„Wir waren tot – und jetzt spielen wir Kreisoberliga“

21. Mai 2023, 11:34 Uhr

Marko Karamatic, der Vater des Erfolgs, wurde von den Fans gefeiert. © Charlie Rolff

Mit A-Liga-Fußball hatte das Aufeinandertreffen zwischen Germania Fulda und Borussia Fulda wenig zu tun. 1500 Zuschauer wollten sich das entscheidende Spiel um die Meisterschaft zwischen zwei Traditionsvereinen nicht entgehen lassen. Am Ende jubelte Borussia über den Titel.

Es waren emotionale Momente nach dem Schlusspfiff. Nicht wenige der treusten Treuen aus dem Borussen-Fanblock hatten Tränen in den Augen, konnten ihr Glück kaum fassen und bedankten sich bei Trainer Marko Karamatic, dem Vater des Erfolgs. Ähnlich berührt war Oliver Hasenauer, Vorsitzender des SC Borussia Fulda , der seit fünf Jahren und dem Ende der Hessenliga-Zeit alles daran setzte, den Verein am Leben zu halten.

Borussia Fulda jubelt: „Wir waren tot – und jetzt spielen wir Kreisoberliga“

„Emotionen pur. Wir waren tot – und jetzt spielen wir KOL“, jubelte Hasenauer, der die Grenzen des Traditionsclubs nach dem Aufstieg in die Kreisoberliga noch nicht erreicht sieht. „Wir wollen mehr erreichen. Es gibt kein Ende der Fahnenstange. Die Zuschauer kommen wieder, Borussia wird gelebt. Und man hat gegen Germania gesehen, wie die Fans eine Mannschaft tragen können.“

Tatsächlich schienen die Spieler des SCB, die von einer überwältigenden Choreografie der Anhänger aufs Feld begleitet wurden, aus der besonderen Situation eine zusätzliche Motivation zu ziehen. In Halbzeit eins ging es von Anfang an auf ein Tor, früh legte Borussia den Grundstein für den Titelgewinn. Immer mit dabei: Top-Torjäger Marko Curic, der bewies, dass er mindestens eine Liga zu gut für diese Klasse ist. Beim 1:0 stand er nach einem abgewehrten Freistoß goldrichtig (19.), kurz vor der Pause servierte der Kroate mustergültig für Hysen Haxhiu (43.).

„Wir wollten uns so normal wie möglich vorbereiten, trotzdem haben wir am Anfang ein bisschen ängstlich und gehemmt gewirkt. Man hat gesehen, wer drei, vier ältere Hasen mehr in seinen Reihen hat“, konstatierte ein enttäuschter Germanen-Trainer Timo Peikert, dem gefiel, welche Reaktion seine Mannschaft nach der Pause zeigte. Nicht nur dank Shpend Brovinas Anschlusstreffer (62.) schien ein Remis, das die Titel-Entscheidung vertagt hätte, möglich. Doch am Ende hatte Borussia die größeren Körner und machte in der Nachspielzeit durch – natürlich – Curic alles klar ( zum Video ).

1500 Zuschauer am Gallasiniring – ein Stelldichein der Fußball-Prominenz

„Hut ab vor den Jungs, unsere Taktik ist hier voll aufgegangen“, frohlockte Trainer Karamatic, der daran erinnerte, dass sein Team nach drei Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz stand. Eine Meisterfeier hatten die Borussen nicht vorgeplant, die Jubelarien entstanden im Einklang mit den Fans ganz spontan.

Für Germania bleibt der Trost der Relegation – mit dem Spiel am Samstagabend scheinen die FSV-Spieler auf besondere Partien wie diese jedenfalls gut vorbereitet. „Klar, wir wollen aufsteigen. Wenn ich sehe, welche Fußballprominenz sich hier ein Stelldichein gegeben hat, dann hat das schon sehr viel Laune gemacht“, konnte Peikert die Kulisse genießen. 1500 Zuschauer in der A-Liga sind wohl deutschlandweit einmalig, weshalb auch die Borussen hoffen, dass es dieses Derby nächstes Jahr erneut gibt.

Ich bin überglücklich, hier zu sein. Wir haben einem einzigartigen Verein Leben eingehaucht. Marko Karamatic

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