Frauenfußball bei SCS und VfL

Die Krux mit der Kommunikation

20. Mai 2021, 13:01 Uhr

Auf Wiedersehen, SCS. Die blauen Trikots haben ausgedient. An neue Vereinsfarben müssen sich die Spielerinnen nicht gewöhnen, ziert der VfL Eiterfeld doch die gleichen Farben. Foto: Jens Lechtenböhmer

Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Mit dieser Redewendung lässt sich die Thematik rund um den SC Soisdorf, den VfL Eiterfeld und den Wechsel von 25 Spielerinnen beschreiben. Eine Aufarbeitung der vergangenen Tage.

Die Vorgeschichte

Zwei Jahre ist es her, da spielte der SCS ein Punktspiel am Eiterfelder Hain. Der eigene Platz war unbespielbar, der VfL half aus. Und in Eiterfeld waren die Verantwortlichen begeistert. Den Bossen und Fans war klar, dass man künftig regelmäßig Frauenfußball am Hain sehen möchte. Gerne mit den Spielerinnen des SCS. Doch allzu einfach war das nicht. Erste Ideen wurden ausgetauscht, die Mannschaft entschied sich letztlich, weiterhin für Soisdorf aufzulaufen.

Der Paukenschlag

25 Abmeldungen flatterten vor wenigen Wochen bei Soisdorfs Vorstand ins Haus. Quasi das komplette Team entschied sich, dem Verein den Rücken zu kehren und das Zelt unter dem Dach des VfL Eiterfeld aufzuschlagen. Der Aufschrei war groß, die Mannschaft äußerte sich auf Facebook. „Leider wurde uns bewusst, dass für die kommende Saison nur noch ein kleiner Kader zur Verfügung steht und zu unserem Bedauern kein Trainer, da Detlef Pabst aus persönlichen Gründen sein Amt niederlegen musste. In dieser Situation haben wir uns zum wiederholten Male nicht ausreichend unterstützt gefühlt und uns die Frage gestellt, wie wir mit der Mannschaft die Zukunft des Frauenfußballs in unserer Region weiter positiv nach vorne bringen können. Wir haben uns entschieden, dass wir eine sichere Zukunft mehr beim VfL Eiterfeld sehen und werden unter diesem Vereinsnamen auflaufen.“

Der Abschied

In Soisdorf ist die Laune hingegen getrübt. Überrumpelt wurden die Verantwortlichen, die sich nicht weiter zu der Thematik äußern möchten. Einzig das Vorgehen stößt dem Club bitter auf. Gerüchte halten sich hartnäckig, von fehlender Wertschätzung, dem Ausbleiben finanzieller Unterstützung oder der ausbleibenden Trainersuche ist immer wieder die Rede. Im Gegensatz zum SCS äußert sich der Spielerrat der Frauenmannschaft dazu. So meint Spielführerin Lisa Schäfer, „dass die Männer finanziell deutlich mehr unterstützt werden. Ich war im Vorstand und habe einen Überblick über die Finanzen. Das ist aber kein Problem und war den Mädels bewusst, denn sie haben höhere Kosten durch die Mehrzahl an Spielen. Trikots mussten wir selbst kaufen, die Männer erhalten Prämien bei einer Lauf-Challenge, aber wir werden nicht gefragt. Außerdem haben wir von dem Umsatz unseres Jubiläums im Jahr 2017 nie etwas gesehen.“

Dass die Kommunikation in Sachen Abmeldungen verbesserungsfähig ist, räumt Schäfer ein. Allerdings fehlte der Mannschaft in den Wochen zuvor Gespräche zwischen Vorstand und den Spielerinnen, wie die Zukunft gestaltet werden soll. „Wir haben im Spielerrat Panik bekommen, da etliche Dinge auf der Strecke blieben und klare Aussagen fehlten. Die Saison muss geplant werden. Es wurde offensichtlich, dass zwölf potenzielle Neuzugänge nicht kontaktiert wurden. Entsprechend haben wir ein Meeting mit der Mannschaft abgehalten und den Stand der Dinge erläutert. In einer Abstimmung sind wir zu dem Entschluss gekommen, ein Gespräch mit Eiterfeld zu suchen“, erläutert Schäfer.

Die Vorfreude

Beim VfL ist die Mannschaft auf offene Ohren gestoßen. Einen „Hilferuf“ habe der Verein im April erhalten, den Eiterfelds zweiter Vorsitzender Volker Hilpert aufnahm. In einem ersten Telefonat mit Spielführerin Lisa Schäfer wurden Baustellen erörtert, die sich aufgetan hatten. „Wir haben uns innerhalb einer Stunde über den derzeit kleinen Kader, den fehlenden Trainer und die jeweiligen Vorstellungen von vorhandenen Spieler- und Trainerkontakten ausgetauscht. Die Frauen haben klare Vorstellungen und Ziele. Das gefällt mir und das werden wir mit ganzer Kraft unterstützen“, erklärt Hilpert.

Mit Markus Mans hat der Club rasch einen Trainer präsentiert, der von der ehemaligen SCS-Trainerin Karolin Hahn-Schwalbach unterstützt wird. Die Vorfreude in Eiterfeld ist immens. Noch größer wurde sie, als sich Teambetreuer Christoph Daniel, gleichzeitig im Soisdorfer Vorstand tätig, dem Team gen VfL anschloss. Dass das Spielrecht für die Verbandsliga wohl verloren geht – sofern das Spielrecht nicht übertragen wird – trübt die Stimmung kaum, „da die Mädels bereit sind, sich den Weg nach oben zu erarbeiten“. Außerdem ruft der Verein eine Mädchenmannschaft ins Leben, ein Alleinstellungsmerkmal im Altkreis Hünfeld. Das von der einstigen Bundesligaspielerin Hahn-Schwalbach betreute Team soll eine Anlaufstelle für Mädchen der Region sein und Perspektive schaffen.

Die Zukunft

Mit Trainer Mans hat der VfL einen Trainer gewinnen können, der schon länger ein Engagement im Verein übernehmen sollte. Gepasst hat es bislang nie, „obwohl Volker stets hartnäckig baggerte. Aber es muss direkt der Funke überspringen. Das ist er bei dem nun kommenden Projekt“, schildert Mans. Nachdem er und der Club die Vorstellungen in einen Topf warfen, habe er schnell gespürt, dass er für die Aufgabe brenne.

In Sachen Frauenfußball ist er zumindest im Trainergeschäft ein Neuling. Zuvor coachte er bei Pfordt, Lehnerz oder Petersberg die Junioren. Gänzlich unbekannt ist ihm der Frauenfußball aber nicht, kickt seine Tochter Paula Flach doch beim VfL Wolfsburg. „Das Leistungsniveau kenne ich noch nicht. Ich konnte noch keine Spiele sehen, allerdings ist klar, dass wir gewisse Ziele verfolgen“, sagt Mans. Sollte der Weg in der untersten Liga, sprich Kreisoberliga, beginnen, ist der sofortige Aufstieg das Ziel, schließlich übernimmt Mans eine gestandene Truppe. „Aber noch können wir nichts beeinflussen. Sollten wir dennoch in der Verbandsliga starten dürfen, gilt nur der Klassenerhalt“, gibt der neue Trainer die Marschroute vor.

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