Eintracht: Koch und Co. bleiben stabil
Robin Koch stand ganz entspannt neben Schiedsrichter Felix Zwayer – nachdem sich die Gemüter auf allen Seiten etwas beruhigt hatten. Zuvor hatte der 27-Jährige seinen Gegenspieler Junior Adamu mit der Hand ins Gesicht gewischt, der sich daraufhin wie vom Donner getroffen auf dem Boden wälzte. Das hatte Kapitän Kevin Trapp so erbost, dass er aus seinem Tor nach vorne stürmte, um den am Boden liegenden Adamu die Meinung zu geigen. Das wiederum rief Maximilian Eggestein auf den Schirm, der Trapp wegschubste – und so schubsten sich alle kurz mal hin und her. Am Ende gab es den gelben Karton für Trapp, Eggestein und Koch. Wobei sich der Übeltäter Koch auch nicht über die Rote Karte hätte beschweren können. Zwayer ließ Milde walten, weil es im Kampf um den Ball ging.
Ansonsten war der im Sommer aus Leeds gekommene Verteidiger wieder als Stabilisator in der Mitte der Abwehr aufgeboten. Er löste vieles wieder durch gutes Stellungsspiel, musste nur fünf Zweikämpfe bestreiten. Das erledigten Tuta und Willian Pacho (je 19), die ihre Sache gut machten. Pacho gewann 79 Prozent seiner Duelle, Tuta 63 Prozent. Am Ende stand die Null.
Die Eintracht hat nach fünf Spieltagen nur drei Gegentore kassiert. Kein Team verteidigt in der Fußball-Bundesliga besser als Eintracht Frankfurt. Das ist – bei all der offensiven Schwäche – ein Pfund dank dem die Hessen auf Platz acht liegen. Gegen Freiburg ließ das Trio um Koch, Pacho und Tuta neun Torschüsse zu, keiner davon gefährlich. Dazu haben die Abwehrspieler die meisten Ballkontakte von allen Eintracht-Akteuren auf dem Platz. Das ist so gewollt, die Defensivleute sollen konsequent das Spiel von hinten aufbauen. Koch war 99-mal am Ball, Tuta 81- und Pacho 79- mal.
„Wir haben eine gute Kommunikation. Das ist sehr wichtig für uns“, lobte Ellyes Skhiri den Verteidigungsbund. Sportvorstand Markus flankierte: „Defensiv machen wir es sehr, sehr gut.“
Krösche hatte sich vor dem Spiel mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann unterhalten, der in seiner neuen Funktion einige potenzielle Kandidaten für die USA-Reise der Nationalmannschaft beobachtete. Neben Kevin Trapp ist das auf Eintracht-Seite natürlich Robin Koch. „Robin bringt uns unheimlich viel Stabilität, gewinnt sehr viele Zweikämpfe und hat die Ruhe im Spielaufbau. Er ist ein klarer Kandidat für die Nationalmannschaft“, befand Krösche schon kürzlich.
Gegen Freiburg war er bis auf eine Szene, wo er 30 Meter vor dem Tor umdribbelt wurde, der Fels in der Brandung. „Wir hätten ihn in der Länderspielpause gerne bei uns“, sagte Cheftrainer Dino Toppmöller. Aber es sei für den Verein und den Spieler enorm wertvoll, wenn er auf dem Schirm der Nationalmannschaft ist. „Natürlich ist er dann ein Aushängeschild.“ Koch habe auch den Weg von Mario Götze gesehen, der sich in seiner ersten Saison bei der Eintracht wieder in die Nationalmannschaft spielte und sogar für die Weltmeisterschaft in Katar nominiert wurde. „Es wäre fantastisch als Klub und für ihn als Spieler, wenn er einen ähnlichen Weg gehen würde“, sagte Toppmöller und fügte hinzu: „Hoffentlich mit einem besseren Ausgang für uns als Nation.“
Für die Eintracht geht es erst darum, auf dieser stabilen Defensive aufzubauen und auch offensiv ins Laufen zu kommen. Aber sie sind in Frankfurt alle froh, dass sie wenigstens stabil stehen, wenn nach vorne wenig gelingt – auch wenn es nur gegen die Bundesliga-Leichtgewichte Darmstadt, Köln, Mainz, Bochum und nun gegen Europa-League-Teilnehmer Freiburg ging. Dadurch kann sich die Verteidigung Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben gegen offensivstärkere Teams wie kommenden Samstag in Wolfsburg holen.
Zum Vergleich: in der vergangenen Saison hatte die Eintracht nach fünf Spieltagen bereits elf Tore kassiert. Diese Anzahl wollen Robin Koch und Co. möglichst lange hinauszögern.