Vorhang auf für Zirkus Kassa
Denn mit welcher Spielfreude der Hünfelder SV den Gegner erdrückte, imponierte und verzückte gleichermaßen. Rund 20 glasklare Torchancen erspielte sich der HSV in den 90 Minuten, hätte problemlos einen deutlich höheren Sieg herausschießen können und ließ dem Gegner nicht den Hauch einer Chance. Waldgirmes war schlichtweg überfordert, bot dem galligen, sich geradezu in einem Rausch befindenden HSV zu viel Raum und bekam insbesondere einen Spieler nie in den Griff: Jemal Kassa. Trotz Sonderbewacher Sammy Kittel, Bruder von Profi Sonny.
Hessenliga: Jemal Kassa überstrahlt bei „unwirklichem“ Kantersieg
Just am Samstag feierte Kassa seinen 26. Geburtstag und beschenkte sich mit drei Traumtoren selbst. Zwei Sololäufe quer über den Platz und einen Heber aus mehr als 40 Metern ins Glück. Ein Tor schöner als das andere. Mannschaftsbetreuer Markus Stark verbeugte sich vor Kassa bei dessen Auswechslung, während die Tribüne der gut besuchten Rhönkampfbahn frenetisch applaudierte. Der Star des Teams lieferte eine zirkusreife Vorstellung und war nachher wortkarg. Nicht etwa, weil wer nichts zu sagen hat, sondern weil er ein introvertierter Zeitgenosse ist. Nach Stationen in Kaiserslautern, Pirmasens oder Barockstadt ist er jetzt endlich im Seniorenfußball angekommen. Am Samstag lieferte er nach eigenem Bekunden das vielleicht beste Fußballspiel seiner Laufbahn ab, die beste Saison sei es ohnehin. Insbesondere die Freiheiten, die ihm das Trainerteam gebe, würden seine Leistungen beflügeln. Zehn Tore hat er nun geschossen. Kein Spieler der Liga traf nach neun Spielen häufiger.
Sein derzeit kongenialer Sturmpartner Marcel Trägler wusste schon vorher, was am Samstag passieren könnte: „Sonst schießt Jemal ja meistens zwei Tore. Ich habe ihm gesagt, dass er an seinem Geburtstag ruhig mal drei machen kann.“ Trägler selbst erzielte einen Doppelpack und ordnete ein: „Wir setzen die Vorgaben des Trainerteams sehr gut um, sind immer gut eingestellt und haben gemeinsam Spaß.“
Dass Helmke in der Schlussphase Gnade walten ließ, weil er Trägler und Kassa auswechselte, half dem Gegner aber nur bedingt, denn in Karlo Vidovic hat der HSV noch den Torschützenkönig der Aufsiegssaison in der Hinterhand. Er traf im Eiltempo ebenfalls doppelt. Sehr zum Leidwesen von Mario Schappert. Der SCW-Trainer stellte sich in der Pressekonferenz den Fragen und bekannte: „Ich möchte diese Leistung von Hünfeld keinesfalls schmälern. Ein tolles Team. Aber wir waren auch nicht wettbewerbsfähig.“
Bitte melde Dich an, oder registriere Dich, um Kommentare schreiben zu können