240 Seiten über Traditionsverein

Alles über Borussia Fulda

04. Dezember 2021, 08:30 Uhr

Foto: Tino Weingarten

Im Handel ist heute ein neues Buch erschienen. „Borussia Fulda – Geschichte und Geschichten eines Traditionsvereins“ beleuchtet den Weg der Fuldaer Fußballer mit allen Höhen und Tiefen. Wir sprachen mit Torgranate-Redakteur und Autor Ralph Kraus (51) darüber, was den Leser erwartet.

Wie kam es zu der Idee, dieses Buch zu schreiben?

Der Gedanke ging mir schon viele Jahre durch den Kopf. Kein Verein hat die Leute jemals mehr fokussiert als Borussia Fulda. Es gab schon immer zwei Seiten, die ins Stadion kamen: Die einen, die Borussia liebten und mitfieberten und die anderen, die sich bei einem schwachen Auftritt diebisch gefreut haben, dass der Verein auf die Nase bekommt. Typisch Traditionsverein eben. Das fand ich schon immer faszinierend. Als in der Corona-Pandemie der Fußball ruhte, konnten wir beginnen, die Idee eines Buches umzusetzen.

Wie ist das Buch aufgebaut? Auf was darf sich der Leser freuen?

So weit es möglich war, bin ich chronologisch vorgegangen. Die ersten Jahre bis 1922 sind kompakt zusammengefasst. Alles, was irgendwie in Erfahrung zu bringen war, wird beschrieben. Dann wird die Geschichte von Saison zu Saison erzählt. Das Ganze endet mit dem Zusammenschluss 2018 zur SG Barockstadt. Zu jeder Saison gibt es alle Punktspiel-Ergebnisse. Zudem habe ich versucht, bestmöglich die jeweiligen Kader samt der Torschützen aufzulisten und die Hintergründe der Runde aufzuarbeiten. Natürlich wird jede Saison in Textform beschrieben.

War es schwierig, an die nötigen Informationen zu kommen?

Es war eine mühevolle Kleinarbeit, aber als sich in der Szene herumgesprochen hatte, dass ich ein Buch über den Verein schreibe, kamen immer wieder Anrufe von Borussen-Kennern, die ihre Mithilfe anboten. Dazu leben glücklicherweise noch etliche Zeitzeugen, von denen einige im Buch zu Wort kommen. Wichtige Grundlage für die Daten waren zwei Dinge: Ein eigenes Archiv, das ich seit vielen Jahre sammle und pflege, aber vor allem das Archiv der Fuldaer Zeitung. Ich habe dort viele Wochen im Keller zugebracht und die eingestaubten Zeitungsbände gewälzt. Schwierig war die Suche nach Fotos, doch über das Stadtarchiv kamen wir an die Sammlung von Hubert Weber, der bis in die 1970er-Jahre fotografiert hat. Die Zeitungs-Fotografen Ottmar Schleich und Charlie Rolff haben mir außerdem viel geholfen.

Also eine sehr zeitaufwendige Arbeit?

Was die Fotos angeht, hielt es sich sogar noch in Grenzen. Das Schwierige waren schlicht die Fehlinformationen, die sich über die vielen Jahrzehnte angesammelt haben. Beispielsweise in den Jubiläumsbänden, die Borussia Fulda zum 50- und 75-jährigen Bestehen veröffentlicht hat. In diesen hat sehr viel gestimmt, allerdings hatten sich auch mehrere Fehler eingeschlichen. Die waren nur durch die alten Zeitungsbände zu korrigieren. Das war enorm intensiv. Verwirrend waren immer wieder unterschiedliche Angaben von Zeitzeugen, die heute nur noch schwer nachzuprüfen sind. Manchmal gibt es drei verschiedene Angaben zu einem Thema.

Wie vollständig ist die Geschichte beschrieben?

Ich glaube, das ist uns recht gut gelungen. Sicher schlummern noch irgendwo Informationen, die im Buch noch hätten unterkommen können. Das ist bei so einer Arbeit fast immer so.

Welche Erfahrungen haben Sie in der Zeit gesammelt?

Es gab unheimlich viele schöne Erlebnisse. Eine Frau rief mich beispielsweise an und übergab mir ein Mannschaftsbild. Zunächst war nur ihr Vater darauf zu identifizieren. Es gab weder eine Jahresangabe, noch wusste ich, welche zehn anderen Spieler auf dem Bild zu sehen sind. Also haben wir einen Aufruf über die Fuldaer Zeitung gestartet. Die Reaktionen waren überwältigend. Einen ganzen Tag stand mein Telefon nicht still. Binnen kürzester Zeit hatten wir das Jahr und die Namen der Spieler zusammen. Das Foto stammte aus dem Jahr 1935. Unter den Anrufern war die Tochter eines Spielers. In einem rührenden Gespräch erzählte sie mir, dass sie ihren Vater, der längst gestorben ist, auf diesem Foto erstmals mit beiden Armen gesehen hätte. Das war Gänsehaut pur. Auch die Alt-Borussen, die selbst viele Jahre das Trikot des SCB getragen haben, waren enorm kooperativ. Da gab es nie eine Absage, wenn man um Informationen oder ein Treffen gebeten hat. Es war eine schöne Zeit, die einem menschlich viel gegeben hat.

Wo gibt's das Buch?

Das Buch „Borussia Fulda – Geschichte und Geschichten eines Traditionsvereins“ umfasst 240 Seiten. Für einen Ladenpreis von 24,90 Euro wurde die gesamte Historie der Fuldaer Fußballer komplett aufgearbeitet. Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen, den Geschäftsstellen der Fuldaer Zeitung oder online unter parzellers.de.

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