Türk Gücü Friedberg siegt und moniert die Trainingsbedingungen

22. Oktober 2022, 15:40 Uhr

Der Mann im Hintergrund traf doppelt für Türk Gücü Friedberg: Toni Reljic (rechts). © Charlie Rolff

Türk Gücü Friedberg hat sein Heimspiel in der Hessenliga gegen Viktoria Griesheim mit 4:1 (2:1) gewonnen und mit dem zweiten Sieg in Folge zumindest Rang drei in der Tabelle verteidigt. Mit 32 Punkten nimmt das Team von Trainer Enis Dzihic wieder Kurs Richtung Tabellenspitze. 

Erstmals in dieser Saison wurde auf dem Kunstrasenplatz auf der neu genutzten Sportanlage am Burgfeld gespielt und der Anstoß auf 15.30 Uhr vorverlegt. Bislang durfte Türk Gücü Friedberg seine Heimspiele immer erst um 17 Uhr bestreiten, da sich vorher laut Belegungsplan Leichtathleten auf dem von mehreren Vereinen genutzten Sportplatz tummeln. Tatsächlich drehte ein einzelner Leichtathlet dort einsam seine Runden, was das ganze noch absurder erscheinen lässt. Zum Spiel: Bei beiden Teams mussten beim Aufwärmen wichtige Spieler passen. Masih Saighani hatte sich am Mittwoch im Kreispokal beim mühsamen 1:0-Sieg bei A-Ligist FSV Dorheim gezerrt und wurde durch Ren Gatamura ersetzt. Bei den Zwiebelstädtern begann Maximilian Böger für den erfahrenen Fabian Windeck. Von Beginn an entwickelte sich vor exakt 200 Zuschauern ein schnelleres Fußballspiel, als es auf dem Rasen gewesen wäre. Die Gäste aus der Darmstädter Region fanden besser in die Partie. Schon beim ersten Freistoß durch Ali Kazimi musste sich TGF-Torhüter Felix Koob mächtig strecken, um den Ball zur Ecke abzuwehren. Dann ging Aykir durch, aber der Ball wurde zur Ecke abgewehrt. Der daraus resultierende Eckstoß führte zur Führung der Griesheimer. Innenverteidiger Pascal Bender kam zum Kopfball, Friedberg bekam den Ball nicht geklärt und im Nachsetzen beförderte Bender den Ball über die Torlinie (15.).

Kurioses Eigentor bringt Türk Gücü Friedberg auf die Siegerstraße

Viktoria Griesheim verfügte in dieser Phase über große Räume, denn die Gastgeber kamen in dieser Phase nicht ins Spiel, beschäftigten sich zu sehr mit Nebensächlichkeiten. Als die Wetterauer endlich mal über außen spielten, fiel schon der Ausgleich. Gatamuras Flanke legte Eray Eren zu Toni Reljic ab, der aus der zweiten Reihe zum 1:1 traf (28.). Hatte TGF zuvor jeglichen Zugriff auf das Spiel vermissen lassen und zu oft die falschen Entscheidungen getroffen, wurde das Friedberger Spiel nun besser. Der Lohn war das 2:1 wiederum durch Reljic, der eiskalt abstaubte, als Viktoria-Tormann Nino Siserski einen Flatterball von Patrick Schorr nicht festhalten konnte (40.).

Nach dem Seitenwechsel forderten die Gäste in der ersten Szene gleich Foulelfmeter, doch es gab keinen, denn Schiedsrichter Markus Bengelsdorff aus Stadtallendorf hatte keine Regelwidrigkeit erkannt. „Anbieten, Ball laufen lassen, Geduld haben“, war unterdessen die Marschroute von Gästecoach Richard Hasa. In der Folge betrieben die Friedberger Chancenwucher, denn reihenweise wurden klare Möglichkeiten versemmelt. Erst traf Imek nicht (Alleingang/51.), dann gab es gleich zwei Chancen in einer Spielminute. Bei einem Konter über Michel und Imek vergab erneut letzterer, ehe Torjäger Noah Michel selbst den Pfosten traf (56.).

Ein kurioses Eigentor brachte die Gäste dann endgültig auf die Verliererstraße. Suserski verließ bei einem langen Friedberger Ball unnötig sein Tor, wollte klären. Der eingewechselte Oliver Schumacher köpfte zurück, ohne zu wissen, dass der Torwart sein Gehäuse verlassen hatte und die Kugel trudelte im Wettlauf mit Michel, der den Ball nicht mehr erreichte, ins leere Tor (76.). „Wenn wir es nicht machen, machen die es eben“, war Dzihics Reaktion auf das 3:1. Dass die Friedberger so fahrlässig mit den Chancen umgingen, nervte Dzihic am Spielfeldrand sichtlich. Trotz der Führung tobte der ehemalige Stürmer an der Seitenlinie, was Michel im ersten Moment übertrieben fand.

Enis Dzihic über Traininsbedingungen: Auf Dauer steigt so die Unzufriedenheit

Nach Abpfiff wurde die Meinungsverschiedenheit aber schnell abgehakt und ausgeräumt. Versöhnlich: Der eingewechselte Kamil Yikilmaz besorgte in der Nachspielzeit doch noch das 4:1 (90./+1). „Natürlich wussten wir, dass es ein schweres Spiel wird und auf diesem Platz eine andere Art von Fußball gefragt ist. Griesheim arbeitet im Zentrum und hinten gut. Leider waren wir in den ersten 20 Minuten, was die Zuordnung und die zweiten Bälle betrifft, nicht da. Beim Gegentor fehlte uns der Wille zu verteidigen“, resümierte Dzihic. „Eigentlich bin ich die Ruhe in Person, aber ich war Stürmer. Das regt mich immer auf, dass so kompliziert gespielt wird. Wir wollen den Ball immer reintragen“, erklärte Dzihic seinen Temperamentsausbruch kurz vor Schluss.

Was den Ex-Profi ebenfalls wurmte, sind die fehlenden Trainingsmöglichkeiten am Burgfeld in der dunklen Jahreszeit. Man dürfe nur einmal die Woche auf den Platz, ständig müsse man improvisieren, mal hier und mal dort trainieren. „Kein anderer Verein in der Hessenliga muss auf anderen Anlagen trainieren. Auf Dauer steigt so die Unzufriedenheit der Spieler“, monierte Dzihic. Gästecoach Richard Hasa hat eher Probleme anderer Art. Die Griesheimer sind mit 16 Zählern recht heimstark, auswärts wurden aber nur zwei Zähler geholt. „Wir konnten das Spiel zu Beginn gut kontrollieren und gleich zuschlagen. Dann geben wir dem Gegner Räume, decken die gefährlichen Michel und Reljic nicht richtig. Das Eigentor war total unnötig, unser Tormann braucht da nicht rauslaufen.“ Das Ziel Klassenerhalt sei „harte Arbeit. Auswärts müssen wir bei Führung mal mindestens einen Punkt mitnehmen. Um nicht abzurutschen, brauchen wir sechs Punkte aus den Heimspielen gegen Weidenhausen und Steinbach II. In den Vorjahren hielten wir immer die Klasse, weil wir die direkten Duelle meist gewannen.“

Eigentlich bin ich die Ruhe in Person, aber ich war Stürmer. Das regt mich immer auf, dass so kompliziert gespielt wird. Enis Dzihic.

Türk Gücü Friedberg: Koob; Scheffler, Usic, Häuser, Gatamura - Henrich (87. Hayashi), Schorr (81. Knecht) - Eren, Reljic, Imek (66. Yikilmaz) - Michel. SC Viktoria Griesheim: Suserski; Böger, Bender, Volk, Sanchez Ruiz Diaz (77. Takmaz) - Starck, Arslan - Aykir (65. Lorenz), Jander (64. Schumacher), Kazimi - Stumpf. Schiedsrichter: Markus Bengelsdorff (TSV Eintracht Stadtallendorf). Zuschauer: 200. Tore: 0:1 Pascal Bender (15.), 1:1 Toni Reljic (28.), 2:1 Toni Reljic (40.), 3:1 Oliver Schumacher (76., Eigentor), 4:1 Kamil Yikilmaz (90.+1).

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