Bundesliga: Dieser Fußball reiste mehr als 5000 Kilometer ins Stadion

14. September 2024, 20:54 Uhr

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Wenn die Profis um den Sieg spielen, ist ihr Sportgerät schon weit gereist. Der Fußball kommt aus Pakistan. So sieht es in der Fabrik aus.

Die Bundesliga ist in vollem Gange , und während die Spieler auf dem Platz um Tore kämpfen, spielen sie mit einem besonderen Ball: Handgenäht aus Sialkot, Pakistan. Die Stadt, nahe der indischen Grenze gelegen und etwa so groß wie Leipzig, ist das Herz der Fußballball-Produktion. Hier entstehen die Bälle, die in der ersten bis dritten Bundesliga von der deutschen Firma Derbystar genutzt werden.

Bundesliga: Fußball kommt aus Pakistan

Die Produktion unterscheidet sich von der glanzvollen Welt des Profifußballs: Statt jubelnden Fans und gepflegten Stadien gibt es hier surrende Nähmaschinen und staubige Straßen. In der Fabrik von Anwar Khawaja Industries, die mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit kooperiert, wird jeder Ball mit Präzision und Handarbeit gefertigt – unter fairen Arbeitsbedingungen.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze war vor Ort, um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen und auf das Lieferkettengesetz aufmerksam zu machen. „Es ist unsere Verantwortung, sicherzustellen, dass Menschenrechte eingehalten und die Umwelt geschützt wird. Das Lieferkettengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen dazu, auch bei ihren internationalen Zulieferern Verantwortung zu übernehmen“, sagte Schulze während ihres Besuchs in der Fabrik zu IPPEN.MEDIA .

Bundesliga: Produktion bei 38 Grad schwüler Hitze

In stickiger Hitze von 38 Grad sitzt Mohamad, ein erfahrener Arbeiter, der einen der Bälle für das nächste Spiel von Eintracht Frankfurt per Hand zusammennäht. Trotz der hohen Temperaturen und der schwülen Luft arbeiten die Männer und Frauen in der Fabrik konzentriert und routiniert. Sie produzieren täglich rund 20.000 Bälle, darunter auch die Bälle, die Bayer Leverkusen auf ihrem Weg zur Meisterschaft in der letzten Saison nutzte und mit denen sich Bayern München diese Bundesliga-Saison zum Meister schießen will.

Seit 2017 hat die Fabrik durch die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern erhebliche Fortschritte in Sachen Arbeitsschutz und Nachhaltigkeit gemacht. Es gibt medizinische Versorgung und ein System zur Entgegennahme von Beschwerden der Arbeiter. Doch die Bedingungen sind nicht überall so gut. Die Textilindustrie in Pakistan ist nach wie vor von Ausbeutung geprägt, und verbindliche Regeln sind notwendig, um fairere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Produktion des Fußballs für die Bundesliga: So arbeiten die Frauen in Pakistan

Auch für Frauen spielt die Fabrik eine besondere Rolle. In einer eigenen Abteilung arbeiten sie an der Bemalung und Bedruckung der Bälle – eine Chance, die viele Frauen sonst in der pakistanischen Gesellschaft nicht hätten. Fabrikbesitzer Khurram Anwar Khawaja betont, dass Frauen für die Firma von großem Wert sind: „Frauen arbeiten mit großer Sorgfalt und Konzentration. Ihre Beschäftigung ist für uns ein Vorteil und hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun.“

Sialkot ist nicht nur der Produktionsort für die Bälle von Derbystar, sondern auch für viele der weltweit führenden Sportmarken wie Adidas, Nike und Puma. Jährlich werden hier rund 43 Millionen handgenähte Fußbälle produziert – das entspricht etwa 70 Prozent der weltweiten Produktion. Die enge Verbindung zwischen der Bundesliga und den Bällen aus Pakistan bleibt somit ein faszinierendes Beispiel für die Globalisierung des Fußballs.

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