Weder als Abschreckung noch als sozialtherapeutische Maßnahme haben die sportpolitischen Bußgelder von insgesamt 12,5 Millionen Euro im abgelaufenen Spieljahr etwas fundamental zum Guten bewegt.
„Randalemeister“, vermeldet die dpa, ist Eintracht Frankfurt (918 950 Euro Strafe 2023/24) vor fast einem halben Dutzend Verfolgern allesamt aus der zweiten Liga: 1. FC Köln (725 750 Euro), 1. FC Kaiserslautern (673 100), Hannover 96 (609 940), dem Hamburger SV (520 800) und Absteiger Hansa Rostock (519 280). Wir sehen auch hier die nicht nur sportlich gestiegene Bedeutung des Unterhauses mit ihren auch in Nutzung verbotener Pyrotechnik bleischwer an der Tradition und schieren Menge ihrer Fans tragenden Klubs.
Die Ordnungsgelder haben auch ihr Gutes. Sie fließen überwiegend und unmittelbar in die DFB-Stiftungen, welche die unfreiwilligen Spenden der Klubs in Richtung der Schwächeren der Gesellschaft umleiten. Aber die Strafen haben auch ihr Schlechtes. Das ohnehin wenig gedeihliche Verhältnis des Deutschen Fußball-Bunds zu den Ultras leidet übellaunig vor sich hin. Die vom vormaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel bereits vor siebeneinhalb Jahren veranlasste Abschaffung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder Geisterspielen hat zwar Linderung bewirkt, man war zwischenzeitlich mal ein wenig netter zueinander.
Zuletzt aber, räumen Fan-Organisationen ein, seien vermehrt wieder Leuchtspurmunition und Knallkörper zum Einsatz gekommen. Sehr unschön, weil gefährlich. Wo hört Fankultur auf und wo fängt Randale an? Darüber herrscht Dissens. Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ schlägt eine „grundsätzliche Überarbeitung unter Beteiligung relevanter Fangruppen“ vor. Klub-Fan-Dialoge finden freilich seit Jahren statt, gerade „Randalemeister“ Eintracht Frankfurt müht sich traditionell besonders intensiv auch um schwer erziehbare Angehörige einer in Teilen selbstgerechten Fankultur, die mit Law & Order eher Eskalation fördern als Lösungen vorantreiben würde.