Eintracht-Coach Toppmöller: „Wir müssen mehr Stress erzeugen“
Im Rückblick auf die unendlich einseitige, aber auch unendlich zähe Partie in der Conference League gegen den FC Aberdeen (2:1) hat Eintracht-Trainer Dino Toppmöller keine laute Kritik an der doch eher destruktiven Spielweise der Schotten geübt, aber doch versucht zu erklären, was es bedeutet, gegen ein solch massives Bollwerk antreten zu müssen. „Ohne Aberdeen zu nahe zu treten“, hob der 42-Jährige also an, „aber der Torwart hat jeden Abstoß lang geschlagen, sie haben im ganzen Spiel nicht mal 200 Pässe gespielt, und dann stehen sie auch noch in einem extrem tiefen Block mit dem defensivsten System, das du überhaupt spielen kannst.“ Ganz schön minimalistisch, die schottischen Spielverderber. Hätte trotzdem fast gereicht für ein Pünktchen, aber nur fast.
Da komme man, so Toppmöller, als überlegenes Team in gar „keine Umschaltmomente rein“, die Mannschaft habe nur die Chance, „aus dem eigenen Ballbesitz Möglichkeiten zu kreieren“. Doch genau da hapert es bei der Eintracht ja, die Formation schafft es viel zu selten, auch mal zwingend vor des Gegners Kasten zu kommen, stattdessen spielt sie wie im Handball immer um die gefährliche Zone herum.
Toppmöller ist sich dieses Defizits bewusst. „Wir sitzen nicht da, klopfen uns auf die Schulter und sagen: Wir sind die tollsten Hechte, weil wir acht Spiele noch nicht verloren haben“, führt er aus, nein, man gehe durchaus selbstkritisch miteinander um. „Wir wissen, dass wir Dinge besser machen müssen. Und genau das ist die Thematik, wir müssen mehr Stress erzeugen im gegnerischen Sechzehner, den Mut haben, mal aufs Tor zu schießen, mehr Flanken zu bringen, wir brauchen eine bessere Boxpräsenz“, befindet der Fußballlehrer. „Dann kommst du auch zu Torchancen. Da sind wir ausbaufähig.“ Gar keine Frage.
Aber: Schon mal gut, dass das Problem erkannt ist und auch öffentlich kommuniziert wird. So entsteht zumindest nicht der Verdacht der Schönrednerei oder des Einlullens in der eigenen Blase, denn die acht ungeschlagenen Spiele stehen ja tatsächlich in der Statistik. Einerlei, wer die Gegner waren.
Toppmöller findet andererseits aber auch, dass man nicht zu negativ sein sollte, und genau das habe er seinem Ensemble am Freitag mit auf den Weg gegeben. „Es schwirrt immer eine gewisse Unzufriedenheit umher“, sagt er, dabei ertappe er sich selbst. Und gibt ein paar Beispiele: „Gegen Köln, 1:1, aber ein sehr gutes Spiel gemacht. Vom Gefühl her: unzufrieden.“ Oder Bochum. „Da gab es vorher nur auf die Mütze, wir nehmen einen Punkt mit. Gefühl: unzufrieden.“ Oder Aberdeen: „Spielen nicht gut, gewinnen aber 2:1. Gefühl: unzufrieden.“ Toppmöller findet: „Das dürfen wir nicht zulassen, wir müssen mit Spaß an die Sache rangehen. Wenn du mit Freude ins Spiel gehst, hast du eine andere Leichtigkeit. Es ist für uns extrem wichtig, das in die Spiele mitzunehmen.“ Da hat er zweifelsfrei Recht. Zumal die Mannschaft jung ist und sich noch finden muss.“
Von daher wird die Partie am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) gegen den SC Freiburg zu einem interessanten Vergleich, weil die Breisgauer gewiss keine Spielverhinderer sind. „Das ist eine technisch gute Mannschaft mit extrem viel Qualität“, sagt Toppmöller, der generell findet: „Es macht mehr Spaß, wenn zwei Mannschaft auf dem Feld stehen, die Fußball spielen wollen.“ So wie seine Elf, die versucht, sich „nach vorne zu kombinieren“. Aber auch bereit ist, einen harten Fight anzunehmen, wie in Mainz oder Bochum. „Es hat mir gut gefallen, dass wir gegen diese Teams, die sehr körperbetont spielen, dagegen gehalten und uns gewehrt haben. Und gezeigt haben, dass eine technisch ordentliche Mannschaft sich nicht immer den Schneid abkaufen lässt. Das ist eine wertvolle Erkenntnis für uns.“