Well und Kapelle zum Projekt Zukunft

"Amateure sollen nicht auf der Strecke bleiben"

18. November 2020, 13:51 Uhr

Amateurvereine wie Viktoria Fulda (links Marcel Huder) oder Horas (rechts Dominik Golbach) sollen durch die DFB-Reformen keinen Nachteil erfahren, betonen die Verbandsmitarbeiter. Foto: Charlie Rolff

Vor einigen Tagen kritisierte Thomas Dreifürst, Vorsitzender des JFV Viktoria Fulda, die scheinbar bevorstehende Abschaffung der Junioren-Bundesliga und Priorisierung der Nachwuchsleistungszentren. Zwei Mitarbeiter des Hessischen Fußball-Verbands (HFV) stehen den Plänen wesentlich offener gegenüber.

"Grundsätzlich können wir uns vom HFV Veränderungen vorstellen, vielleicht sind diese nötig. Das Projekt Zukunft ist etwas, das funktionieren kann", betont Carsten Well. Der Vorsitzende des Verbandsjugendausschusses sieht durchaus Reformbedarf: "Der Deutsche Fußball-Bund hat in den vergangenen drei Jahren im Jugendbereich eher ernüchternde Ergebnisse geliefert. Zudem besteht zwischen der Junioren-Bundesliga und dem Profibereich ein Riesensprung, den viele nicht schaffen. Das Thema muss man beleuchten, vielleicht ist die Übergangsstruktur nicht in Ordnung."

Mit der Talentförderung in Hessen sei Well derweil zufrieden, bei den Sichtungsturnieren in Duisburg sowie den Süddeutschen Meisterschaften hätte Hessen oftmals gut abgeschnitten. Dabei gibt es mit Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98, Wehen Wiesbaden, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt nur fünf Nachwuchsleistungszentren, in anderen Bundesländern sind es mehr. "Aber auch die Amateure sollen nicht auf der Strecke bleiben. Ich denke, es wird weiterhin genug Gelegenheiten geben, sich mit den großen Teams zu messen."

"Nicht immer nur auf bewährte Strukturen setzen"

Ähnlich sieht es auch Andreas Kapelle, seit wenigen Wochen neuer Fuldaer Regionalbeauftragter. "Momentan liegt ja nur ein Entwurf vor, es ist noch nichts entschieden. Sollte es aber so kommen und die Nachwuchsleistungszentren werden aus dem Ligensystem ausgekoppelt, sehe ich auch eine Chance für die Amateurvereine, um sich in der Hessenliga zu präsentieren", macht der 36-Jährige klar.

Auch Kapelle steht Veränderungen offen gegenüber und wirbt dafür, Neuem eine Chance zu geben. "Die DFB-Kommission mit Fußballexperten erhofft sich ja nicht ohne Grund etwas. Man sollte nicht immer nur auf bewährte Strukturen setzen." Auch das Argument, dass die Talente ohne Ligensystem das Gewinnen verlernen würden, zieht bei Kapelle nicht - er sieht es eher als positiv an, dass jedem Akteur Spielzeit zugestanden werden soll. "Ich glaube nicht, dass es mehr Sinn macht, wenn ein U15-Spieler von Wieseck nach Stuttgart fährt, um dann vielleicht zehn Minuten zu spielen."

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