Gefährdet Containerdorf für Flüchtlinge den Fußball-Spielbetrieb?

21. Februar 2023, 12:44 Uhr

Hier könnte bald ein Containerdorf für Flüchtlinge entstehen. © Medien Service Mueller I Oliver Mueller

Die Flüchtlingssituation hat längst viele Gemeinden erreicht. So auch Sinntal, wo direkt neben dem Sannerzer Sportgelände auf dem auch als Fest- und Parkplatz genutzten Areal ein 22-Container-Dorf als vorübergehende Bleibe für 30 Flüchtlinge entstehen soll. Nun stellt sich die Frage: Gefährdet ein Containerdorf für Flüchtlinge den Fußball-Spielbetrieb?

Der neue Bürgermeister Thomas Henfling trägt den Beschluss mit, der am 9. Januar vom Gemeindevorstand gemeinsam unter dem inzwischen ausgeschiedenen Vorgänger Carsten Ullrich getroffen wurde: „Wir halten diese Fläche für den geeigneten Standort. Wir als Gemeinde möchten das Bestmögliche tun, um die Geflüchteten zu integrieren“, sagte das Gemeindeoberhaupt unlängst dem Hessischen Rundfunk. 

Wie der HR berichtete, machten Ängste und Bedenken sich in dem 800-Seelen-Ort breit. So sei etwa, hieß es, den Geflüchteten die Unterbringung in einem Dorf ohne Lebensmittelgeschäfte und noch dazu direkt neben dem Friedhof nicht zuzumuten. Gerüchten, wonach bereits feststünde, dass die Flüchtlinge allesamt männlich und zwischen 25 und 40 Jahre alt seien, erteilt der Bürgermeister eine klare Absage: „Selbst wir als Kommune wissen noch nicht, mit welchen Personen die Anlage letztendlich belegt wird.“

Andererseits hat die Spielgemeinschaft mit jungen Menschen im besten Fußballalter nicht die schlechtesten Erfahrungen gemacht: „Seit Jahren besteht zwischen dem SV Sannerz und dem Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz eine Kooperation bezüglich Teilnahme der Kinder und Jugendlichen an den Sportangeboten. 2015 hat der SV Sannerz zur Integration der im Don Bosco untergebrachten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Sannerz beigetragen. Auch nach über fünf Jahren sind drei der damaligen Jugendlichen – mittlerweile erwachsene junge Männer – dem SV Sannerz verbunden. Alle drei sind aktive Spieler der SG Sterbfritz/Sannerz“, ließen die Vereinsverantwortlichen Verena Klinkner-Bernt und André Richter die Sportredaktion wissen. Ortsvorsteher Thomas Jäkel äußerte dem HR gegenüber Bedenken hinsichtlich der Platzfrage: „Wir haben keinen eigenen Dorfplatz. Hier spielt sich im Grunde genommen alles ab. Daher ist damit zu rechnen, dass das Vereinsleben zurückgehen wird.“

Klinkner-Bernt, stellvertretende Vorsitzende des SV Alania Sannerz, befürchtet, dass die Parkplätze zur Vermietung des Sportlerheims für Veranstaltungen nicht mehr ausreichen werden. Die Buchungen des Clubhauses für Privatfeiern seien bereits um 60 Prozent zurückgegangen - unter anderem wurde auch ein für Sommer geplantes Jugend-Fußball-Camp abgesagt. „Auf solche Einnahmen und auch die aus dem Spielbetrieb sind wir schon deshalb dringend angewiesen, da wir nach der Umrüstung der Flutlichtanlage im vergangenen Jahr noch Außenstände im fünfstelligen Bereich haben. Fördergelder wurden gekürzt, Corona hat die Finanzen sowieso schon belastet“, gibt Alanias Vorsitzender Richter zu Bedenken.

„Und ob unsere Veranstaltung zum 90-jährigen Jubiläum stattfinden kann, können wir auch nicht sagen. Mitglieder halten jedenfalls bereits Ausschau nach alternativen Räumlichkeiten. Das große Sportgelände mit Parkplatz und wenig befahrener Straße wurde gerade für Feiern mit Kindern genutzt“, erklären Richter und Klinkner-Bernt. Am vergangenen Mittwoch fand eine Informationsveranstaltung der Gemeinde statt, auf der die Problematik noch einmal erörtert werden sollte. Klinkert-Bernt und Richter brachte diese Veranstaltung, zu der auch Spieler erschienen waren, keine neuen Erkenntnisse: „Alle Informationen waren dem SV Alania bekannt. Die Herkunft der Flüchtlinge steht laut Kreis erst kurz vorher fest.“

Wie sehr aber werden der Spiel- und Trainingsbetrieb durch die neue Situation tatsächlich gefährdet sein? Besteht nicht die Möglichkeit, nach Sterbfritz oder Vollmerz auszuweichen? René Stern, das in der SG Sterbfritz für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zuständige Vorstandsmitglied, muss diesbezüglich abwinken: „Wir beginnen in Sterbfritz noch in diesem Monat mit dem Rückbau der Barriere und der alten Flutlichtanlage. 2023 wird in Sterbfritz kein Fußball gespielt werden können. Das Bauvorhaben ist im Rathaus bekannt. Die Gemeinde musste dem Bauvorhaben aufgrund der Eigentumsverhältnisse zustimmen. Da der Sportplatz schon einige Monate gesperrt ist, mussten wir uns zuletzt schon in Sannerz bemühen, dass der Spielbetrieb mit zwei Seniorenteams und mehreren Jugendmannschaften laufen kann. Förderlich wird die neue Situation nicht sein.“  

Auch Vollmerz, stelle, so André Richter, keine Alternative dar: „Vollmerz gehört nicht der Spielgemeinschaft an, so dass der Sportplatz nur aufgrund der nachbarschaftlich guten Beziehung teilweise für Spiele der Reserve genutzt wird. Die Spiele der zweiten Mannschaft finden vermehrt unter der Woche statt, da das Sportgelände in Sannerz stark frequentiert ist, weichen wir hier zwei- bis dreimal nach Vollmerz aus.“ 

Ungelöste Fragen und Probleme also: Das Thema Containerdorf wird in Sannerz und Sterbfritz in den kommenden Monaten sicherlich noch für reichlich Diskussionsstoff sorgen. / rd

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