Hünfeld agierte dabei in den letzten 25 Minuten mit zwei Spielern in der Überzahl, konnte diese aber nicht entscheidend zum eigenen Vorteil nutzen. "Das war für uns vielleicht sogar ein Nachteil. Unterschwellig schrauben da einige vielleicht ein paar Prozent zurück. Kassel hat sich in dieser Situation taktisch sehr klug verhalten, etwa indem es die Räume sehr gut zugestellt hat. Da hat man schon gemerkt, dass sie sehr gut ausgebildet sind. Unterm Strich ist das Wichtigste für uns, dass wir drei Punkte geholt haben", erklärte Hünfelds Trainer Dominik Weber unmittelbar nach Spielende. Sein Gegenüber aus Kasseler Seite, Karlheinz "Ede" Wolf indes haderte mit dem Schiedsrichter: "Den Elfmeter konnte man eventuell noch geben, wobei unser Spieler bei dieser Aktion auch den Ball gespielt hat. Zuvor hätte er (der Referee) aber das Spiel bereits unterbrechen müssen, als er ein klares Foul an einem unserer Spieler in der Hünfelder Hälfte nicht geahndet hat. Danach gab es den Konter. Und der hat dann zu diesem Elfmeter geführt."

Allerdings war der Unparteiische bereits in der ersten Hälfte kurz vor dem Halbzeitpfiff unfreiwillig in den Fokus gerückt, als er Kassels Youngster Nael Najjer mit der Roten Karte bedachte. Dieser wollte einen Einwurf ausführen, wurde von Schiedsrichter Immig aber zurückgepfiffen, da ein Kasseler den Ball zuletzt berührt hatte. Darauf warf Najjer das Leder etwas unwirsch weg und übersah dabei, dass Maurus Klüber gerade die Flugrichtung des Balles kreuzte. Dieser traf den Hünfelder unmittelbar vor der Zuschauertribüne in den Unterleib, was letztlich zum Ausschluss des Kasselers führte. "Gegen Eschborn hat Robert Simon wegen einer ähnlichen Aktion ebenfalls Rot gesehen. Nur da ging der Ball an den Kopf des Gegenspielers", zog Weber einen Vergleich zwischen beiden Roten Karten.

Doch auch in Überzahl vermochte sich Hünfeld nicht entscheidend in Szene zu setzen. Bis dato schlugen lediglich zwei gute Chancen für Klüber, eine für Kapitän Rehm sowie ein Lattenkracher von Lukas Budenz zu Buche. Die Schlüsselszene ereignete sich schließlich in der 66. Minute, als Oliver Scherer Marius Hampl im Kasseler Strafraum von den Beinen holte. Kassels Keeper Tobias Schlöffel zeigte sich mit dieser Entscheidung überhaupt nicht einverstanden und brachte seinen Unmut lautstark beim Schiedsrichter zum Ausdruck. Nachdem er auch nach der Gelben Karte keine Ruhe gab, folgte die "Ampelkarte". "Mit etwas Fingerspitzengefühl hätte es der Schiedsrichter auch bei einer zweiten Ermahnung belassen können", kritisierte Trainer-Veteran Wolf diese Gelb-Rote Karte. Die durch den Platzverweis entstandene zweiminütige Wartepause bis zur Ausführung brachte den Hünfelder Elfmeterschützen Lukas Budenz aber nicht aus dem Konzept. Mit einem knallharten Schuss ins obere rechte Tordreieck besorgte er das 1:0.

Doch auch der Führungstreffer brachte keine Sicherheit ins Hünfelder Spiel. Kassel besaß sogar in doppelter Unterzahl noch die Chance zum Ausgleich, als etwa Marco Dawid Hünfelds Keeper Tim Gutberlet zu einer Glanzparade zwang. Fünf Minuten vor dem Ende eilte Kassels Keeper Winterhagen bei einer bevorstehenden Standardsituation in den gegnerischen Strafraum. Der Ball wurde jedoch abgefangen und vom kurz zuvor eingewechselten Marius Link zu Vornamensvetter Marius Hampl weitergeleitet. Dieser überspurtete seinen Gegenspieler und schob die Kugel zum vorentscheidenden 2:0 ins verwaiste Tor.

Hünfeld: Gutberlet; Trabert (52. Schilling), Gensler, Alles (86. Link), Klüber, Rehm, Witzel, Neidhardt (55. Hohmann), Yildiz, Budenz, Hampl.
Kassel: Schlöffel; Perrey (57. Heussner), Scherer, Mobarak, Ecevit, Schüler (65, Winterhagen), Schulze (59. Bredow), Osmanoglu, Dawid, Najjer, Wörner.
Schiedsrichter: Pascal Immig (SV Hörne 01). Zuschauer: 130. Tore: 1:0 Lukas Budenz (68., Foulelfmeter), 2:0 Marius Hampl (88.). Rote Karte: Kassels Nael Najjer wegen einer Unsportlichkeit (42.), Gelb-Rote Karte: Kassels Tobias Schlöffel wegen wiederholten Meckerns (66.). / rd