Ausgleich in der Dunkelheit
Im Verbandsliga-Derby zwischen der SG Bad Soden und dem SV Buchonia Flieden war voller Einsatz angesagt. Hier fährt Fliedens Niko Zeller (blau) Sodens Mirza Kovac in die Parade. © Ralf Hofacker
Wer, wie so viele, knapp anreiste, kam wegen einer Baustelle auf dem Anfahrtsweg zu spät an die Bornwiese und verpasste: das schnelle 0:1 des Fliedener Sturmtanks Fabian Schaub und den Riesenaufreger um das extrem schmeichelhafte Notbremsen-Gelb für Sodens Außenverteidiger Kevin Demuth. Wer sich bei einsetzendem Regen kurz vor Spielende unter das Vordach des Clubhauses flüchtete, konnte allenfalls erahnen: den Ausgleichstreffer des kurz zuvor eingewechselten Benedikt Kreß in der Nachspielzeit, als es längst zappenduster um das fahrlässig erst um 18.30 Uhr angepfiffene Spiel geworden war.
Verbandsliga: Flieden kassiert Sodens Ausgleich in der Dunkelheit
„Das kannste nicht machen“, kommentierte Kreisschiedsrichterobmann Bernhard Depta die Sichtverhältnisse, und Bronnzells Trainer Stefan Dresel stellte fest: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Auch Bad Sodens Trainer Lars Schmidt lachte nach dem Last-Minute-Ausgleich: „Ich hab’ auch nix mehr gesehen.“ Und Fliedens Trainer Mike Gaul fand die Umstände, wie seiner Buchonia auf den letzten Drücker noch zwei Punkte abhanden gekommen waren, „einfach nur ärgerlich. Regen, Aufsetzer, der Tormann sieht nix, der Ball schlägt direkt neben Konstantin Heil ein.“ Während Schmidt von einem gerechten Endergebnis sprach, weil Flieden die erste und BadSoden die zweite Halbzeit gehörte, war Gaul mit dem 2:2 „nicht einverstanden, weil es nach zehn Minuten Rot geben muss. Da gibt es keine zwei Meinungen.“
Für das Derby hatten beide Trainer sich etwas einfallen lassen. Schmidt setzte Mittelstürmer Becirovic auf die Bank, stellte Kovac auf die Neun, zog Außenverteidiger Pekesen eine Position nach vorne und brachte Demuth. Gaul bot zum ersten Mal in dieser Runde Co-Trainer Schaub in der Startelf auf und durfte sich nach fünf Spielminuten bereits bestätigt sehen: Mit 1a-One-Touch-Fußball passten die Fliedener sich in der prekären Zone an Sodener Ölgötzen vorbei. Vogt schoss, Aulbach wehrte ab, Schaub traf, abgefälscht, aus dem Hinterhalt zum 0:1 (5.). Fünf Minuten später Riesendusel für Soden: Demuth riss an der Strafraumgrenze Friedrich zu Boden. Und obwohl der Fliedener freie Bahn aufs Tor gehabt hätte, beließ es der Schiedsrichter bei Gelb.
Buchonia Flieden blieb, wie es heutzutage heißt, griffiger, galliger, fokussierter – und legte nach 20 Minuten das 0:2 nach: Halimi eroberte den Ball von Vinojcic und bediente Vogt, der mit einem 16-Meter-Linksschuss traf. Mehr als einen abgeblockten Schuss des vor der Pause blassen Spielmachers Zeller brachte Soden in der ersten Halbzeit nicht zustande.
Mit der verabredeten Auswechslung von Schaub zur Pause (auch Hack blieb in der Kabine) trat Flieden zurückhaltender auf und traf dabei auf eine Sodener Elf, der Schmidt in der Halbzeit erklärt hatte: „Spielt ja sauber weiter, dass mir keiner denkt, das ist vorbei!“ Schmidt stellte auf Dreierkette um, schob die Außen weiter nach vorne und ließ mit zwei Stürmern angreifen. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Pekesen kam über rechts, passte scharf auf Beciroc, der, blank am kurzen Pfosten, das 1:2 besorgte (53.). Auch wenn sich für Flieden „noch einmal ein Fenster öffnete, um das dritte und vierte Tor nachzulegen“ (Gaul), ging Durchgang zwei an Bad Soden, das bemerkenswert unaufgeregt Angriff auf Angriff inszenierte und schließlich dank Edeljoker Kreß und hilfreicher Dunkelheit einen Punkt rettete.
Die Statistik: SG Bad Soden: Aulbach; Demuth, Mezini, Pekesen, Zeller, Kovac, Ehlert, Neiter, Vinojcic, Hilchenbach, Gavric. SV Buchonia Flieden: Heil; Hack, Gaul, Zeller, Kullmann – Bohl, Alles – Halimi, Vogt, Friedrich (68. Larbig) – Schaub (46. Hilgenberg). Schiedsrichter: Karsten Pfeiffer (SV Nieder-Wöllstadt). Zuschauer: 510. Tore: 0:1 Fabian Schaub (4.), 0:2 Andre Vogt (21.), 1:2 Mirza Becirovic (53.), 2:2 Benedikt Kreß (90.+3).