Eine Legende tritt ab: Steinbachs Kapitän blickt mit Stolz zurück

26. Mai 2023, 07:45 Uhr

Sebastian Bott, Grundschullehrer von Berufswegen, sollte fünf Gedanken notieren, die ihn vor seinem Abschied am Samstag umtreiben. © Johannes Götze

Und plötzlich ist Schluss: Sebastian Bott wird am Samstag (15 Uhr) beim Hessenliga-Heimspiel des SV Steinbach gegen den 1. FC Erlensee verabschiedet. Der Kapitän blickt mit Stolz auf 25 Jahre im schwarz-weißen Dress zurück.

Um jemanden zu finden, der ein schlechtes Wort über den Fußballer Sebastian Bott verliert, sucht man höchstwahrscheinlich vergebens. Warum der 30-Jährige bei Gegnern wie Mitspielern so beliebt ist, hat viele Gründe. Einer ist sicherlich sein Sportsgeist auf dem Spielfeld: Mehr als 22.000 Minuten stand er in Ligaspielen für den SV Steinbach auf dem Platz, nicht einmal sah er einen Platzverweis. Selbst die Gelben Karten gegen ihn sind an zwei Händen abzählbar. Statistiken, die für einen Verteidiger bei 279 Hessen- und Verbandsligaspielen unwirklich erscheinen.

Hessenliga: Steinbachs Kapitän Sebastian Bott macht Schluss 

Dem jugendlichen Leichtsinn, als er nicht selten als Heißsporn über den Platz fegte, folgte früh die Einsicht, dass sich Gelassenheit und ein kühler Kopf besser mit sportlichen Höchstleistungen verbinden lassen. Vielleicht ein Grund, weshalb er schon als A-Junior zum Stammspieler des SVS reifte, dem er als gebürtiger Steinbacher schon von Kindesbeinen an die Treue hält. Nie spielte er nicht im schwarz-weißen Dress. Nie verschwendete er einen Gedanken an einen Vereinswechsel. Nie war er sich zu schade in der Reserve auszuhelfen oder bei Arbeiten rund um den Mühlengrund anzupacken. Immer war er einer der Ersten, der die Hand hob, wenn es anzupacken galt.

Doch als grundsolider Typ macht sich Bott über solche Dinge keine Gedanken, tut sie als selbstverständlich ab. Muss lachen, wenn junge Spieler, die noch nichts nachgewiesen haben, horrende Gehaltsforderungen stellen. Denkt sich seinen Teil, falls ein Spieler in der Vorbereitung in den Urlaub fährt. Fußball spielte Bott aus Spaß mit seinen Kumpels. Schon immer. Nur ist der Spaß in den vergangenen Jahren dem wiederkehrenden Schmerz gewichen. Torschusstraining? Lieber nicht! Eckchen zum Aufwärmen? Nein, danke! Bott hat sich zigmal Muskelverletzungen im Oberschenkelbereich zugezogen, hatte schon einen Bandscheibenvorfall, plagt sich insbesondere mit harten Plätzen. Mindestens zehn Spiele fehlt er jede Saison verletzt, musste oft auf Schmerzmittel zurückgreifen, um überhaupt auflaufen zu können. Damit ist nun Schluss . „Erst mal ein harter Cut“, sagt er und freut sich auf Urlaub mit der Familie. Später dann, so viel ist sicher, wird er sich wieder im Verein einbringen.

Sebastian Bott blickt mit Stolz zurück

Dem er stets die Treue hielt. Gleich zweimal Verbandsliga-Meister wurde. Als junger Spieler, so entsinnt er sich, hatte er von einer Meisterfeier geträumt und mit seinen Kumpels geflachst, dass dafür der SVS aber erst einmal aus der Verbandsliga absteigen müsse. Nie hätte er sich erträumen lassen, für seinen Heimatclub mehr als 100 Spiele in Hessens höchster Spielklasse zu absolvieren, geschweige denn ihn in einem Ligaspiel im Auestadion vor mehreren tausend Zuschauern gegen Hessen Kassel aufs Feld zu führen. Bilder, die im Kopf bleiben. Die für ihn noch immer nicht selbstverständlich sind. Und für einen Verein wie den SV Steinbach auch nie alltäglich werden dürften, wenngleich im Umfeld langsam aber sicher die Hessenliga als Normalität wahrgenommen würde.

Nun endet am Samstag für den Kapitän des SV Steinbach eine lange Reise. Und bei den Gedanken an den letzten Auftritt fallen ihm viele Worte ein, von denen er einige plakativ für das Bildmotiv aufgeschrieben hat. Dass der letzte Gang auf den Mühlengrund emotional wird? Selbstverständlich, sagt er in tiefer Gelassenheit. Und wünscht sich vor allem eines: „Nach dem Spiel soll mir jemand ein großes Weizenglas in die Hand drücken. Ich will feiern wie bei einer Meisterschaft. Und der Klassenerhalt in der Hessenliga ist für Steinbach wie eine Meisterschaft.“

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