Als der SV Steinbach Weltmeister Andy Möller verzückte

12. März 2024, 18:38 Uhr

Eine Szene aus 2008: Simon Grosch (schwarzes Trikot) setzt im Spiel gegen Eschborn zur Grätsche an. Im Hintergrund beobachtet Joachim Weber. © Karl-Heinz Burkhardt

Der SV Steinbach und der Hessenpokal – da war doch was! Richtig: In der Saison 2007/08 schafften es die Steinbacher sage und schreibe bis ins Halbfinale und sorgten hessenweit für Furore. Schließlich war der SVS zur damaligen Zeit noch Gruppenligist.

Erst im Halbfinale musste sich der SV Steinbach damals gegen Viktoria Aschaffenburg geschlagen geben. Deren Trainer war mit Andreas Möller ein Weltmeister von 1990. Und der kam aus dem Schwärmen über den SVS nicht mehr heraus: „Das war heute kein Bezirksoberligist, gegen den wir gespielt haben. Das war eine Truppe, die in der Oberliga weit oben mitspielen könnte. Das ist ein Kompliment, das ich wirklich auch so meine. Wir wussten, dass es für uns nicht leicht wird. Dass es aber so schwer wird, das hatte sich vorher niemand so vorgestellt“, lautete die Analyse von Andy Möller nach dem knappen 1:0-Sieg seiner Viktoria.

Sogar Weltmeister Andreas Möller vom SV Steinbach begeistert

Bis zur 82. Minute kratzten die Steinbacher, damals trainiert von Ante Markesic, sogar an der Finalteilnahme. Erst dann machte Sebastian Popp mit dem 1:0 das einzige Tor des Tages. Bemerkenswert: Obwohl es wie aus Kübeln regnete, fanden sich im Mühlengrund 1600 Zuschauer ein, um die dritte Pokalsensation zu erleben. Denn schon mit den ersten beiden Siegen machte Steinbach von sich reden: Im Achtelfinale am 16. Februar 2008 hatte der SVS den 1. FC Eschborn mit seinem Trainer Thomas Biehrer zu Gast. Ein Team, das damals mit Regionalliga- und Hessenliga-erfahrenen Spielern gespickt war. Einer der Stars war Uwe Bindewald, der gerade von Eintracht Frankfurt nach Eschborn gewechselt war. Steinbach gewann nach Toren von Petr Paliatka (28.) und Julian Wehner (66.) überraschend mit 2:0 und schaffte so den Einzug ins Viertelfinale.

Dort wartete am 2. April 2008 mit dem SV Bernbach um seinen Spielertrainer Marco Roth (einst Borussia Fulda) der nächste attraktive Gegner. Der hatte viele Jahre in der damals viertklassigen Hessenliga den Ton mit angegeben und scheiterte einmal sogar knapp am Aufstieg in die Regionalliga. Als Steinbach die Freigerichter als Gast hatte, war Bernbach jedoch schon in der Abwärtsspirale. Das nutzte Steinbach und setzte sich nach einem packenden Pokalspiel mit viel Volldampf mit 2:1 (1:0) durch. Thomas Ziegler (18.) hatte Steinbach vor 700 Zuschauern in Führung geschossen, die David Neis (48.) ausglich. Kurz vor Ende wurde mit Petr Paliatka der heutige Trainer zum Held des Tages. Er markierte in der 81. Minute den Siegtreffer.

Der Pokal war letztlich das i-Tüpfelchen auf eine überragende Saison, die der SV Steinbach mit dem Meistertitel in der Gruppenliga (damals Bezirksoberliga) krönte. 89 Punkte holte der SVS auf dem Weg zum Titel und hatte so am Ende 16 Punkte Vorsprung auf „Verfolger“ RSV Petersberg. 146:20 lautete die faszinierende Tordifferenz.

Torwart Oswald erinnert sich an Halbfinale gegen Aschaffenburg

Der damalige Torhüter Markus Oswald erinnert sich mit strahlenden Augen an die Pokal-Saison: „Mir fällt da vor allem eine Geschichte rund um das Aschaffenburg-Spiel ein. Die hatten damals enorm Verspätung. Wir waren schon draußen auf dem Platz, sind dann aber wieder in die Kabine gegangen, weil es draußen kühl war. Dort haben wir gewartet, bis Aschaffenburg endlich kam. Dann sind wir raus und plötzlich war da diese riesige Kulisse. Sich vor so einer Kulisse warmzumachen, diese Atmosphäre aufzusaugen, das war schon etwas einzigartiges“, erzählt Oswald.

Auch das Spiel an sich sei stark gewesen: „Wir haben da super mitgespielt, keine langen Bälle geschlagen, technisch war das auf einem Niveau. Von Klassenunterschieden war da nichts zu sehen. Im Gegenteil: Eigentlich hätten wir das 1:0 machen müssen. Dann wären wir sogar ins Endspiel gegen Darmstadt 98 gekommen.“

Apropos Darmstadt 98. Selbst das heutige Bundesliga-Schlusslicht war schon im Hessenpokal zu einem Pflichtspiel im Mühlengrund zu Gast. Am 26. Februar 2003 war das. Auch da stand Markus Oswald zwischen den Pfosten. „Es lag Schnee. Tagsüber war der Platz angetaut, gegen Abend wieder gefroren. Damals haben wir eine Chance gewittert, aber letztlich klar verloren.“ 0:7 hieß es am Ende. Für die „Lilien“ trafen unter anderem Elton da Costa junior, Daniel Leifermann und doppelt Sascha Maier.

Der SVS-Kader Folgende Spieler kamen im Hessenpokal zum Einsatz: Markus Oswald; Simon Grosch, Thomas Ziegler, Alex Terentew, JoachimWeber, Romeo Schäfer, Ante Markesic, Petr Paliatka, Alexander Körbel, Marcel Vogt, Dominik Bott und Steffen Wiegand.