Torschütze Breitenbach hakt OFC-Erfolg in Frankfurt schnell ab

08. März 2023, 17:06 Uhr

Jayson Breitenbach (links) verlängerte erst seinen Vertrag und schoss den OFC dann zum Derbysieg - und hat mit den Kickers Ziele. © Charlie Rolff

Mit seinem Treffer in der Nachspielzeit war Jayson Breitenbach der Matchwinner der Offenbacher Kickers im Spiel beim FSV Frankfurt.

Offenbach – Desorientiert war Jayson Breitenbach am Sonntag im „kleinen Mainderby“ beim FSV Frankfurt nur einmal – und in diesem Moment war es für die Offenbacher Kickers absolut verschmerzbar. Der Verteidiger hatte in der Nachspielzeit gerade das 1:0 (0:0)-Siegtor erzielt und wusste direkt danach nicht so genau, wie und vor allem wo er am besten jubeln sollte. Also rannte er zuerst nach links, machte dann an der Strafraumgrenze auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegengesetzte Richtung weiter. Die Freude musste einfach raus nach dem so wichtigen Tor und zwar egal wie, berichtet op-online.de.

„Ich war einfach nur glücklich, dass der Ball drin war“, sagte der 24-Jährige nach seinem erst sechsten Treffer in einem Punktspiel, der für ihn eine besondere Woche perfekt abrundete. Nach dem 1:0-Erfolg im Hessenpokal-Viertelfinale bei Ligarivale SG Barockstadt Fulda-Lehnerz hatte Breitenbach am Montag mit der Verlängerung seines zum Rundenende auslaufenden Arbeitspapieres ein starkes Zeichen der Verbundenheit gesetzt. „Offenbach ist mein Heimatverein, ich möchte den Weg nach oben mit den Kickers gehen“, hatte er trotz des Interesses höherklassiger Klubs erklärt.

OFC: Mit seinem Siegtor sorgte Breitenbach für neue Hoffnung

Mit seinem Siegtor sorgte Breitenbach für neue Hoffnung. Weil Spitzenreiter SSV Ulm 1846 nur 0:0 beim Kellerkind Wormatia Worms spielte, ist das Titelrennen in der Fußball-Regionalliga Südwest wieder etwas spannender geworden. Der OFC hat als Dritter – wie der punktgleiche Zweite FC Homburg – „nur“ noch sechs Zähler Rückstand auf Platz eins. „Wir schauen nur auf uns“, hatte Breitenbach bereits vor der Partie in Bornheim gesagt und ließ sich auch danach keinerlei Kampfansage entlocken: „Es ist immer schön, ein Derby zu gewinnen.“ Aber der Erfolg sei kein Grund für eine ausgiebige Party. Kurz feiern und dann auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Schritt für Schritt, lautet das Motto der Kickers. Den Aufstieg haben sie diese Saison noch nicht aufgegeben, auch wenn es Spieler und Verantwortliche eher indirekt formulieren.

„Ich möchte mit dem OFC Ziele erreichen“, erklärte der Gelnhausener, der von 2009 bis 2013 im Kickers-Nachwuchs spielte, ehe er sich beim FSV Mainz 05 den Feinschliff für den Profifußball holte und beim 1. FC Saarbrücken Drittliga-Luft schnupperte. 2021 kehrte er zurück zum Bieberer Berg. „Ich bin hier aus der Umgebung“, betont Breitenbach: „Ich fühle mich hier zu Hause.“

Breitenbachs Entwicklung ist bemerkenswert. Im Sommer 2021 als defensiver Außenbahnspieler geholt und anfangs eher unglücklich agierend, hat ihm eine neue Rolle Glück und Stabilität gebracht. Im November 2021 stellte ihn der damalige Coach Sreto Ristic aus der Not geboren als Innenverteidiger auf. Mittlerweile ist er längst eine feste Größe. „Mir gefällt diese Position besser, weil ich da mehr für den Aufbau tun kann“, erklärte Breitenbach.

Der Erfolg gibt OFC-Coach Parlatan recht

Weil in Kapitän Sebastian Zieleniecki und Maximilian Rossmann zwei weitere klasse Innenverteidiger zur Verfügung stehen, hat Trainer Ersan Parlatan sein System angepasst auf eine Dreierkette. Der Erfolg gibt ihm recht: In Fulda und nun auch beim FSV stand der OFC weitgehend sicher, wirkte im 3-5-2-System auch in der Offensive gefällig. Lediglich die Effizienz lässt noch zu wünschen übrig. „Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, das war unser Manko“, räumte Parlatan ein.

Breitenbach sah es ähnlich: „Wir haben in der ersten Hälfte guten Fußball gezeigt, aber das Tor nicht gemacht.“ Das hätte sich fast gerächt, obwohl der Mann mit der Trikotnummer 27 in der Defensive eine tadellose Leistung zeigte, FSV-Torjäger Cas Peters kaum einen Stich ließ: „Nach hinten raus haben wir eins, zwei Chancen zugelassen, aber die Ruhe bewahrt und das Ding noch gedreht.“

In der vergangenen Saison hatte der OFC aus den ersten drei Spielen nach der Winterpause nur einen Punkt geholt und sich damit frühzeitig aus dem Titelrennen verabschiedet. Auch damals hatte Breitenbach mangelnde Chancenverwertung als Grund ausgemacht. Diesmal habe er aber ein besseres Gefühl, hatte er vor der Partie in Frankfurt gesagt. Lange schien es, als würde er sich täuschen. Doch als niemand mehr an einen Sieg des OFC glaubte, nahm der Mann mit den blond gefärbten Haaren die Sache einfach selbst in die Hand: „Ich bin einfach noch mal nach vorne – in den Sechzehner.“ Nach Doppelpass mit Dominik Wanner stand er rechts am Fünf-Meter-Raum-Eck frei. Zieleniecki hob bereits jubelnd die Arme. Und tatsächlich: Breitenbach traf unhaltbar hoch ins lange Eck: „Der Ball hat perfekt gesessen.“ Wohl wahr. (Christian Düncher)