Anpfiff auf Umwegen

Bewegter Freitag, der 13. für Referee Korell

17. April 2018, 12:00 Uhr

Referee Alexander Korell stand Freitag unter ständiger Beobachtung. Foto:Charlie Rolff

Selbst an einem Freitag, den 13. sind Glück und Unglück gar nicht so weit entfernt. Das bekam der aus Frischborn stammende Schiedsrichter Alexander Korell am vergangenen Freitag zu spüren. Sorgte dessen kurzfristige Spielabsage beim Kreisoberliga-Spiel in Simmershausen für Verdruss, bereitete er zwei Lauterbacher B-Ligisten knapp eine Stunde später Freude, weil er kurzfristig für eine Spielleitung zur Verfügung gestanden hatte.

Ja, ein bisschen verrückt sei der vergangene Freitag schon gewesen, muss der 40-jährige Unparteiische zugeben. Nervenaufreibend verlief sein Abend: 17 Uhr Dienstende bei seinem Arbeitgeber, einem Autohändler in Angersbach. 18.10 Uhr Ankunft im verregneten Simmershausen nach zähen 90 Kilometern Anfahrt, da viele Straßen ob des Unwetters gesperrt waren. Kurz darauf Platzbegehung mit den Trainern und Verantwortlichen mit vorsichtig positiver Bestandsaufnahme, ehe der Schiedsrichter in der Kabine noch einmal in sich geht und das Spiel kurz vor Anpfiff doch noch absagt. Auf dem Rückweg nach Frischborn dann auf Höhe Fulda ein Anruf von Schiedsrichteransetzer Helmut Caspar: Beim Spiel der B-Liga Fulda/Lauterbach zwischen Wartenberg/Salzschlirf II und Ilbeshausen II sei ein Schiedsrichter kurzfristig ausgefallen. Um 19.50 Uhr pfeift Korell verspätet in Bad Salzschlirf an, das umkämpfte Spiel endet 2:3.

„Dass man kurzfristig noch zu einem Spiel eingeteilt wird, ist nicht ungewöhnlich. Mit dem Arbeitstag und der turbulenten Fahrt nach sowie den Vorkommnissen in Simmershausen im Rücken war es dann allerdings schon hart, das B-Ligaspiel noch zu pfeifen“, berichtet der 40-Jährige.

Für ein wenig Verdruss sorgte die kurzfristige Absage derweil bei den Kreisoberligisten Simmershausen und Dipperz/Dirlos. „Wir sind nicht sauer, aber natürlich ist es extrem unglücklich, wenn alle Spieler und die Dienste an Grill und Theke bereitstehen und der Schiedsrichter dann drei Minuten vor Anpfiff doch noch den Daumen senkt. Die Dipperzer müssen jetzt noch mal kommen – und wir haben immer noch elf Spiele bis Ende Mai vor der Brust“, hadert Werner Menz. Aufgestoßen ist Simmershausens Coach, dass Korell bei der ersten Platzbegehung noch betont habe, dass er schon auf schlechteren Plätzen gepfiffen habe. „Stimmt“, sagt Korell, der zugibt, „dass es alles sehr hektisch war, weil ich so spät am Platz war. Meine erste Aussage war voreilig, ich kann die Vereine verstehen.“

Das Warten auf die Beobachtung geht weiter

Erst beim Umziehen in der Kabine habe er die Situation noch einmal analysiert: „Der Platz war quacknass, die Verletzungsgefahr hoch, ein Unwetter war laut Wetter-App angekündigt und es wäre eng geworden mit dem Licht. Letztlich waren es zu viele Faktoren, die mich dazu bewogen haben, abzusagen. Dazu war das Spiel auch für die Tabelle zu wichtig, als dass ich es unter am Ende irregulären Bedingungen über die Bühne hätte bringen wollen“, schildert Korell, der eigentlich noch in der A-Liga pfeift, gerne in die Kreisoberliga aufsteigen würde und am Freitag zum dritten Mal beobachtet werden sollte. „Zum dritten Mal hat das Spiel nun nicht stattgefunden. Mein Beobachter Steffen Gaschitz, der mit in Simmershausen war, hat mir die Entscheidung über die Austragung der Partie überlassen und sie mitgetragen.“

Als sich Alexander Korell dann gedanklich schon auf die heimische Couch eingestellt hatte, wurde er kurzerhand nach Bad Salzschlirf beordert. „Mein Ansetzer Helmut Caspar ist mein Förderer, unter ihm habe ich früher in Engelrod Fußball gespielt. Ich konnte ihm die Bitte nicht abschlagen“, so Korell, der in Schlirf auf erfreute Gesichter traf. „Beide Teams waren hier natürlich froh, dass sie nicht wieder ihre Sachen packen mussten. Der Platz in Schlirf war wesentlich besser als in der Rhön, nach dem Spiel aber auch nur noch Schlamm“, berichtet der Unparteiische, der mittlerweile für den TV Angersbach, also pikanterweise einen Verein aus der FSG Wartenberg/Salzschlirf II, pfeift. „Trotzdem hatte das Heimteam natürlich keinen Vorteil dadurch, am Ende gewann ja Ilbeshausen“, bekräftigt Korell, der gezeigt hat, dass er sein Hobby mit ebenso viel Gewissenhaftigkeit wie Flexibilität ausfüllt.

Autor: Christian Halling