Club zurück
Breunings beendet Dornröschenschlaf
SG stellt erstmals seit 27 Jahren ein Ligateam
Zurück auf der Landkarte: Auf dem Sportplatz in Breunings wird bald wieder um Punkte gespielt. Foto: Ralf Hofacker
Es war 1993: Helmut Kohl war Bundeskanzler, in den Kinos lief Hotshots, der Bundestrainer hieß Berti Vogts – und auf dem Sportplatz in Breunings wurde zum letzten Mal ein Punktspiel abgepfiffen. Eine ferne Zeit, so lange her, dass sie die meisten Spieler, die nun an sie anknüpfen wollen, noch nicht oder kaum erlebt haben.
Nie aufgehört Fußball zu spielen
Was auf den ersten Blick wie eine wundersame Wiedergeburt erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung eher als Erwachen aus einem Dornröschenschlaf, denn richtig tot war die SG Breunings/Neuengronau nie. „Wir haben niemals wirklich aufgehört Fußball zu spielen. Seit der Abmeldung unterhalten wir eine Soma, die wöchentlich trainiert, das Sportgelände pflegt und AH-Freundschaftsspiele bestreitet“, gibt der Vorsitzende Holger Löffert zu bedenken.
Die Soma-Trainingseinheiten standen stets auch den Neuengronauer und Breuningser Fußballern offen, die ihre Herausforderung in ambitionierten, teils höherklassigen Clubs der Region wie Altengronau, Oberzell oder Weiperz suchten. Das habe dazu geführt, dass die Kameradschaft gepflegt worden sei und die auswärts Spielenden Kontakt gehalten hätten.
22 Spieler haben zugesagt
„Irgendwann wurde dann immer wieder mal, wenn wir nachher zusammensaßen, die Frage laut, wie das wohl wäre, wenn wir wieder eine eigene Mannschaft für Punktspiele hätten. Und zuletzt hieß es dann immer öfter: Wenn nicht jetzt, wann dann?“, schildert Holger Löffert die Dynamik, aus der (nach jetzigem Stand) Zusagen für einen 22-köpfigen Kader zum Neustart in der C-Liga Schlüchtern resultierten. Bei 16 Spielern handele es sich laut dem Clubchef um Breuningser und Neuengronauer, alle im Alter zwischen 21 und 31, die nun für ihre Heimatorte die Stiefel schnüren wollen, wie etwa Mike Löffert von Gruppenligist SG Oberzell/Züntersbach oder Marc Löffert von Germania Klein-Krotzenburg. In diesem Sog kämen sieben weitere, auswärtige Spieler mit. Dazu hätten sich eine Reihe eigener AH-Fußballer als Ergänzungsspieler angeboten, der älteste davon zähle 63 Lenze. Als Trainer stehe der langjährige, ehemalige Coach der SG Weiperz, Michael Loder, bereit. Holger Löffert legt besonderen Wert darauf zu betonen, keinen Spieler von anderen Clubs abgeworben zu haben: „Sie sind alle auf uns zugekommen. Wir haben daraufhin von Anfang an bei allen anderen Vereinen mit offenen Karten gespielt, was bei uns los ist.“
Mike Löffert kommt von der SG O/Z
Auch wenn die Corona-Krise die Vorbereitungen behindert, hat den Verein die Vorfreude gepackt: „Ich muss nichts anschieben, eher bremsen. Die Jungs sind heiß darauf, ihre Tasche zu packen, und runter zum Sportplatz vor der eigenen Haustür zu laufen. Und das ist gut so, da es einiges zu tun gibt“, meint Löffert. Ausrüstung, die in die Jahre gekommen ist, wie Abstreugerät, Fahnen oder Bälle müssten angeschafft und eine funktionsfähige EDV zum Ausfüllen des elektronischen Spielberichts müsse organisiert werden. „Den größten Brocken bilden die Duschen im Breuningser Dorfgemeinschaftshaus, wo unsere Umkleiden sind. Die Warmwasserbereitung muss modernisiert werden. Ansonsten kann es vorkommen, dass sich der Zehnte oder Elfte mit dem Duschen beeilen muss, damit er noch warmes Wasser bekommt“, schmunzelt Löffert und befindet: „Das alles auf ein Mal bedeutet für so einen kleinen Verein schon eine beträchtliche Investition.“
Weiperz hegt keinen Groll
Des einen Freud, des anderen Leid: Besonders betroffen vom Breuningser Fußball-Frühling ist die SG Alemannia Weiperz. Sechs Breuningser und Neuengronauer werden den Verein verlassen. Dadurch sieht sich die Vereinsführung gezwungen, sich aus der B-Liga-Spielgemeinschaft mit der SG Vollmerz zurückzuziehen. „Es geht einfach nicht mehr, wir haben schlicht und ergreifend nicht genügend Leute. Ohne Breuningser waren noch fünf Spieler mit Pass in Weiperz übrig. Und von denen ist mit Alper Saykin (zur SG Bad Soden) auch schon einer weg, die anderen schauen sich um“, sagt Arnold Klement, Vorstandssprecher der SG Weiperz.
Der SG Breunings/Neuengronau und den Spielern, die dorthin wechseln ist er nicht gram: „Natürlich sind wir darüber nicht glücklich, aber ich kann ihre Beweggründe verstehen. Für die Spielgemeinschaft ist es schade. Mit Vollmerz war die Zusammenarbeit immer angenehm. Vorstand und Spieler sind gut miteinander ausgekommen“, meint Klement.
Ausgerechnet während der Saison, in der die 1919 gegründete SG Weiperz ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert hat, durchlebt der Verein eine seiner dunkelsten Stunden. Mit dem Rückzug meldet sich ein einstiges Aushängeschild des Fußballkreises Schlüchtern und der Gemeinde Sinntal vom aktiven Dienst ab. Zu Glanzzeiten spielte die SG Weiperz in der A-Klasse (heutige Kreisoberliga) und stieg 1983 sogar in die Bezirksliga Fulda (heute Gruppenliga) auf.
Bitte melde Dich an, oder registriere Dich, um Kommentare schreiben zu können