„Auf Schulterklopfern ausgeruht“: Cimen blickt selbstkritisch zurück
Rückblende: Als Zehnjähriger kam Cimen 1994 zu Eintracht Frankfurt, seine körperlichen Vorteile als großgewachsener Spieler sorgten schnell dafür, dass er auch in den älteren Jahrgängen mitspielte. Es folgten ab 2001 in knapp vier Jahren gut 60 Einsätze in den verschiedenen deutschen U-Nationalmannschaften.
Kein Durchbruch als Profi: Daniyel Cimen blickt selbstkritisch zurück
„Mir wurde damals eine große Zukunft vorausgesagt, aber im Seniorenbereich bin ich auch ganz schön auf den Hintern gefallen“, beginnt der heutige Coach der SG Barockstadt zu erzählen: „In der Jugend habe ich selbst in der Nationalmannschaft oft bei den älteren Jahrgängen mitgespielt. Wenn du das nonstop miterlebst, dann schwebst du irgendwann auf einer Dauerwolke 7. Du bist kaum noch in der Schule gewesen, weil du nur noch mit dem Fußball unterwegs warst. In dieser Zeit habe ich mich zu sehr auf den Schulterklopfern ausgeruht. Ich hätte eher mal jemanden gebraucht, der mir in den Hintern tritt und sagt, daran musst du arbeiten, dort musst du dich verbessern, das musst du anders machen.“
Das Telefon habe in seiner Hochphase nicht mehr still gestanden. „Bayern München, Dortmund, Leverkusen – eigentlich die gesamte Bundesliga saß im Laufe der Zeit bei uns am Tisch. Später stand Manchester United vor der Tür. Dafür war meine Familie einfach nicht gemacht: Mein Vater war Schichtarbeiter, meine Mutter Putzfrau. Wir hatten alle keinerlei Ahnung vom Profigeschäft. Alle waren mit dieser Situation total überfordert.“
Cimen erklärt die damalige Zeit: „Erst hast du mit deinem Jahrgang die Europameisterschaft gespielt, dann mit dem älteren Jahrgang, im Jahr drauf die WM. Da hast du plötzlich gegen Leute wie Messi oder Wayne Rooney gespielt. Im Anschluss kommt dann ein Vierländerturnier mit Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland, bei dem du zum Spieler des Turniers gekürt wirst – und das als Innenverteidiger. Da denkst du dir als junger Kerl, dass es schon alles seinen Lauf nimmt. Genau zu dieser Zeit hätte mir einer gut getan, der mir gesagt hätte, dass ich mich nicht ausruhen darf.“
Und dennoch: Die Schuld, dass es nicht zu noch mehr gereicht hat, als zu Profistationen wie Eintracht Frankfurt, Eintracht Braunschweig oder Erzgebirge Aue, sucht Cimen heute vor allem bei sich: „Mir hat die Selbstkritik und die Disziplin, hart zu arbeiten, gefehlt. Ich dachte, das wird schon reichen. Und es hat ja auch für einen Profivertrag gereicht: Letztlich ist ein Profivertrag aber nicht mehr als nur die Eintrittskarte, der Türöffner. Ich bin irgendwann auf dem Stand des Jugendbereichs stehen geblieben“, so Fuldas Trainer im Nachgang. Und eines macht Cimen auch noch klar: „Nur weil ich 16 oder 17 Bundesliga-Einsätze habe, würde ich mich nicht Bundesligaspieler nennen. Dazu musst du schon mal vier, fünf Saisons durchgespielt haben, um das von dir zu behaupten.“