Wetter spielt verrückt – und das Spiel auch

Steinbach schlägt HSV nach Verlängerung

29. Mai 2018, 20:20 Uhr

Pokalspielleiter Bernd Kraft (links), Ehrenamtsbeauftragter Ernst Böhle (Mitte) und Bierkönigin Ann-Kathrin gratulieren Sebastian Bott und dem scheidenden Steinbach-Keeper Marco Motzkus. Foto: Johannes Götze

1971 gewann der Hünfelder SV den Kreispokal gegen Dittlofrod/Körnbach mit 2:1. Das Finale fand am zweiten Weihnachtsfeiertag statt. Unvergessen. Und auch das heutige Finale in Steinbach wird in Erinnerung bleiben, letztlich gewann der Gastgeber gegen den Hünfelder SV mit 4:2 (2:2, 0:0) nach Verlängerung. Der dritte Cupsieg in Serie für den zuletzt so geprügelten Hessenliga-Absteiger.

Warum sich am Dienstagabend ähnlich Geschichtsträchtiges abzeichnete? In der Halbzeitpause, da stand es noch 0:0, öffneten die Wolken ihre Schleusen. Es kamen schier unfassbare Wassermassen den Mühlengrund hinunter, gleichzeitig schien ein Gewitter nicht wegziehen zu wollen. Und so standen die Zeichen auf Spielabbruch. Doch als sich alle noch mit einem möglichen Nachholtermin im weitgediehenen Fußballjahr beschäftigten, holte Schiedsrichter Christoph Hein (SV Großenbach) die Mannschaften aus der Kabine und pfiff Halbzeit zwei an. Nicht wenige fanden das verantwortungslos, so schüttelte Hugo Kochanski aus dem Steinbacher Führungsteam nur noch den Kopf. Doch – und das vorweg – rund um den Mühlengrund blitzte es zwar noch gewaltig, aber nicht mehr direkt darüber, alles ging gut – und Hein behielt recht. Wahnsinn waren aber die Wassermassen auf dem Spielfeld, die ein annähernd normales Fußballspiel nicht mehr zuließen. Erinnerungen an 1974. Frankfurt. Deutschland gegen Polen. Sie wissen schon.

Der Zufall regierte und der meinte es zunächst gut mit dem Gastgeber – weil sich Hünfeld ein Slapstick-Tor reinlegte. Einen Seitenwechsel brachte Petr Kvaca noch einmal scharf rein, sowohl HSV-Innenverteidiger Steffen Witzel als auch sein Keeper Jonas Hosenfeld hätten den Ball nehmen können, keiner tat dies und wie in Zeitlupe nahm plötzlich Steinbachs Joker Pascal Manß an der Aktion teil und schob den Ball lässig ins verwaiste Tor. Treffer Nummer zwei musste sich Hosenfeld zu Teilen anlasten, denn die Freistoßflanke von Manß war zwar scharf, doch wenn der Keeper kommt, muss er das Leder eigentlich greifen – Kvaca war aber schneller. Und dann kam Witzel, der das 1:0 auf seine Kappe nehmen musste und passend zu seiner immer einwandfreien Moral noch mit zwei Kopfballtoren auf 2:2 und Verlängerung stellte (87., 90.+2).

Witzel bügelt Fehler wieder aus – bringt aber nichts

Nun war das Feld wieder gut bespielbar, so wie in Halbzeit eins, die der HSV dominierte und längst hätte klar führen müssen. Sebastian Schuch hatte aber das Pech gepachtet, dazu wurden Hünfeld insgesamt drei Tore nicht anerkannt. Und Steinbach? Hatte ab Anpfiff der Verlängerung das Glück des Tüchtigen: André Herr traf klasse per Kopf nach Michael Wiegands toller Flanke, Kvaca legte – erneut mit Köpfchen – nach Manß-Ecke nach (93., 98.). Die Entscheidung an einem wilden Abend – vor leider nicht ganz so starker Kulisse, auch weil der HSV parallel seine Jahreshauptversammlung abhielt. Auf einen anderen Termin hatten sich die Vereine nicht einigen können. Bierkönigin Ann-Kathrin von Pokalsponsor "Lauterbacher Brauerei", der erneut zum "Will-Bräu-Kreispokal" ausgerufen hatte, wird den Abend auch nicht so schnell vergessen. Sie wurde erst Stunden zuvor ins Amt gehoben.

Die Statistik:

SV Steinbach: Motzkus – Bott, Schaub, Trabert, F. Wiegand – Herr, Paliatka – Ludwig, M. Wiegand, Ristevski – Kvaca. (Fladung, Manß, Göllmann)
Hünfelder SV: Hosenfeld – Häuser, Faulstich, Witzel, Wenzel – Rohde, Budenz – Neidhardt, Krieger, Fröhlich – Schuch. (Bublitz, Kröning)
Schiedsrichter: Christoph Hein (SV Großenbach).
Zuschauer: 240.
Tore: 1:0 Pascal Manß (70.), 2:0 Petr Kvaca (75.), 2:1 Steffen Witzel (87.), 2:2 Steffen Witzel (90.+2), 3:2 André Herr (93.), 4:2 Petr Kvaca (98.).

Autor: Johannes Götze

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