„Auf geht’s Nicklas, schieß ein Tor“

10. April 2024, 05:59 Uhr

Kein alltägliches Bild: Schiedsrichter Nicklas Rau wird von seinem eigenen Fanclub nach Abpfiff des Hessenliga-Spiels zwischen Hünfeld und Walldorf (2:2) gefeiert. Schon während der 90 Minuten sorgten Raus Mitreisende für tolle Stimmung. © Johannes Götze

Das hat die Fußball-Hessenliga noch nie gesehen: In Hünfeld pfiff Nicklas Rau seine 100. Begegnung in Hessens höchster Spielklasse und brachte einen 30 Mann großen, lautstarken und trinkfesten „Fanclub“ mit auf die Rhönkampfbahn.

Das Wichtigste vorweg: Rau, Schiedsrichter des FC Kaichen aus dem Fußballkreis Friedberg, pfiff eine fehlerfreie Partie . Das attestierten ihm nachher nicht nur die Trainer Johannes Helmke (Hünfeld) und Artur Lemm (Walldorf), sondern auch die mitgereiste Fanschar, zu der unter anderem Hessens Lehrwart Andreas Schröter oder gestandene Hessenliga-Schiedsrichter wie Volker Höpp oder Matthias Kristek zählten. Rau, sogar mal Regionalliga-Schiedsrichter gewesen, hatte eine lange Leine, pfiff zwei berechtigte Strafstöße für Hünfeld und musste trotz rassiger Zweikämpfe und viel Tempo nur einmal Gelb zücken. Rau ist bei Spielern und Trainern beliebt, bekommt seit Jahren kritische Spiele zugeteilt und hat bei Verbandsschiedsrichterobmann Gerd Schugard (Dipperz) ein Stein im Brett. (Schau dir hier das Stimmungsvideo dazu an)

Hessenliga-Schiedsrichter Nicklas Rau hat eigenen Fanclub

Rau gab nach Abpfif im Gespräch an, er habe sich bei Schugard gewünscht, doch bitte in Hünfeld sein 100. Hessenliga spiel pfeifen zu dürfen. Beim HSV, so sagt Rau, mache es einfach Spaß. Da habe er vor vielen Jahren sein erstes Gespannspiel leiten dürfen. Bei der zweiten Mannschaft in der Gruppenliga. Dort hat er mit den Spielern schon in den hiesigen Kneipen und beim Handball gefeiert. „Die Hünfelder sind ein bisschen wie meine Jungs aus Kaichen. Ein richtiges Team, das auch gerne feiert, nur halt besser Fußball spielen kann“, sagte Rau lachend.

Und schaffte die perfekte Überleitung zu „seinem“ FC Kaichen. Für den spielt der 34-Jährige selbst in der Kreisoberliga und steht kurz vor dem Aufstieg in die Gruppenliga. Am Freitagabend noch gewann er auswärts mit seiner Mannschaft und stand 90 Minuten als Spieler auf dem Platz, am Samstag begleiteten ihn die Mitspieler nach Hünfeld – und feierten ihn ab. Sie schenkten ihm ein Sondertrikot, sie besangen ihn fortwährend und sorgten für eine außergewöhnliche Stimmung.

Hessenliga: Sondertrikot und Gesänge für Schiedsrichter Rau

Irgendwann versuchten sie den HSV zum Sieg zu schreien, was zwar nicht gelang, aber dafür sorgte, dass der HSV sich nach Abpfiff artig bei dem unverhofften Support bedankte. Nur einen Wunsch konnte Rau dem im Bus angereisten Tross nicht erfüllen. Ein Tor zu schießen. Das forderte der Anhang wieder und wieder.

Für Rau war es nicht nur das 100. Hessenligapiel, vielmehr ist er auch in seinem 20. Jahr als Schiedsrichter unterwegs. Ein paar sollen noch hinzukommen. „Drei, vier Jahre würde ich gerne noch auf diesem Niveau pfeifen. Mein Ziel ist es, einmal das Hessenpokalfinale zu pfeifen. Das ist schon etwas Besonderes“, sagte Rau, der auch von Vater und Schwiegervater nach Hünfeld begleitet worden war. Sein Vater nahm ihn nach Schlusspfiff in den Arm und flüsterte ihm mit feuchten Augen ins Ohr, dass er unfassbar stolz auf seinen Zögling sei. Darf er!